Papst Franziskus schüttelt Juan Pablo Olsson die Hand. Daneben sitzt Esteban Servat mit einem Schild: Debt for Climate.
Am Mittwoch empfing Papst Franziskus die Gründer von "Debt for Climate", Juan Pablo Olsson (Mitte) und Esteban Servat, im Vatikan. (Foto: Servizio Fotografico Vaticano)

Viele Länder im globalen Süden ächzen unter extremen Staatsschulden. Insgesamt bringen sie inzwischen laut der UN-Wirtschaftsorganisation Unctad jährlich rund drei Billionen US-Dollar für den Schuldendienst auf. Die Regierungen dieser Länder sind dadurch gezwungen, ihrer Bevölkerung Sparmaßnahmen aufzuerlegen.

Die Nichtregierungsorganisation "Debt for Climate" fordert in einer Kampagne, die reicheren Länder, die Weltbank und der IWF sollten die Staatsschulden streichen, um Investitionen in Klimaschutz zu ermöglichen. Unterstützung erhält die Kampagne jetzt von Papst Franziskus.

"Debt for Climate" (Schulden für Klima) ist eine Organisation von Basisaktivisten zumeist aus Entwicklungsländern, die sich für Frauen- und Arbeitsrechte, sozialen Ausgleich und Klimaschutz engagieren. Sie wurde während des G7‑Gipfels im vergangenen Sommer auf Schloss Elmau ins Leben gerufen, Aktionen zum Thema Schuldenerlass gab es auch während der Herbsttagung des IWF und beim UN‑Klimagipfel in Ägypten.

Die NGO argumentiert: Die Verschuldung ist eine der Hauptursachen für die Klimakrise. Sie zwingt die betroffenen Länder dazu, weiterhin fossile Brennstoffe zu fördern und ihre Wirtschaft auf deren Export zu stützen, um die Schulden zurückzahlen zu können.

Papst Franziskus empfing die Mitbegründer der NGO, Juan Pablo Olsson und Esteban Servat, laut deren Mitteilung jetzt im Vatikan. Er wurde zitiert mit den Worten: "Ich danke euch für eure Arbeit, die die Menschen vereint. Macht weiter, ihr habt meine Unterstützung."

Olsson, ein Umweltsoziologe aus Argentinien, sagte dazu, der Papst sei ein globaler Vorreiter für soziale und Klima-Gerechtigkeit. "Er erkennt die Klimaschuld der größten CO2-Produzenten im globalen Norden gegenüber den Ländern im globalen Süden an, die weniger emittiert haben, aber vom Klimawandel stärker betroffen sind." Der Erlass der finanziellen Schulden der Entwicklungsländer sei ein wichtiger erster Schritt, um dieses Unrecht zu korrigieren.

Der in Deutschland lebende argentinische Wissenschaftler Servat ergänzte, dies werde "weltweit zu beispiellosen Klimaschutzmaßnahmen führen, indem es eine gerechte Energiewende ermöglicht, bei der fossile Brennstoffe im Wert von Billionen Dollar im Boden bleiben könnten".

Kreislauf aus Schulden und fossilen Investitionen

Die NGO warnt, dass viele Länder mit niedrigem und mittlerem Durchschnittseinkommen in einem Kreislauf gefangen seien. Der schnellste Weg für sie, ihre Schulden zu bedienen, bestehe darin, wo vorhanden Kohle, Erdöl und Erdgas zu fördern, um sie auf dem Weltmarkt zu verkaufen.

Diese Länder seien aber oft auch am stärksten vom Klimawandel betroffen und so gezwungen, sich weiter zu verschulden, um auf Krisen wie Überschwemmungen oder Dürren zu reagieren. Um die Kredite abzuzahlen, würden dann wieder mehr fossile Ressourcen gefördert.

Demonstrationszug in einer beschaulichen Straße, auf einem Transparent steht: Schuldenerlass für Klimaschutz. Auf einem anderen Transparent steht: Kapitalismus ist Ausbeutung plus Klimakollaps.
Protestdemonstration in Garmisch zum Kampagnenstart von "Debt for Climate" während des G7-Gipfels im vergangenen Juni auf Schloss Elmau. (Foto: Debt for Climate Germany)

Die Staatsverschuldung im globalen Süden ist in den letzten Jahren im Zuge der Coronakrise stark angestiegen, die hohe Ausgaben erforderte. Laut dem von der katholischen Entwicklungsorganisation Misereor und dem Entschuldungsbündnis Erlassjahr.de herausgegebenen "Schuldenreport 2022" sind inzwischen 135 der insgesamt rund 200 Länder weltweit kritisch verschuldet.

UN-Generalsekretär António Guterres forderte im Februar "eine neue Schuldenarchitektur, die Schuldenerlass und Umstrukturierung für gefährdete Länder, einschließlich bedürftiger Länder mit mittlerem Einkommen, umfasst". Und die Münchner Sicherheitskonferenz warnte davor, dass die zunehmende Verschuldung und die immer schwerwiegenderen Klimaauswirkungen in den verarmten Ländern zu einer globalen Destabilisierung führen könnten.

Franziskus hatte bereits 2015 in seiner damals viel beachteten Umwelt-Enzyklika "Laudato Si'" gefordert, die sozialen und ökologischen Krisen gemeinsam anzugehen. "Wir brauchen eine verantwortliche weltweite Reaktion, die darin besteht, gleichzeitig sowohl die Reduzierung der Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen", schrieb er darin.

Der Papst stellte auch konkrete politische Forderungen an internationale Entscheidungsträger, unter anderem möglichst schnell Kohle, Öl und Gas durch erneuerbare Energien zu ersetzen.

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