Plastikmüll ist ein Riesenthema. Schülergruppen kämpfen in vielen Städten gegen Plastiktüten. Plastikstrohhalme dürfen bald nicht mehr verwendet werden.
Nichtsdestotrotz wird sie größer, die Plastikmüllhalde. Viel Moral, keine Müllvermeidung.
Es gab einmal die Vorgabe, dass Getränke zu mindestens zu 70 Prozent in Mehrwegflaschen verkauft werden müssen. Seit vielen Jahren beobachten wir, dass die Unternehmen sich nicht darum scheren.
Im Jahr 2017 wurden nur etwa 42 Prozent der Getränke in Mehrwegflaschen abgefüllt. Der Anteil von Mehrwegflaschen lag damit 0,5 Prozentpunkte unter dem Wert des Jahres 2016.
Das zeigen die aktuellen Zahlen zur Getränkeabfüllung in Deutschland, die das Umweltbundesamt (UBA) soeben vorgelegt hat.
Vor rund zehn Jahren lag der Anteil der Mehrwegflaschen noch bei 48 Prozent.
Mehrwegflaschen aus Glas können 50-mal – PET-Mehrwegflaschen 20-mal befüllt werden. Ist doch eigentlich super oder?
Michael Kopatz
ist Projektleiter im Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie und hat das Konzept der Ökoroutine entwickelt. Sein neues Buch hat den Titel Schluss mit der Ökomoral. Wir wir die Welt retten, ohne ständig daran zu denken.
Wenn die Wässerchen und Bierchen dann auch noch mit etwas Lokalpatriotismus gekauft würden, dann wäre das doch wunderbar. Denn Mehrwegflaschen aus der Region schneiden wegen geringer Transportemissionen aus Umweltschutzsicht am besten ab.
Da Getränkeverpackungen mehr als ein Viertel der deutschen Verpackungsabfälle ausmachen, würde ein höherer Mehrweganteil den Verpackungsabfall deutlich reduzieren, mahnt das UBA.
Was ich mir wünsche: Statt moralischer Appelle machen wir die Mehrwegflasche zum Standard.
Es gibt einfach nichts anderes mehr. Die Unternehmen bekommen eine Übergangszeit, um sich darauf vorzubereiten, sagen wir bis zum Jahr 2023.
Ganz einfach, oder? Wir reden zu wenig von den Dingen, die sich ganz leicht umsetzen lassen.
Was ich mir wünsche: Mehr Mut und Tatkraft in der Politik.
Covering Climate Now
Klimareporter° beteiligt sich wie rund 250 andere Zeitungen und (Online-)Magazine weltweit an der Initiative "Covering Climate Now". Die teilnehmenden Medien verpflichten sich, vor allem in der Woche vor dem New Yorker UN-Klimagipfel am 23. September über die Klimakrise zu berichten. Wir freuen uns über die Bewegung in der Medienlandschaft. Klimaschutz braucht guten und kritischen Journalismus.