Protestzug zum Kampagnenstart von "Debt for Climate" während des G7-Gipfels 2022 in Bayern. (Bild: Debt for Climate Germany)

Billionen US-Dollar an Schulden lasten auf den Ländern im globalen Süden, die am meisten unter der Klimakrise leiden. Einen vollständigen Schuldenerlass fordert daher die Bewegung Debt for Climate (Schulden für Klima) während der aktuell laufenden Jahrestagung von Weltbank und Internationalem Währungsfonds (IWF) in Marrakesch.

Ihr Argument: Nur eine solche Entlastung ermögliche in den betroffenen Ländern eine Energiewende und damit den Verzicht auf das Fördern und Verfeuern großer Mengen an fossilen Brennstoffen.

Das Schuldenproblem verschärft sich derzeit. Die Inflation, angetrieben durch den Krieg in der Ukraine, und die westliche Zinspolitik haben viele Entwicklungsländer seit 2022 tiefer in die Schuldenspirale getrieben.

Besonders kritisch wird es, wenn Anleihen, die zu niedrigen Zinsen aufgenommen wurden, nun bei höherem Niveau refinanziert werden müssen. Der IWF warnte in diesem Zusammenhang vor einem "Schuldenwall", der 2024 und 2025 auf viele Länder zukomme.

Debt for Climate – eine Koalition von Gruppen aus Gewerkschaften, indigenen Gemeinschaften, Sozial- und Umweltbewegungen aus dem globalen Süden sowie Nichtregierungsorganisationen aus Industrieländern – hakt hier ein. Die Bewegung veranstaltet vom 12. bis 15. Oktober Protestaktionen, um eine sofortige Streichung der Schulden zu fordern. Geplant sind Demonstrationen und Aktionen in mehreren Ländern Afrikas, Lateinamerikas und Europas, auch in Deutschland.

Das Bündnis argumentiert, durch eine Schuldenstreichung würden nicht nur Mittel zur Bewältigung der Klimakrise frei, es werde für multinationale Konzerne auch schwerer, die Energierohstoffe in Entwicklungsländern auszubeuten. Das bringe "etwas Kontrolle in ihr Unwesen auf dem Planeten", sagte Renate Sponer von Debt for Climate Panama.

Die Gruppe will vor dem Finanzministerium des Landes eine Aktion durchführen. Wenn fossile Brennstoffe im Wert von Billionen Dollar im Boden blieben, werde das mehr als alles andere dazu beitragen, "die Welt zu einem grünen und gerechten Übergang zu bewegen", sagte Sponer.

Klimabewegung warnt vor Weltbank-IWF-Strategie

Dianey Mugalizi von Debt for Climate Kenia ergänzte, 93 Prozent der Länder, die durch den Klimawandel besonders gefährdet sind, seien auch in Schuldennot. Daher sei es "mörderisch", dass die reichen Nationen ihre historisch durch hohen CO2-Ausstoß aufgelaufenen enormen Klimaschulden nicht bezahlen – etwa durch die Schuldenstreichung.

Nur mit den dann frei werdenden Finanzmitteln könnten Länder des globalen Südens beginnen, sich auf die Katastrophen vorzubereiten, die ihnen jetzt und in Zukunft drohen, sagte Mugalizi.

Weltbank und IWF stehen generell unter dem Druck, mehr gegen die globalen Krisen zu tun. Eine Expertenkommission im Auftrag der G20-Staaten ermittelte zum Beispiel, dass die Weltbank und andere Entwicklungsbanken jährlich rund 260 Milliarden US-Dollar aufbringen müssten, um Ländern dabei zu helfen, den Klimawandel zu bremsen.

 

Die internationale Klimabewegung kritisiert die aktuellen Strategien der beiden Institutionen. Weltbank und IWF diskutierten "die üblichen Schritte zur Steigerung des Wachstums und zur Umstrukturierung der Volkswirtschaften, die die Schwächsten der Gesellschaft noch mehr belasten", sagte Melani Gunathilaka vom Netzwerk Climate Action Now Sri Lanka.

Dadurch würden die Entwicklungsländer in eine weitere Schuldenfalle gelockt – statt anzuerkennen, dass die Schulden des globalen Südens im Vergleich zu den Klimaschulden der reichen Welt verblassten.

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