Die bisher größte Protestaktion auf dem Konferenzgelände eines Klimagipfels fand am Samstag statt. Mehrere hundert Menschen aus aller Welt forderten von den reichen Ländern Klimagerechtigkeit, finanziellen Ausgleich für die Klimaschäden und die Entmachtung der fossilen Industrie – und das ohne jeden Aufschub.
von
Jörg Staude
Die Demonstration fand auf dem umzäunten und gesicherten Konferenzgelände statt, nicht in der Stadt Sharm el-Sheikh, wo die ägyptische Regierung keine Großdemo erlaubte. (Foto: Jörg Staude)
Weil eine große Demonstration auf den Straßen von Sharm el-Sheikh nicht genehmigt wurde, machten die Organisator:innen aus der Not eine Tugend. Sie verlegten den geplanten Protest in die sogenannte Blue Zone des Klimagipfels COP 27 – dorthin, wo die Verhandlungsmaschine läuft und die Länder, Firmen und Organisationen sich präsentieren.
Bei der COP 26 vor einem Jahr in Glasgow waren bei einem globalen Aktionstag noch Zehntausende demonstrierend durch die schottische Stadt gezogen.
Kleinere Proteste gibt es in Sharm el-Sheikh jeden Tag innerhalb der Blue Zone. So eine große Demo mit mehreren hundert Menschen über anderthalb Stunden hat bisher innerhalb der "Mauern" des Gipfels nicht stattgefunden. Dort hat zwar die UN-Polizei das Sagen, das hinderte aber jede Menge ägyptische "Beobachter" offenbar nicht daran, die ganze Demonstration von allen Seiten abzufilmen.
Der Protestzug wurde dann in einen eher abgelegenen Teil des Konferenzgeländes geleitet. So wurde eine direkte Konfrontation mit den verhandelnden Delegationen weitgehend vermieden.
Auffallend an der Demo war die Schärfe und die spürbare Ungeduld, mit der inzwischen viele Forderungen aus der Klimabewegung vorgetragen wurden, besonders in Bezug auf den Ausgleich von Verlusten und Schäden, die vor allem die Industrieländer mit ihren Treibhausgasemissionen in den Entwicklungsländern anrichten.
Ohne eine handfeste Zusage für Reparationen könne der Gipfel nicht enden, forderten viele Redner:innen aus Afrika, Asien oder von indigenen Völkern. Sie stellten klar: "Wir werden niemals Ruhe geben."
Ihr Land sei eines der gefährlichsten für politische Aktivitäten, schilderte Mitzi Jonelle Tan von Fridays for Future auf der Kundgebung die Lage auf den Philippinen. Sie nannte die Namen einer Reihe junger Menschen, die wegen ihres Einsatzes für Klimagerechtigkeit im Gefängnis sitzen. Es könne keine Klimagerechtigkeit geben, ohne die Menschenrechte einzuhalten, betonten Tan und viele weitere Redner:innen.
Tan sprach auch über das Versäumnis der reichen, umweltverschmutzenden Nationen, für die Verluste und Schäden zu zahlen: "Das ist ihre Schuld uns gegenüber, und sie müssen sie begleichen."
Andere wiesen auf der Demo darauf hin, dass erst die Ressourcen ihrer Länder geraubt worden seien und die Industrieländer sich jetzt weigerten, ihre Klimaschulden zu bezahlen. Wenn führende Politiker:innen der Industrieländer behaupteten, sie hätten kein Geld, dann liege das daran, dass sie ihre fossilen Industrien entlasteten.
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Noch ist die Straße, auf der man das Gelände der COP 27 in Sharm el-Sheikh normalerweise verlässt, leer, aber eine der wichtigsten Forderungen der kommenden Demonstration – der Ausgleich für die Verluste und Schäden durch die Erderwärmung – ist schon präsent. Später werden alle Redner:innen auf diese Forderung zurückkommen.
Einzelne Frau mit Transparent auf der fast leeren Straße vor dem Konferenzzentrum der COP 27.
