Vorrichtung zur Probenahme wird vom Schiff ins Meer heruntergelassen.
Probenahme im Kurilengraben: Die Gräben am Ozeanboden scheinen ein Sammelbecken für Mikroplastik zu sein. (Foto: Senckenberg Forschungsinstitut)

Rund 400 Millionen Tonnen Plastik produziert die Menschheit – und das jedes Jahr. Bis zu acht Prozent der globalen Erdöl- und Erdgas-Produktion werden hierfür verbraucht. Und allzu oft fließen die Rohstoffe in Ex-und-hopp-Produkte, die schnell zu Müll werden.

Kunststoff-Abfälle finden sich an Straßenrändern, in Wäldern, in Flüssen. Ja, wahre "Plastikkontinente" sind in den Weltmeeren entstanden, der größte davon im Pazifik.

Doch es ist noch dramatischer. Länger ist bekannt, dass Mikroplastik sich fast überall auf der Welt verteilt. Aber nun zeigen neue Forschungen: Auch in den tiefsten Tiefen der Ozeane finden sich Plastikreste – sogar 8.255 Meter unter der Wasseroberfläche.

Ermittelt haben dies Forscherinnen vom Senckenberg Forschungsinstitut in Frankfurt am Main zusammen mit Kollegen des Alfred-Wegener-Instituts und des Thünen-Instituts. Sie untersuchten Sedimentproben aus dem Kurilengraben, einem Tiefseegraben zwischen Japan und Kamtschatka im nordwestlichen Teil des Pazifischen Ozeans.

Laut ihrer Studie fanden sich in einem Kilogramm Sediment zwischen 14 und 209 Mikroplastik-Teilchen. Insgesamt 15 verschiedene Plastikarten waren nachweisbar.

Alle Sedimente enthielten Polypropylen – ein Standardkunststoff, der häufig für Verpackungen verwendet wird. In 75 Prozent der Proben wurde zudem Polyethylen und in 63 Prozent Polyester gefunden. Insgesamt 15 Plastiksorten waren es.

Und ausgerechnet an einer der am tiefsten gelegenen Beprobungsstationen war die Zahl am höchsten. Naheliegende Schlussfolgerung für Hauptautorin Serena Abel vom Senckenberg-Institut: "Diese Gräben sind richtige Plastik-Fallen." Denn die Partikel werden dort quasi festgehalten.

Damit könnte ein Rätsel gelöst sein – wo nämlich jene Plastikmüll-Mengen zu suchen sind, deren Verbleib in den bisherigen Kalkulationen bisher unbekannt ist. Nämlich in den Gräben am Ozeanboden.

Joachim Wille ist Chefredakteur des Online-Magazins Klimareporter°.

Das Fatale dabei: Wirklich weg sind sie damit nicht.

Denn, wie Senckenberg-Professorin Angelika Brandt erläutert: "Mikroplastik in der Tiefsee bedeutet auch, dass die Basis der Nahrungskette betroffen ist, da viele wirbellose Tiere Sediment inklusive der Mikroplastikpartikel fressen. Kommende Generationen werden daher leider noch lange mit den Spuren der heutigen Umweltverschmutzung konfrontiert sein."

Auf ihrem Teller, wenn sie Fisch essen.

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