Graffiti: Menschen gehen Treppe hinauf
Mehr, mehr, mehr ... der Konsum steigt unaufhörlich. Trendwende nicht in Sicht.  (Foto: Susanne Götze)

Sich zu verschulden ist okay. Aber nur, wenn man mit dem geliehenen Geld etwas Sinnvolles anfängt und es auch wieder zurückzahlen kann. Bei den Schulden, die die Menschheit seit fast fünf Jahrzehnten bei der Natur aufnimmt, ist das kaum mehr zu schaffen. Das zeigt die Öko-Bilanz, die die US-Organisation Global Footprint Network jährlich ermittelt. Deutschland hat, so betrachtet, in dieser Woche bereits sein Limit erreicht. Es hat rechnerisch die für das Jahr 2018 nachhaltig nutzbaren natürlichen Ressourcen schon aufgebraucht.

Das bedeutet: Die rund 83 Millionen Bundesbürger leben – im Durchschnitt gesehen – für den Rest des Jahres auf Kosten der Menschen im globalen Süden und der kommenden Generationen. Würden alle 7,5 Milliarden Menschen auf dem Globus so konsumieren und wirtschaften wie wir Deutschen, dann wären dafür drei Erden nötig. Deutschland liegt im weltweiten Vergleich beim ökologischen Fußabdruck im oberen Viertel aller rund 200 Länder.

Der globale "Erdüberlastungstag" wird in diesem Jahr für Anfang August erwartet. Weltweit ist die Menschheit nach den Berechnungen der US-Forscher bereits seit den frühen Siebzigerjahren in einer globalen Raubbau-Situation, die sich und seither immer mehr verschärft. Anno 1972 war der Überlastungstag am 10. Dezember, da reichte die Öko-Kapazität also fast noch. Doch 1997 lag er bereits im September.

Joachim Wille ist Chefredakteur des Online-Magazins Klimareporter.

Eine echte Trendwende ist nicht in Sicht, auch wenn der deutsche "Überlastungstag" in diesem Jahr ausnahmsweise rund eine Woche später liegt als im Vorjahr. Das hänge mit wetterbedingten Schwankungen bei den energiebedingten Emissionen zusammen, so das Footprint Network. Deutschland als reiche Hightech-Nation wäre eigentlich in der Lage umzusteuern, doch die Politik traut sich nicht, Öko-Leitplanken für die großen Ressourcenräuber aufzustellen – ob Braunkohle-Konzerne, Autobauer oder industrielle Landwirtschaft. Das Image des Öko-Vorreiters "D" verblasst zusehends.

Es ist kein Trost, dass andere Länder noch schlechter abschneiden. Würden alle Erdenbürger auf US-Niveau leben, bräuchte man sogar fünf Planeten Erde, und das galt sogar schon, bevor Donald Trump ins Amt kam. Allerdings hat auch die Nasa bisher noch nicht einmal einen zweiten Globus gefunden, von dem wir die benötigten Ressourcen holen könnten.

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