Für UN-Verhältnisse ist das rasant. Ein internationales Plastikabkommen, um die Verschmutzung mit Kunststoff-Müll an Land und im Meer zu verringern, soll bereits 2024 ausverhandelt sein und 2025 in Kraft treten.

 

Am heutigen Montag startet die zweite von insgesamt fünf Verhandlungsrunden dazu in Paris. Und die Chancen stehen nicht schlecht, dass dort deutliche Fortschritte erzielt werden. Nichtregierungsorganisationen kritisieren allerdings, die Ziele des geplanten Abkommens seien zu schwach und der Verhandlungsprozess zu intransparent.

Die negativen Folgen der seit Mitte des letzten Jahrhunderts stark angestiegenen Plastikproduktion sind unumstritten. Der Kunststoffmüll belastet Böden, Flüsse, Seen, Ozeane sowie die Luft und zersetzt sich nur sehr langsam. Mikroplastik im menschlichen Körper hat Gesundheitsrisiken zur Folge. Und die Produktion von Kunststoffen, die derzeit weltweit bei rund 400 Millionen Tonnen jährlich liegt, geht mit enormen CO2-Emissionen einher.

Ein Auslöser dafür, ein Plastikabkommen anzustreben, war die Erkenntnis, dass sich auf den Weltmeeren riesige Kunststoff-Strudel gebildet haben. Eine Studie aus dem Jahr 2020 zeigte, dass pro Jahr 19 bis 23 Millionen Tonnen Plastikmüll in Flüsse, Seen und Meere gelangen, was elf Prozent des angefallenen Plastikmülls entspricht. Bis 2030 könnte der jährliche Eintrag in Gewässer danach auf bis zu 53 Millionen Tonnen ansteigen.

Es gibt Möglichkeiten, das Problem in den Griff zu bekommen. Laut dem UN-Umweltprogramm Unep könnte die Plastik-Neuproduktion bei einem Systemwechsel Richtung Kreislaufwirtschaft bis 2040 mehr als halbiert werden.

Die Menge des in die Umwelt gelangenden Plastikmülls ließe sich um mehr als 80 Prozent reduzieren, so ein Unep-Report, der vorige Woche veröffentlicht wurde. Stichworte sind mehr Recycling, Umstellung auf Mehrwegsysteme, Ersatz durch andere Materialien.

"Aus dem Wundermaterial ist ein katastrophales Material geworden – zumindest in der Art und Weise, wie wir es verwenden", mahnte Unep-Chefin Inger Andersen bei der Präsentation des Berichts. Vor allem die Menschen in den ärmsten Ländern und Regionen litten darunter.

Petrochemie mit am Verhandlungstisch?

Bei dem Treffen in Paris soll es, nachdem die erste Verhandlungsrunde im November in Uruguay vor allem formale Fragen betraf, nun an die konkrete inhaltliche Arbeit gehen. Beobachter erwarten vor allem aus zwei Gründen Fortschritte.

Einerseits hat sich eine einflussreiche "High Ambition Coalition" gebildet, initiiert von Entwicklungsländern wie Ecuador, Peru und Ruanda. Sie hat schon beim ersten Treffen erreicht, dass Gegenstand des Abkommens neben der Müllentsorgung auch die Plastik-Neuproduktion sein soll.

Andererseits gibt es auch in der Kunststoffindustrie einflussreiche Stimmen, die für eine effektive Regelung eintreten, die das Recycling und den Umstieg auf Alternativen voranbringt. Denn auch damit lässt sich gut Geld verdienen.

Gegenteilig ist die Interessenlage der Erdöl- und Erdgaskonzerne, die der Kunststoffindustrie weiterhin die Rohstoffe liefern wollen, während der Absatz für Verkehr und Heizung wegen der Elektrifizierung dieser Bereiche tendenziell sinken wird.

Umweltverbände dringen darauf, dass bei den Verhandlungen ein Abkommen entsteht, das besonders gefährliche Kunststoffe verbietet und für die anderen verbindliche, jährlich steigende Quoten für Reduktion und Recycling einführt – ergänzt durch Sanktionen für Länder, die sich nicht daran halten. Organisationen wie Greenpeace kritisieren, dass an den Verhandlungen in Paris auch die Erdölchemie-Lobby teilnehmen werde.

"Die petrochemische Industrie gehört nicht an den Verhandlungstisch – sondern mitsamt ihrem Plastikmüll ins Museum", sagte Greenpeace-Expertin Viola Wohlgemuth. "Das Märchen vom sauberen Recycling als Lösung der Plastikkrise ist ausgeträumt", meinte sie. Nötig seien flächendeckende Mehrweg-Angebote.

Zu der Verhandlungsrunde in Paris werden am Montag rund 1.500 internationale Delegierte erwartet. Vorgeschaltet ist ein öffentlicher Dialog, zu dem Frankreichs Präsident Emmanuel Macron Umweltministerinnen, -minister und -organisationen eingeladen hat.

Auch der Weltumwelttag am 5. Juni ist in diesem Jahr dem Kampf gegen die Plastikverschmutzung gewidmet.