Hellgraue Fassaden eines Berliner Plattenbauviertels in der Sonne, einige Loggien sind weinrot gefärbt.
Die Balkons von Deutschlands Mietshäusern können zu kleinen Solarkraftwerken werden. (Foto: A. P. Wal/​Pixabay)

Grüner Salat, Tomaten, Kartoffeln – aus eigenem Anbau. Es ist ein Trend. Wer sich mit frischer Ernte aus dem (Schreber-)Garten oder von der Miet-Parzelle auf dem Acker eines Bauern selbst versorgen kann, schätzt sich glücklich. Gerade in Großstädten ist der Run auf die eigene – oder gepachtete – Scholle groß.

Doch auch in anderen Bereichen ist das Selbermachen zunehmend beliebt. Brot backen, Klamotten nähen, Heimwerken – und Strom produzieren.

Eigenheimbesitzer können das schon lange tun. Vor allem, seit im Jahr 2000 das Erneuerbare-Energien-Gesetz eingeführt wurde und der produzierte Strom mindestens kostendeckend vergütet wird. Inzwischen gibt es hierzulande 2,2 Millionen Photovoltaik-Anlagen, die meisten davon auf Ein- und Zweifamilienhäusern.

Doch der Trend zum Selbermachen erfasst zunehmend auch Mieter, wie eine neue Untersuchung der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin zeigt. Auch die können sich nämlich Strom von der Sonne holen, indem sie sich einfache Balkon-Solargeräte zulegen.

Man nennt sie auch "Steckersolaranlagen", weil der Anschluss der relativ kleinen Module mit unter einem Kilowatt Leistung ohne großen Installationsaufwand einfach ins heimische Stromnetz gestöpselt werden kann.

Viele Mieter noch unentschlossen

Scheint die Sonne, wird der produzierte Strom von den Geräten in der Wohnung verbraucht, der Bezug von Strom vom Elektrizitätsversorger sinkt entsprechend. Amortisiert hat sich so ein Teil nach wenigen Jahren.

Die Untersuchung zeigt, dass der Markt für die Steckergeräte schon jetzt deutlich größer als bislang gedacht. Inzwischen sind schon fast 200.000 davon installiert, allein im vergangenen Jahr kamen rund 80.000 hinzu. Zusammen haben sie eine Peak-Leistung von 66 Megawatt.

Trotzdem ist hier noch viel Luft nach oben. Es zeigte sich nämlich, dass zwar durchaus immer mehr Mieter die Mini-PV-Anlagen an ihrem Balkon oder auf einer Terrasse nutzen. Die Mehrheit der Steckergeräte wurde allerdings woanders installiert, etwa im Garten oder auf einem Dach. Und zwar vermutlich doch eher von Wohnungs- oder Hausbesitzern.

Joachim Wille ist Chefredakteur des Online-Magazins Klimareporter°.

Der Schluss daraus: Mietern müssen die Vorteile des Selbstmach-Stroms wohl noch besser nahegebracht werden. Und die Hürden, die so mancher Netzbetreiber vor dem Anschluss aufstellt, gehören endlich abgeschafft.

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