Zwei Arbeiter eines Recyclingzentrums in Bukarest laden Eisschränke von einem Lkw ab.
Beim Kauf eines neuen Kühlschranks wird der alte abgeholt und recycelt. So muss es mit allen Produkten geschehen. (Foto: Arthur Mustafa/​Creatikon Studio/​Shutterstock)

E‑Autos sollen die Verkehrswende bringen. Doch sind PS-Boliden wie der Tesla X oder der Audi E‑tron wirklich die Zukunft des klimafreundlichen Verkehrs? Bis zu 2,5 Tonnen schwer, bis zu 770 PS stark – und doch von der EU als "Nullemissionsauto" eingestuft.

Dabei stoßen der Tesla und der Audi wie alle E‑Pkw auch CO2 aus, nur nicht am Auspuff, sondern im (Kohle- und Gas-)Kraftwerk, das einen Teil ihres Fahrstroms produziert.

Große Mengen Treibhausgase entstehen außerdem bereits beim Herstellen der Batterie, die mehrere hundert Kilogramm zum Gesamtgewicht beiträgt – beim Audi sind es sogar 700 Kilo, fast so viel, wie ein Smart-Zweisitzer mit Ottomotor wiegt.

Solche großen ökologischen Rucksäcke führen dazu, dass ein Elektroauto laut dem Heidelberger Ifeu-Institut rund 150.000 Kilometer fahren muss, bevor es tatsächlich klimafreundlicher ist als ein Benziner oder Diesel. Von schneller CO2-Einsparung keine Spur.

Der Ausstoß der Treibhausgase muss sinken – auf netto null bis spätestens 2050. Das ist inzwischen fast weltweit Konsens. Doch das kann nur funktionieren, wenn nicht nur der direkte Verbrauch der fossilen Energien, sondern auch die Nutzung der Rohstoffe heruntergefahren wird.

Der weltweit hohe Verbrauch von Ressourcen trägt nach der Analyse des International Resource Panel (IRP), eines Forschergremiums beim UN-Umweltprogramm Unep, enorm zum CO2-Problem bei.

Der Rohstoffsektor treibt die Weltzerstörung

Rohstoffgewinnung und -verarbeitung sind laut dem jüngsten IRP-Report von 2019 für die Hälfte der Treibhausgas-Emissionen verantwortlich – und übrigens auch für 90 Prozent des Verlusts an biologischer Vielfalt. Unep-Vizechefin Joyce Msuya kommentierte: "Wir durchpflügen die endlichen Ressourcen des Planeten, als gäbe es kein Morgen."

Seit 1970 hat sich der globale Ressourcenverbrauch von 27 auf 92 Milliarden Tonnen pro Jahr fast vervierfacht. Geht es so weiter, wird er laut IRP bis 2060 auf 190 Milliarden Tonnen ansteigen – was ein weiteres Plus von 43 Prozent bei den CO2-Emissionen mit sich brächte.

Das ist die Lösung! Oder?

Die Welt weiß, wie man die CO2-Emissionen senken kann – sie muss es nur tun. Wir stellen in einer Serie verschiedene Lösungsansätze mit ihren Vor- und Nachteilen vor.

Klimareporter° beteiligt sich damit wie hunderte andere Zeitungen und (Online-)​Magazine weltweit an der Initiative "Covering Climate Now". Anlässlich des 50. Jubiläums des "Earth Day" am 22. April berichten die Kooperationsmedien eine Woche lang verstärkt über Lösungen für die Klimakrise.

Von einer Entkopplung des Naturverbrauchs von der Wohlstandserzeugung, wie sie schon der Club of Rome vor fast 50 Jahren in "Die Grenzen des Wachstums" gefordert hat, ist nichts zu sehen.

Die Rohstoffproduktivität hat sich, global betrachtet, nicht verbessert. In Deutschland liegt der Pro-Kopf-Ressourcenverbrauch heute zwar niedriger als anno 2000, in den letzten Jahren ist er aber wieder angestiegen.

Der Mensch verändert den Globus nach Ansicht vieler Wissenschaftler inzwischen stärker als die geologischen Kräfte. Ökologisch wird das zum Problem – vor allem, weil im Durchschnitt über 90 Prozent der in der Natur bewegten und entnommenen Ressourcen auf dem Weg zur Erzeugung von Nahrungsmitteln, Maschinen, Gebäuden, Fahrzeugen oder Infrastrukturen sowie nach dem Gebrauch zu Müll degenerieren.

Die Recyclingquoten sind gering. Selbst in der hoch entwickelten europäischen Wirtschaft werden nur 13 Prozent der Ressourcen im Kreislauf geführt, weltweit sind es gar nur sieben Prozent.

Ressourcen besteuern und Recycling vorschreiben

Der Schlüssel, um den zu hohen Rohstoffverbrauch und damit auch die Abfallströme einzudämmen, liegt in einer Verbesserung der Ressourcenproduktivität – also einer besseren Ausnutzung der Materialien, um die benötigten Dienstleistungen zu erbringen.

Weltweit muss die Ressourcennutzung nach Aussage des im vorigen Jahr verstorbenen Umweltforschers und "Ressourcenpapstes" Friedrich Schmidt-Bleek mindestens halbiert werden. In den Industrieländern erfordert das sogar eine Verminderung auf ein Zehntel des bisherigen Niveaus ("Faktor zehn").

Konzepte dafür gibt es in vielen Bereichen – im Verkehr zum Beispiel kann der Umstieg vom Auto auf das Fahrrad oder E‑Bike für den jeweiligen Weg mehr als diese 90-prozentige Einsparung bringen. Konsequent verfolgt werden die Ideen aber bisher nicht.

Bei den Rohstoffen ist also wie beim Klimaschutz eine radikale Trendwende nötig. Abfälle müssen in der Produktion, beim Konsum und im Abfallmanagement drastisch reduziert werden. Sie sollen am besten erst gar nicht entstehen – denn ein öko-intelligentes Produktdesign kann eine Kreislaufführung auf hohem Niveau ermöglichen.

Nötig sind nach Erkenntnissen von Experten eine spürbare Besteuerung von Rohstoffen, ein konsequentes Recycling und veränderte Konsumgewohnheiten.

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