Ölplattform in norwegischer Fjord-Landschaft.
Ölplattform in Fjordlandschaft: 39 Prozent der Erdölressourcen auf dem norwegischen Kontinentalschelf sind noch nicht erschlossen. (Foto: Alis Leonte/​Shutterstock)

Der Verkauf von Autos mit Verbrennungsmotor ist in Norwegen ab 2025 verboten und das Land hat nur noch ein einziges Kohlekraftwerk. Zusätzliche CO2-Senkungen müssen deshalb aus anderen Sektoren kommen. Dafür hat Norwegens Regierung nun beschlossen, den CO2-Preis kräftig zu erhöhen.

In Deutschland gibt es seit Jahresanfang einen nationalen CO2-Handel mit einem Preis von 25 Euro pro Tonne. Dieser soll bis 2025 auf 55 Euro steigen. Für diesen Ansatz lobte sich Bundesumweltministerin Svenja Schulze: "Der CO2-Preis setzt ein ganz klares Signal. Das beeinflusst Investitionsentscheidungen."

Letzteres ist natürlich richtig, und das war auch vor dreißig Jahren schon so. Schon 1991 wurde in Norwegen ein solcher Preis eingeführt, der seither die "Investitionsentscheidungen" beeinflusst. Das norwegische Preisniveau liegt mittlerweile bei knapp 60 Euro je Tonne CO2.

Das soll sich nun ändern. Laut Norwegens Ministerpräsidentin Erna Solberg soll sich der Preis bis zum Jahr 2030 mehr als verdreifachen: auf knapp 200 Euro. Damit wären die norwegischen Emissionen weltweit am teuersten.

Zurzeit führt noch Schweden mit knapp 120 Euro pro Tonne Klimagift das internationale Ranking an. Zum Vergleich: In Deutschland hat das Umweltbundesamt gerade einen CO2-Preis von 195 Euro als kostendeckend errechnet.

Die vorgesehene Verdreifachung geht aus dem Klimaplan der norwegischen Regierung für die Jahre 2021 bis 2030 hervor, den Solberg am Freitag vorstellte. Der Plan muss nun im norwegischen Parlament in Oslo behandelt werden.

Das Besondere an Norwegens CO2-Preis ist, dass ihn auch die Öl- und Gasindustrie bezahlen muss. Diese Großemittenten werden so gleich doppelt zur Kasse gebeten. Erst müssen sie im Rahmen des EU-Emissionshandelssystems Zertifikate kaufen. Diese sind soeben auf ein neues Allzeithoch von knapp 35 Euro pro Tonne gestiegen. Und anschließend zahlen sie dann noch den nationalen, norwegischen CO2-Preis.

Anniken Hauglie, die Chefin des Verbandes der Öl- und Gasindustrie Norog, warnte denn auch: "Es wird teuer werden und die Wettbewerbsfähigkeit des norwegischen Kontinentalschelfs beeinträchtigen." Unter dem Kontinentalschelf oder Festlandsockel lagert all das norwegische Öl und Gas.

Hauglie stellte allerdings auch klar, dass die Industrie nicht grundsätzlich gegen die Anhebung des CO2-Preises ist, und forderte Unterstützung: "Die gestiegenen Einnahmen aus der CO2-Steuer müssen für Maßnahmen zur Senkung der Emissionen reserviert werden."

Schritt für Schritt statt auf den letzten Drücker

Eine weitere Neuerung im Klimaplan der konservativen Regierung ist die Schaffung von CO2-Budgets. Die Emissionen sollen bis 2030 nicht einfach um die Hälfte im Vergleich zu 1990 sinken, sondern es gibt für jedes einzelne Jahr ein nationales CO2-Budget.

Auch diesen Ansatz könnte sich Deutschland zum Vorbild nehmen. Dem Klima bringt es wenig, wenn die Emissionen noch jahrelang hoch bleiben und dann erst kurz vor einem Stichtag stark abfallen.

Aber genau das plant Deutschland beim Kohleausstieg. Die Emissionen aus der Kohleverstromung sollen nicht etwa linear bis 2038 auf null sinken, sondern sehr viele Kohleblöcke sollen bis kurz vor diesem Stichdatum am Netz bleiben.

Zurück nach Norwegen. Dort wird das Verkaufsverbot für Autos mit Verbrennungsmotor ab 2025 durch den neuen Klimaplan ergänzt: Künftig gilt das Verbrennerverbot auch für Busse. Außerdem sollen ab 2023 nur noch Fährschiffe mit "niedrigen Emissionen" angeschafft werden, was wohl gasbetriebene Fähren meint.

Umweltverbände lobten die deutliche Erhöhung des CO2-Preises. "Die Preiserhöhung wird alle Entscheidungen in der norwegischen Wirtschaft beeinflussen", sagte Marius Holm von der Umweltstiftung Zero. "In Kombination mit anderen Maßnahmen wird das die Klimapolitik Norwegens beschleunigen."

Kritik kam hingegen von den Oppositionsparteien. Der Chef der Linkspartei, Audun Lysbakken, findet den Plan "zu zahm". Mit diesem Klimaplan schaffe das Land "nur die halbe Strecke zu unserem Ziel".

Ob das stimmt, wurde von unabhängiger Stelle noch nicht geprüft. Die Wissenschaftler vom Climate Action Tracker haben das Länderprofil zu Norwegen noch nicht aktualisiert.

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