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Klimagerechtigkeit bedeutet auch, das Land denen zurückzugeben, die dort seit Langem leben und es bewirtschaften, und keinen "CO2-Kolonialismus" zu betreiben, indem etwa Baumplantagen angelegt werden, um damit gewinnbringende CO2-Zertifikate zu generieren.
Protestzug mit einem Transparent, das sich gegen Kolonialismus wendet.
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Die Aktivist:innen scheuen sich nicht, den Kapitalismus für den fortschreitenden Klimawandel und dessen Folgen verantwortlich zu machen. Das wurde auch in den Reden mehrfach betont.
Ein Demo-Transparent fordert Systemwandel statt Klimawandel.
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Die besonders stark betroffenen kleinen Inselstaaten sind auf der Demo ebenfalls präsent. Die Zahl der Menschen, deren Existenz vom Klimawandel bedroht ist, geht inzwischen in die Hunderte Millionen.
Vertreterinnen und Vertreter der kleinen Inselstaaten auf der COP-27-Demo.
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Natürlich darf auf der Kundgebung das 1,5-Grad-Ziel nicht fehlen. Hier spielt es aber eine untergeordnete Rolle, weil niemand mehr ernsthaft annimmt, dass dieses Ziel noch eingehalten wird.
Ein Demo-Transparent fordert die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels.
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Die Gipfel-Polizei zwängte den gesamten Demozug einen schmalen Weg hinunter zur Abschlusskundgebung, statt einfach den Platz freizugeben. Gründe dafür wurden nicht genannt. Insgesamt gab es aber keine Zwischenfälle.
Demonstrierende der COP-27-Demo gehen durch einen schmalen Zugang zwischen dem Konferenzrebäude und einer Rampe.
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Dicht gedrängt standen die Menschen bei der Abschlusskundgebung, bei der vor allem Redner:innen aus den Entwicklungsländern das Wort ergriffen.
Demonstrierende während der Abschlusskundgebung der COP-27-Demonstration.
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Handfeste Zusagen zum finanziellen Ausgleich der Verluste und Schäden durch den Klimawandel forderten viele Redner:innen und stellten klar: "Wir werden niemals Ruhe geben."
Demonstrierende während der Abschlusskundgebung der COP-27-Demonstration.
Noch ist die Straße, auf der man das Gelände der COP 27 in Sharm el-Sheikh normalerweise verlässt, leer, aber eine der wichtigsten Forderungen der kommenden Demonstration – der Ausgleich für die Verluste und Schäden durch die Erderwärmung – ist schon präsent. Später werden alle Redner:innen auf diese Forderung zurückkommen.
Klimagerechtigkeit bedeutet auch, das Land denen zurückzugeben, die dort seit Langem leben und es bewirtschaften, und keinen "CO2-Kolonialismus" zu betreiben, indem etwa Baumplantagen angelegt werden, um damit gewinnbringende CO2-Zertifikate zu generieren.
Die Aktivist:innen scheuen sich nicht, den Kapitalismus für den fortschreitenden Klimawandel und dessen Folgen verantwortlich zu machen. Das wurde auch in den Reden mehrfach betont.
Die besonders stark betroffenen kleinen Inselstaaten sind auf der Demo ebenfalls präsent. Die Zahl der Menschen, deren Existenz vom Klimawandel bedroht ist, geht inzwischen in die Hunderte Millionen.
Natürlich darf auf der Kundgebung das 1,5-Grad-Ziel nicht fehlen. Hier spielt es aber eine untergeordnete Rolle, weil niemand mehr ernsthaft annimmt, dass dieses Ziel noch eingehalten wird.
Die Gipfel-Polizei zwängte den gesamten Demozug einen schmalen Weg hinunter zur Abschlusskundgebung, statt einfach den Platz freizugeben. Gründe dafür wurden nicht genannt. Insgesamt gab es aber keine Zwischenfälle.
Dicht gedrängt standen die Menschen bei der Abschlusskundgebung, bei der vor allem Redner:innen aus den Entwicklungsländern das Wort ergriffen.
Handfeste Zusagen zum finanziellen Ausgleich der Verluste und Schäden durch den Klimawandel forderten viele Redner:innen und stellten klar: "Wir werden niemals Ruhe geben."
Fotos: Jörg Staude