Demonstrierende während der Abschlusskundgebung der COP-27-Demonstration.
Die Demonstration fand auf dem umzäunten und gesicherten Konferenzgelände statt, nicht in der Stadt Sharm el-Sheikh, wo die ägyptische Regierung keine Großdemo erlaubte. (Foto: Jörg Staude)

Weil eine große Demonstration auf den Straßen von Sharm el-Sheikh nicht genehmigt wurde, machten die Organisator:innen aus der Not eine Tugend. Sie verlegten den geplanten Protest in die sogenannte Blue Zone des Klimagipfels COP 27 – dorthin, wo die Verhandlungsmaschine läuft und die Länder, Firmen und Organisationen sich präsentieren.

Bei der COP 26 vor einem Jahr in Glasgow waren bei einem globalen Aktionstag noch Zehntausende demonstrierend durch die schottische Stadt gezogen.

Kleinere Proteste gibt es in Sharm el-Sheikh jeden Tag innerhalb der Blue Zone. So eine große Demo mit mehreren hundert Menschen über anderthalb Stunden hat bisher innerhalb der "Mauern" des Gipfels nicht stattgefunden. Dort hat zwar die UN-Polizei das Sagen, das hinderte aber jede Menge ägyptische "Beobachter" offenbar nicht daran, die ganze Demonstration von allen Seiten abzufilmen.

Der Protestzug wurde dann in einen eher abgelegenen Teil des Konferenzgeländes geleitet. So wurde eine direkte Konfrontation mit den verhandelnden Delegationen weitgehend vermieden.

Auffallend an der Demo war die Schärfe und die spürbare Ungeduld, mit der inzwischen viele Forderungen aus der Klimabewegung vorgetragen wurden, besonders in Bezug auf den Ausgleich von Verlusten und Schäden, die vor allem die Industrieländer mit ihren Treibhausgasemissionen in den Entwicklungsländern anrichten.

Ohne eine handfeste Zusage für Reparationen könne der Gipfel nicht enden, forderten viele Redner:innen aus Afrika, Asien oder von indigenen Völkern. Sie stellten klar: "Wir werden niemals Ruhe geben."

Ihr Land sei eines der gefährlichsten für politische Aktivitäten, schilderte Mitzi Jonelle Tan von Fridays for Future auf der Kundgebung die Lage auf den Philippinen. Sie nannte die Namen einer Reihe junger Menschen, die wegen ihres Einsatzes für Klimagerechtigkeit im Gefängnis sitzen. Es könne keine Klimagerechtigkeit geben, ohne die Menschenrechte einzuhalten, betonten Tan und viele weitere Redner:innen.

Tan sprach auch über das Versäumnis der reichen, umweltverschmutzenden Nationen, für die Verluste und Schäden zu zahlen: "Das ist ihre Schuld uns gegenüber, und sie müssen sie begleichen."

Andere wiesen auf der Demo darauf hin, dass erst die Ressourcen ihrer Länder geraubt worden seien und die Industrieländer sich jetzt weigerten, ihre Klimaschulden zu bezahlen. Wenn führende Politiker:innen der Industrieländer behaupteten, sie hätten kein Geld, dann liege das daran, dass sie ihre fossilen Industrien entlasteten.

Fotos: Jörg Staude

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