Kanzleramt
Vor gut zehn Jahren belegte Deutschland im Klimaschutz-Index noch einen vorderen Platz, im Kanzleramt saß eine Klimakanzlerin. Die Realitäten haben sich seitdem stark verschoben. (Foto: Andreas Neufahrt/​Flickr)

Weit abgeschlagen im Mittelfeld: Geht es um Klimapolitik, erreicht Deutschland nur noch mäßige Ergebnisse. Beim neuen Klimaschutz-Index, den die Entwicklungsorganisation Germanwatch am heutigen Montag gemeinsam mit dem New Climate Institute vorgelegt hat, landet Deutschland nur auf Platz 27.

Die Bundesrepublik liegt damit hinter Staaten wie Marokko, der Ukraine oder Brasilien. Das ist ein deutlicher Abstieg im Vergleich zum Vorjahr, damals landete Deutschland noch auf Platz 22.

Für eine bessere Platzierung reicht es einfach nicht, denn in keinem der vier bewerteten Bereiche steht Deutschland wirklich gut da. 

Der Treibhausgasausstoß ist seit Jahren unverändert hoch – auch weil der Ausstieg aus der klimaschädlichen Verstromung von Braunkohle weiter auf sich warten lässt. 

"Die Bundesregierung steht bei der dringend notwendigen Verkehrswende auf der Bremse und ist auch bei der drängenden Frage zum Kohleausstieg mit leeren Händen nach Katowice gefahren", sagt Jan Burck von Germanwatch. "Nun wird sich beim angekündigten Klimaschutzgesetz zeigen, ob Deutschland weiter enttäuscht oder international wieder positive Impulse setzen und so vielleicht im nächsten Index aufrücken kann."

Damit Deutschland die Kurve doch noch kriegt und die Emissionen sinken, sollte – so schlagen es die Autoren des Index vor – der Kohleausstieg etwa im Jahr 2030 vollzogen sein. "Ohne einen Preis für den CO2-Ausstoß in allen Sektoren wird eine rechtzeitige und kosteneffiziente Transformation nicht gelingen", sagt Burck.

Unwesentlich besser steht Deutschland bei den erneuerbaren Energien da. Die Ökoenergien wachsen zwar noch weiter. Aber die Einführung des Ausschreibungsmodells 2017 hat die Investitionen in Erneuerbare gebremst.

Auch die jetzt aufgelegten Sonderausschreibungen werden daran wenig ändern. Damit es mit der Energiewende noch klappt, muss sich Deutschland laut Index mehr um den Um- und Ausbau der Netze, ums Nachfragemanagement sowie um Speicher kümmern.

Auch beim konstant hohen Energieverbrauch schneidet Deutschland schlecht ab. Einzig in der internationalen Klimapolitik stellt der Index ein gutes Zeugnis aus, auch wenn sich Deutschland nicht sonderlich hervortut bei der europäischen Strategie für Klimaneutralität bis 2050.

Wieder bleibt das Treppchen leer

Vor mehr als zehn Jahren hatte Deutschland sogar mal einen der vorderen Plätzen belegt. Damals sorgte der Trend sinkender Emissionen für eine gute Bewertung. Doch die erhoffte Entwicklung trat nicht ein. Mittlerweile wurde Deutschland von etlichen Industrie- und Entwicklungsländern überholt.

Den diesjährigen Index führt, wie schon 2017, Schweden an, gefolgt von Marokko und Litauen. Wie in den Vorjahren sind die ersten drei Plätze aber leer geblieben, weil keiner der Staaten genug für den Klimaschutz tut.  

"Es mangelt nicht an Bekenntnissen zum Pariser Klimaabkommen, sondern es mangelt bisher an politischem Willen für konkrete Schritte zur Umsetzung", sagt Germanwatch-Experte Burck. 

Seit 2005 ordnet die Entwicklungsorganisation mit dem Klimaschutz-Index die 56 größten Treibhausgas-Emittenten unter den Staaten nach ihrer Klimafreundlichkeit. Zusammen sind die in dem Ranking vertretenen Länder für rund 90 Prozent der weltweiten energiebedingten Emissionen verantwortlich.

Alle Beiträge zur Klimakonferenz COP 24 in Polen finden Sie in unserem Katowice-Dossier

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