Plakat der Weltklimakonferenz in Madrid mit dem Motto
Das Motto des Klimagipfels COP 25 ist in Madrid allgegenwärtig. Kommt es bei den Verantwortlichen in den Staaten der Welt nun langsam an? (Foto: John Englart/​Flickr)
 

Der globale Treibhausgas-Ausstoß steigt weiter an – auch über ein Vierteljahrhundert nach dem UN‑Erdgipfel von Rio de Janeiro, auf dem die Weltklimakonvention verabschiedet wurde. Doch es gibt Hoffnung auf eine Trendwende.

Mehr als die Hälfte der 57 größten CO2-Emittenten unter den Ländern der Erde verzeichnen, über mehrere Jahre betrachtet, sinkende Emissionstrends. Der globale Kohleverbrauch geht deutlich zurück und der weltweite Boom bei den erneuerbaren Energien ist ungebrochen.

Das zeigt der neue "Klimaschutz-Index", den die Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch am heutigen Dienstag auf dem Klimagipfel in Madrid vorgestellt hat.

Der Klimaschutz-Index zeige "Anzeichen für eine globale Wende bei den Emissionen", sagte Ursula Hagen, eine der Autorinnen des Index.

Zumindest eine Stagnation sei in Sicht. "Allerdings gibt es noch einige große Staaten, die sich diesem Trend zu widersetzen versuchen – vor allem die USA."

Viel werde von der weiteren Entwicklung in China und den Präsidentschaftswahlen in den USA abhängen, wo Präsident Donald Trump als Freund fossiler Energien im kommenden Jahr seine Wiederwahl anstrebt. Diese beiden Länder sind weltweit die CO2-Obereinheizer.

Deutschlands Klimapaket "hochgradig ungenügend"

Der Index beinhaltet ein Ranking der 57 größten Emittenten plus Gesamt-EU, auf die zusammen gut 90 Prozent der weltweiten energiebedingten Emissionen entfallen. Um das Paris-Limit von 1,5 bis zwei Grad globaler Erwärmung zu halten, müsste der CO2-Ausstoß bereits ab 2020 deutlich sinken.

Die ersten drei Plätze des Index wurden erneut nicht vergeben. Der Grund, so Germanwatch: Bisher befinde sich keines der 57 untersuchten Länder auf einem mit den Pariser Klimazielen zu vereinbarenden Pfad.

Allerdings zeigten einige EU-Staaten wie Schweden und Dänemark (Platz vier und fünf) gute bis sehr gute Ergebnisse vor allem beim Ausbau der Öko-Energien und in der Klimapolitik.

Der frühere Energiewende-Vorreiter Deutschland hingegen kommt nur auf Platz 23. Im Vorjahr war die Bundesrepublik auf Platz 27 gelandet.

Deutschland bekomme weiterhin nur mäßige Noten für die nationale Klimapolitik und schneide schlecht bei Emissionen und Energieverbrauch pro Kopf ab, erläuterte Niklas Höhne vom Kölner New Climate Institute, das den Index zusammen mit Germanwatch erarbeitet hat. "Zwar ist das Klimapaket ein Schritt in die richtige Richtung, doch dieser ist mutlos und zu klein."

Das Wissenschaftsportal Climate Action Tracker stuft Deutschlands Klimapaket sogar als "hochgradig ungenügend" ein. Auch die Klimaziele für 2030 sowie der verlangsamte Ausbau der Erneuerbaren sind demnach nicht kompatibel mit den Zielen des Paris-Abkommens.

G20-Staaten mit "alarmierenden" Ergebnissen

China als Land mit den höchsten Emissionen hat sich im Klimaschutz-Index leicht auf Rang 30 verbessert, kassiert aber weiter ein "mäßig". Es punktet mit einem sehr guten Abschneiden im Fünf-Jahres-Trend beim Anteil der Erneuerbaren am Energiemix und relativ guten Bewertungen für Klimapolitik. Schwer wiege allerdings weiterhin das schlechte Abschneiden bei Emissionen und Energieeffizienz.

"Sollte China seine umfangreichen Planungen für neue Kohlekraftwerke umsetzen, droht ein herber Rückfall in den Keller des Rankings", warnt Germanwatch. Der Pekinger Klimaplan sieht bisher vor, dass der CO2-Ausstoß noch bis 2030 steigen und erst dann sinken soll.

Nur zwei der G20-Staaten finden sich in der Kategorie "gut", nämlich Großbritannien und Indien (Platz sieben und neun), acht davon hingegen in der schlechtesten Kategorie. Besonders negativ werden Australien, Saudi-Arabien und die USA bewertet, die erstmals Saudi-Arabien als Schlusslicht ablösen.

Experte Höhne dazu: "Die Ergebnisse der in der G20 versammelten 19 stärksten Wirtschaftsnationen plus EU sind in großen Teilen alarmierend."

Gerade dort müsse sich beim Klimaschutz viel mehr tun. Ermutigend nannte er aber aktuelle Entwicklungen etwa in Kanada, wo die Klimapolitik ein zentrales Thema im letzten Wahlkampf war, und in der EU.

Die Europäische Union könne einen großen Schritt voran machen, wenn Projekte wie der "European Green Deal" schnell umgesetzt und mit einem deutlich verbesserten CO2-Ziel für 2030 untermauert werden.

Alle Beiträge zur Klimakonferenz in Madrid und zum Alternativgipfel in Santiago finden Sie in unserem COP-25-Dossier.

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