Ein Junge läuft auf eine in Smog gehüllte indische Stadt zu.
Luftverschmutzung in Indien: Der viertgrößte Emittent von Treibhausgasen bemüht sich zwar mittlerweile stark um den Ausbau der Solarenergie, setzt für seine Entwicklung aber immer noch massiv auf die Nutzung von Kohle. (Foto: Linh Nguyen/​Unsplash)

Bei der Klimakrise ist bekanntlich Eile geboten, um mit Gegenmaßnahmen endlich in die Puschen zu kommen. Viele Länder aber handeln so, als wäre noch alle Zeit der Welt. Am Wochenende endete die Frist für die Staaten des Paris-Abkommens, um ihre verbesserten Klimaziele einzureichen. Dutzende Länder ignorierten erneut die Deadline, darunter einige der größten Emittenten.

Dabei wurde die Frist bereits zweimal verlängert. Die Länder hatten zusätzlich anderthalb Jahre, um ihren Pflichten nachzukommen – und scheiterten abermals in großer Zahl.

Ursprünglich war die Frist auf Anfang Februar 2020 terminiert. Nach damaliger Planung war dies genau neun Monate vor Beginn der UN-Weltklimakonferenz COP 26 in Glasgow. Lediglich drei Länder hielten sich an die Frist, die aber nur für 0,1 Prozent der globalen Emissionen stehen.

Wegen Corona verschob die britische Regierung die Klimakonferenz zunächst auf Mitte 2021, dann um ein ganzes Jahr auf den November. Entsprechend verschob sich auch die Frist zur Abgabe aktualisierter Klimapläne auf Februar 2021.

An diese Deadline hielten sich immerhin schon 75 Länder, darunter auch die EU. Damit waren immerhin schon 30 Prozent der weltweiten Emissionen abgedeckt.

Paris-Abkommen

Das Pariser Klimaabkommen ist kein statischer Vertrag. Artikel 4 sieht eine regelmäßige "Steigerung" der NDCs vor, der national festgelegten Klimaschutzbeiträge der Länder, da die bisherigen Beiträge für die Pariser Klimaziele nicht ausreichen. Bei der nächsten Weltklimakonferenz, der COP 26 in Glasgow, steht dies zum ersten Mal an – durch die Corona-Pandemie nunmehr ein Jahr später als ursprünglich geplant. Es ist die erste richtige Probe für das Paris-Abkommen. Die Frage ist: Ziehen die Länder mit und verschärfen ihre Ziele – oder tun sie es nicht?

Allerdings waren die eingereichten Pläne nach einer Auswertung der Vereinten Nationen insgesamt so unzureichend, dass UN-Generalsekretär António Guterres von der "Alarmstufe Rot für den Planeten" sprach.

Da viele Länder erklärten, sie bräuchten mehr Zeit, wurde die Frist abermals verlängert, nun auf Ende Juli 2021 – nur noch rund drei Monate vor Beginn der COP 26 (falls diese tatsächlich wie nunmehr geplant stattfinden wird).

Zahlreiche Länder schafften es nur auf den letzten Drücker, die Deadline noch einzuhalten. Insgesamt 110 Staaten haben damit ihre sogenannten NDCs eingereicht, ihre national festgelegten Klimaschutzbeiträge zum Paris-Abkommen.

Viele dieser 110 Staaten gehören aber zu den Ländern, die einerseits nur einen geringen Treibhausgas-Ausstoß haben und andererseits vom Klimawandel besonders bedroht sind, wie kleine Inselstaaten und Entwicklungsländer etwa in Afrika. Ihr Anteil an der Gesamtzahl liegt nach UN-Schätzung bei 40 Prozent.

Zwar sind auch Großemittenten wie die USA und die EU dabei. Andere Schwergewichte beim Klimagas-Ausstoß fehlen aber, darunter China, Indien, Saudi-Arabien, Südafrika.

Australien, Brasilien, Mexiko und Russland haben sich zwar an die Frist gehalten und 2030er Klimaziele vorgelegt. Diese sind aber entweder identisch mit ihren zuvor eingereichten Plänen – oder sogar schwächer.

Für das im Paris-Abkommen festgeschriebene 1,5-Grad-Ziel ist das zu wenig.

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