March for Science 22.4.2017
Schon beim "March for Science" 2017 forderten Menschen, den Klimawandel endlich als ernste Bedrohung anzuerkennen. (Foto: Susanne Schwarz)

Nach den Scientists for Future, die schon seit Monaten die Schulstreik-Bewegung Fridays for Future unterstützen, melden sich immer mehr Wissenschaftler zur Klimapolitik zu Wort. Die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina hat jetzt die Bundesregierung in einer Stellungnahme zu mehr Klimaschutz aufgefordert.

Das Ziel des Pariser Klimaabkommens sei nur noch zu erreichen, "wenn sofort sowohl nationale wie auch internationale Vereinbarungen eingehalten werden", heißt es in dem Papier.

Durch die wachsende Unterstützung in der Bevölkerung habe die Politik jetzt die einmalige Chance, verschiedene Weichen für einen Wandel zur Nachhaltigkeit zu stellen. Um das deutsche Klimaziel von 55 Prozent Emissionsminderung bis 2030 zu erreichen, fordert die Leopoldina eine "zügigere Umsetzungsstrategie".

Die Wissenschaftsvereinigung schlägt auch Maßnahmen vor, wie das funktionieren kann. So unterstützt sie die Forderung nach einem einheitlichen und sektorübergreifenden CO2-Preis für alle Treibhausgasemissionen. Langfristig sollen auch der Verkehr und die Gebäude in den EU-Emissionshandel einbezogen werden. Da es dafür aber hohe politische Hürden gebe, solle man sich für eine Übergangszeit an dieses Ideal annähern.

"Die Politik muss dieses Signal rasch setzen als Kernelement eines mutigen Klimaschutzgesetzes", heißt es in der Stellungnahme. Die Einnahmen müssten transparent investiert werden, zum Beispiel als sozialer Ausgleich und für die Absenkung der Stromsteuer.

Außerdem verlangt die Leopoldina Investitionen in Erneuerbare, ein modernes Stromnetz und in Speichertechnologien wie Power-to-Gas, Batterien und Power-to-Liquid. Für den Verkehrssektor fordert die Gelehrtengesellschaft eine "massive Elektrifizierung".

Die Akademie hat 1.600 Mitglieder aus nahezu allen Bereichen der Wissenschaft. 2008 wurde sie zur "Nationalen Akademie der Wissenschaften Deutschlands" ernannt. In dieser Funktion vertritt sie die deutsche Wissenschaft im Ausland und berät Politik und Öffentlichkeit.

Internationales Bündnis ruft Klimanotstand aus

International gesehen ist die Leopoldina nicht der erste Zusammenschluss aus der Wissenschaft, der von den Regierenden mehr Klimaschutz fordert. So hat kürzlich ein internationales Bündnis aus mehr als 7.000 Hochschulen und Weiterbildungseinrichtungen von sechs Kontinenten den Klimanotstand ausgerufen.

Die Bildungsstätten wollen sich nach eigener Aussage verpflichten, bis 2030 oder allerspätestens 2050 klimaneutral zu werden. Außerdem wollen sie mehr Geld in "handlungsorientierte Klimawandelforschung" stecken und mehr Umwelt- und Nachhaltigkeitsbildung in die Lehrpläne aufnehmen. Aus Deutschland ist laut der Liste bisher nur die TU Dortmund dabei.

Allerdings zeigt ein anderes Beispiel, dass Klimaschutz auch hierzulande in der Forschung wichtiger wird. So hat ein Zusammenschluss aus den drei großen Berliner Universitäten zusammen mit der Charité vergangene Woche angekündigt, ein "Zentrum zum Klimawandel" zu gründen.

Damit wollen sich die Universitäten untereinander vernetzen und gemeinsam für den Klimaschutz engagieren. Man sei schon im Gespräch mit Scientists for Future und Fridays for Future für eine mögliche Zusammenarbeit.

Lesen Sie dazu die Kolumne von Joachim Wille:

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