Der fortschreitende Klimawandel erfordert intensive Maßnahmen zur Anpassung – etwa eine trockenheitsresistente Landwirtschaft, höhere Deiche zum Schutz vor dem steigenden Meeresspiegel, eine bessere medizinische Versorgung für den Fall von Hitzewellen. Dafür stehen weltweit jedoch zu wenig Mittel bereit, und die Finanzierungslücke wächst sogar.

Das geht aus dem "Adaption Gap Report 2023" des UN-Umweltprogramms Unep hervor. Die Welt sei "unterfinanziert und unvorbereitet", warnte Unep-Direktorin Inger Andersen am Donnerstag bei der Vorstellung des Berichts am Unep-Sitz in Nairobi.

 

Laut dem Report verlangsamen sich die Fortschritte bei der Klimaanpassung in allen Bereichen, obwohl sie sich eigentlich beschleunigen müssten, um mit den immer schlimmeren Folgen der Klimaveränderungen Schritt zu halten.

Die aktuelle Finanzierungslücke ist nach Schätzungen auf 194 bis 366 Milliarden US-Dollar pro Jahr angewachsen. Grund dafür ist der steigende Finanzbedarf für die Anpassung aufgrund des wärmeren Klimas sowie der stockende Zufluss von Geldern aus den Industrieländern. Tatsächlich sei der Finanzbedarf der Entwicklungsländer in diesem Sektor zehn- bis 18-mal so hoch wie die internationalen öffentlichen Finanzströme dafür, so Unep.

Diese Hilfsgelder sind laut dem Report 2021 sogar um 15 Prozent auf 21 Milliarden Dollar zurückgegangen – und das trotz der Zusage der reichen Staaten, die Mittel für die Anpassungsfinanzierung bis 2025 auf jährlich rund 40 Milliarden Dollar hochzufahren.

Andersen erinnerte daran, dass sich der Klimawandel in diesem Jahr nochmals verschärft habe. "Temperaturrekorde wurden gebrochen, während Stürme, Überschwemmungen, Hitzewellen und Waldbrände verheerende Folgen hatten", sagte die Unep-Chefin.

Dies zeige deutlich, dass die Welt dringend die Treibhausgasemissionen reduzieren und die Anpassungsbemühungen verstärken müsse, um gefährdete Bevölkerungsgruppen zu schützen. "Beides ist nicht der Fall", urteilte Andersen.

Klimaanpassung an Küsten zahlt sich 14-fach aus

Der Adaptation Gap Report wurde bewusst im Vorfeld des UN-Klimagipfels COP 28 veröffentlicht, der am 30. November in Dubai beginnt. Andersen forderte die politischen Entscheidungsträger auf, sich dort mit entsprechenden Finanzzusagen für den Schutz ärmerer Länder und betroffener Bevölkerungsgruppen zu engagieren.

UN-Generalsekretär António Guterres sagte in einer Botschaft zu dem Unep-Report, Maßnahmen zum Schutz von Mensch und Natur seien dringender denn je. Leben und Lebensgrundlagen gingen verloren, wobei die Schwächsten am meisten litten.

"Wir befinden uns in einem Anpassungsnotstand", erklärte Guterres. "Wir müssen entsprechend handeln. Und Maßnahmen ergreifen, um die Anpassungslücke zu schließen, jetzt."

Der UN-Report verweist auf eine Studie, wonach allein die 55 weltweit am stärksten vom Klima gefährdeten Staaten in den letzten zwei Jahrzehnten Verluste und Schäden in Höhe von mehr als 500 Milliarden US-Dollar erlitten haben. Diese Kosten würden in den kommenden Jahrzehnten steil ansteigen, vor allem, wenn keine energischen Maßnahmen für Klimaschutz und -anpassung ergriffen werden.

 

Studien zeigen laut Unep aber auch, wie positiv sich Anpassungsmaßnahmen auswirkten. So führe jede Milliarde Dollar, die in die Anpassung an Überschwemmungen an den Küsten investiert wird, zu einer Verringerung der wirtschaftlichen Schäden um 14 Milliarden Dollar.

Weiteres Beispiel: Eine Investition von 16 Milliarden Dollar pro Jahr in eine resiliente Landwirtschaft bewahre etwa 78 Millionen Menschen in den betroffenen Regionen davor, aufgrund der Klimaauswirkungen chronischen Hunger zu leiden oder sogar zu verhungern.