Farmerin aus Sambia bei der Arbeit auf dem Feld.
Frauen haben es schwerer, einen Kredit zu bekommen, dabei sind sie oft engagierter, wie Erfahrungen aus Sambia zeigen. (Foto: Comaco)

Angefangen hat es mit dem Programm "Transformed Poachers". Es wurde im Luangwa‑Tal in Sambia gestartet, um Wilderer – englisch poachers – aus der Illegalität zu holen.

Ziel war es, die Männer zu überzeugen, die Waffen abzugeben und sich "umschulen" zu lassen. Sie sollten zusammen mit den Frauen aus ihren Familien ihr Geld künftig als Biobauern verdienen können.

Es funktionierte. Statt Elefanten in dem berühmten Naturrefugium im südlichen Afrika abzuschießen und das Elfenbein zu verkaufen, produzieren sie heute Nahrungsmittel.

Inzwischen arbeitet die Organisation Comaco, deren Finanzchefin die Klimaaktivistin Prudence Muchinouta ist, mit Gemeinden aus dem ganzen Land zusammen. 225.000 Menschen, davon 52 Prozent Frauen, gingen durch die Schulung. Und Comaco schuf einen Markt für die nachhaltig hergestellten Lebensmittel. Es entstand eine eigene Marke, "It's Wild", die guten Absatz findet.

Zwar ging es ursprünglich darum, den Wilderern eine andere Lebensgrundlage zu schaffen und so die Elefantenpopulation im Luangwatal vor der endgültigen Ausrottung zu retten. Es zeigte sich aber schnell, dass gerade die Frauen sich in den Lerngruppen hervortaten.

Viele übernahmen dann auch Führungspositionen in den Kooperativen und Gemeinden, um die Landwirtschaft bodenschonender und klimafreundlicher zu machen. "Sie sind 'Change Agents' für den Klimaschutz", sagt die deutsche Entwicklungsexpertin Jessica Espinoza, die die Erfolgsgeschichte von Comaco begleitet hat.

In den Anfangsjahren konnte Comaco nicht so stark wachsen wie erhofft, unter anderem, weil es an der Finanzierung fehlte. Inzwischen sind lokale Banken aufgewacht, und auch Sambias führendes Geldhaus, die Zanaco Bank, engagiert sich stark.

Männer entscheiden häufiger gegen Klimaschutz

Der Hintergrund: Zanaco hat ein Programm aufgelegt, um Geschäftsfelder zu finden, in denen Frauen besonders erfolgreich sein können. Das "Gender Smart Opportunities Assessment" war zusammen mit der DEG entwickelt worden, einer Tochter der deutschen Förderbank KfW, die Unternehmen in Entwicklungsländern finanziert und berät. Espinoza betreute das Projekt.

"Es lohnt sich für Banken, Frauen Kredite zu geben", sagt die 35-Jährige, die vor ihrer Anstellung bei der Kölner DEG unter anderem bei einem Sozialunternehmen in Mexiko und einer Bank in Nicaragua gearbeitet hat. Frauen seien besonders vertragstreu und könnten eine enorm hohe Rückzahlungsquote vorweisen.

Prudence Muchinouta und Jessica Espinoza beim Klimagipfel 2021 in Glasgow.
Prudence Muchinouta (links) und Jessica Espinoza setzen sich dafür ein, dass Frauen leichter Zugang zu Krediten bekommen. (Foto: DEG)

Viele Geldinstitute in Entwicklungsländern hätten das noch nicht verstanden. Mikrokredite, etwa um Saatgut zu kaufen, bekämen die Frauen noch, doch wenn es darum gehe, einen Traktor zu finanzieren, werde es schwierig, Geldgeber zu finden.

"Auch, dass gerade Frauen die Umstellung der Wirtschaft auf klimafreundliche Prozesse voranbringen können, hat kaum jemand auf dem Schirm", berichtet Espinoza. Dabei sei die Lage eigentlich eindeutig.

Studien zeigten zum Beispiel, dass Frauen eher als Männer neue Unternehmen gründen, die einen Fokus auf Nachhaltigkeit haben und Innovationen für den Klimaschutz entwickeln. "Doch sie haben eben kaum Zugang zu Finanzierung", so Espinoza.

Anderer Punkt: Konzerne, bei denen auch Frauen im Aufsichtsrat sitzen, hätten im Schnitt deutlich niedrigere Emissionswerte und einen geringeren Energieverbrauch als vergleichbare Nur-Männer-Unternehmen.

Weiteres Beispiel: Welternährung. Die WHO hat errechnet, dass die Ernteerträge um 20 bis 30 Prozent höher liegen könnten, wenn Frauen den gleichen Zugang zu Ressourcen in der Landwirtschaft hätten wie Männer. Dabei geht es um Saatgut oder Dünger – und Finanzierung.

Privatinvestoren zeigen Interesse

Inzwischen allerdings gibt es immer mehr Banken und andere Geldgeber, die die Chancen einer Verknüpfung von "grünen" und Frauen-orientierten Investitionen erkennen.

2X Collaborative, eine 2018 gegründete Allianz internationaler Investoren, fordert: Um der Klimakrise mit dem notwendigen Tempo begegnen zu können, müssen Frauen weltweit gleichberechtigt beteiligt sein – als Entscheiderinnen, Unternehmerinnen, qualifizierte Arbeitskräfte und Konsumentinnen. Die Allianz ist eine Initiative der Entwicklungsfinanzierungs-Institutionen aus den G7-Staaten, zu deren Gründern die DEG zählt.

Und 2X Collaborative hat durchaus Erfolge zu vermelden. So hat die Allianz ihr Ziel, bis Ende 2020 mindestens drei Milliarden US-Dollar in die "Gender-Lens-Investing-Strategie" zu investieren, weit übertroffen. Erreicht wurden 11,4 Milliarden. Inzwischen gibt es ein neues Ziel von 15 Milliarden Dollar für das laufende Jahr.

Sambische Bäuerin in einem grünen Maisfeld.
Mehr als 200.000 Menschen hat die Organisation Comaco in Sambia geschult und einen Markt für nachhaltig produzierte Lebensmittel geschaffen. (Foto: Paul L'Estrange/​Comaco)

Auf dem Weltklimagipfel in Glasgow im letzten Herbst stellte die Allianz einen "Werkzeugkasten" für Investoren und Unternehmen vor, mit dem die Klima- und Gleichberechtigungs-Ziele vorangetrieben werden können – etwa in den Bereichen Landwirtschaft, Wasser, Energie, Klimaanpassung, Biodiversität und Finanzdienstleistungen.

Und die Idee zieht Kreise. Auch große Privatinvestoren und Finanziers wie die Citi Group, das Investor Leadership Network globaler Pensionsfonds sowie mehr als 30 weitere Institutionen weltweit sind beigetreten.

Espinoza ist überzeugt davon, dass Klimaschutz und Gleichberechtigung absolute Megatrends in der Finanzwirtschaft sein werden. "Und wenn man beide miteinander verknüpft, beschleunigen sie sich gegenseitig."

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