Älterer Mann in Hemd und Weste schaut in den Kühlschrank und erschrickt, weil er leer ist.
Alle Ressourcen verbraucht! Zum Glück können wir was aus der Zukunft borgen. (Foto: Ljupčo Smokovski/​Shutterstock)

Am heutigen Mittwoch, 5. Mai, ist der deutsche Erdüberlastungstag. Das bedeutet: Die Bundesrepublik hat jetzt bereits so viele Ressourcen verbraucht, wie ihr rechnerisch für das ganze Jahr zur Verfügung stehen.

Anders als der weltweite Erdüberlastungstag, der voraussichtlich im August liegen wird, ist der deutsche Tag bereits im Frühjahr.

Gründe dafür sind unter anderem der gegenüber dem globalen Durchschnitt deutlich höhere Energieverbrauch sowie die immer noch übermäßige Belastung von Luft, Böden und Grundwasser, unter anderem aus dem Verkehr und der Landwirtschaft inklusive der Massentierhaltung.

Der "Earth Overshoot Day" wird jährlich von dem Thinktank Global Footprint Network ermittelt, der in der Schweiz und den USA ansässig ist. Bis 1970 lag der globale Verbrauch der Ressourcen, die die Natur der Menschheit zur Verfügung stellen kann, noch unter dem Limit. Damals lebten rund 3,7 Milliarden Menschen auf der Erde.

2020 waren es etwa 7,8 Milliarden, also mehr als doppelt so viele. Zudem ist der Pro-Kopf-Verbrauch an fossilen und nachwachsenden Rohstoffen deutlich angestiegen, unter anderem weil Schwellenländer wie China, Brasilien und Südafrika ihren Abstand zu den reichen Ländern verringert haben.

Hintergrund des Aktionstages ist es, die Begrenztheit der natürlichen Ressourcen und der Belastungsfähigkeit der Erde ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken. Ab diesem Tag beansprucht die Menschheit beziehungsweise die Bevölkerung eines Landes für das übrige Jahr mehr Acker- und Weideland, Fischgründe und Wald, als ihr rechnerisch zur Verfügung stehen.

Deutschland liegt mit dem Datum Anfang Mai unter den Industrieländern im Mittelfeld. Zum Vergleich: Die USA zum Beispiel haben die ihnen zustehenden Ressourcen rechnerisch bereits am 14. März verbraucht, in Spanien hingegen ist es erst am 25. Mai so weit. China folgt am 7. Juni.

Länder wie Indonesien und Ecuador haben ihren Overshoot Day erst im Dezember. Einige Nationen "begehen" gar keinen solchen Tag, weil sie sich quasi innerhalb der planetaren Grenzen bewegen.

Nur Wirtschaftskrisen brachten vorübergehend Entspannung

Im vorigen Jahr datierte der Thinktank den globalen Überlastungstag auf den 22. August statt wie 2019 auf den 29. Juli. Der Tag ist damit erstmals so weit im Kalender nach hinten gerückt, nämlich um mehr als drei Wochen.

Grund waren die Lockdowns aufgrund der ersten Welle der Corona-Pandemie, wegen der damals weltweit vor allem der Verkehr und die Industrieproduktion heruntergefahren wurden – mit entsprechend niedrigeren Rohstoffverbräuchen.

Besonders der verringerte Holzverbrauch (minus acht Prozent gegenüber 2019) und die geringeren CO2-Emissionen (minus 14,5 Prozent) wirkten sich hier aus.

Vorübergehende Entspannung der Öko-Werte hatten in früheren Jahrzehnten unter anderem die globalen Wirtschaftskrisen nach den Ölpreis-Schocks und der Lehman-Bank-Pleite gebracht, allerdings mit geringeren Effekten.

Das bedeutete aber keine Trendwende, ähnlich wie wohl auch diesmal. Im Jahr 2021 dürfte der Überlastungstag erneut nach vorne wandern, da etwa die globalen CO2-Emissionen Ende 2020 bereits wieder das Vorkrisen-Niveau erreichten.

Der Vorsitzende des Umweltverbandes BUND, Olaf Bandt, kommentierte: "Schon nach vier Monaten im Jahr lebt Deutschland auf Pump. Der frühe deutsche Erdüberlastungstag ist ein Alarmsignal und Armutszeugnis für die verfehlte Umwelt- und Naturschutzpolitik der vergangenen Jahre."

Er rechnete vor: Würden weltweit alle Menschen so verschwenderisch leben wie die Bundesbürger, bräuchte die Menschheit drei Erden, um ihren Ressourcenverbrauch zu decken. Deutschland verschwende die Lebensgrundlagen auch anderer Länder und zukünftiger Generationen. "Das ist zutiefst ungerecht und geht auf Kosten der Menschen im globalen Süden", sagte Bandt.

Der Verband forderte die Bundesregierung auf, nach dem Klima-Urteil des Bundesverfassungsgerichts deutlich anspruchsvollere Klimaschutz-Ziele und -Instrumente zu beschließen. Zugleich müsse sie eine "Ressourcenwende" einleiten, um den Rohstoffverbrauch dauerhaft zu senken.

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