Grafik: Eine Pflanze, die aus einem Haufen Geldscheine wächst
Grafik: Kristin Rabaschus

Sichere Zinsen oder gute Renditen, aber kein Verdienst mit Rüstung, Kinderarbeit oder totalitären Regimen. Wie das geht, zeigte kürzlich die Messe "Grünes Geld" in Stuttgart. Das Angebot ist mittlerweile bunt und schillernd. Doch längst nicht jedes Angebot passt.

"Allerdings kommt es auf die Auswahl an", schränkt Tobias Karsten ein, der Organisator der Messe. Denn bei Weitem nicht alle grünen Geldanlagen seien sicher und fair oder entsprächen den persönlichen Vorstellungen, etwa bei der Rendite.

Wer die Messe versäumt hat und sich einen ersten Überblick verschaffen möchte, kann sich den "Fair Finance Guide" anschauen. Zum siebten Mal überprüfte die Berliner Organisation Facing Finance, ob und wie Banken und Sparkassen in Deutschland Menschen- und Umweltrechte beachten.

In Kooperation mit dem Südwind-Institut für Ökonomie und Ökumene in Bonn und der Verbraucherzentrale Bremen wurden anhand von 286 Kriterien die veröffentlichten Selbstverpflichtungen von 19 Geldinstituten analysiert. Grundlage waren also die Angaben der Banken selbst.

Untersucht wurden die Bereiche Klimaschutz, Korruption, Geschlechtergleichheit, Menschen- und Arbeitsrechte, Natur und Umwelt, Steuern und Transparenz sowie die Sektoren Rüstung, Nahrungsmittel, Forstwirtschaft, Bergbau, Öl, Gas und Energieerzeugung.

Ziel des Fair Finance Guide ist es nicht allein, für Bankkundinnen und -kunden mehr Transparenz und Vergleichbarkeit in Bezug auf die soziale und ökologische Bilanz deutscher Banken herzustellen. Die Organisation hofft zugleich, im Dialog mit den Geldinstituten deren Richtlinien zu verbessern.

Die besten Bewertungen erhalten zum wiederholten Mal drei Nachhaltigkeitsbanken: die GLS Bank (94 Prozent), die Genossenschaftsbank Ethikbank (92) und die Neueinsteigerin Tomorrow (91). Aber auch die kirchennahe KD-Bank (90), die niederländische Triodos Bank (88) und die christliche Pax-Bank (83 Prozent) liegen wieder im grünen Bereich.

Thomas Küchenmeister von Facing Finance freut sich, dass der Dialog mit den Banken zur Verbesserung der Nachhaltigkeitsrichtlinien beitrage. "Doch gerade konventionelle Banken müssen aufhören, in konfliktbehaftete Geschäftsmodelle wie Waffenexporte beziehungsweise menschenrechtsverletzende und klimaschädigende Unternehmen zu investieren."

In Stichproben wurden für die Deutsche Bank (55 Prozent), die ING (44) und die Deka Bank (27) die größte Anzahl kritischer Finanzbeziehungen zu Rüstungsproduzenten festgestellt. Ein weiterer Wermutstropfen: Zwar haben sich die Gender-Richtlinien im Durchschnitt gegenüber dem Vorjahr leicht verbessert, laut Küchenmeister weisen sie jedoch bei den meisten Banken immer noch die größten Defizite auf.

Klimawandel spielt nur eine Nebenrolle

Zudem verdient sich die Mehrzahl der bewerteten Institute weiterhin weniger als die Hälfte der möglichen Punkte in den Bereichen Menschen- und Arbeitsrechte. Dass sich die Fair-Finance-Bewertung hier über die Jahre nicht grundlegend verbessert hat, zeige, dass die Politik Abhilfe schaffen müsse, sagt Ulrike Lohr vom Südwind-Institut: "Der Finanzsektor muss im kommenden europäischen Lieferkettengesetz unbedingt einbezogen werden."

Und auch bei grünen Geldanlagen im engen Sinne hinken viele Institute der Zeit hinterher. "68 Prozent der bewerteten Banken haben noch sehr schwache oder sogar ungenügende Richtlinien zur Bekämpfung des Klimawandels", hebt Annabel Oelmann von der Verbraucherzentrale Bremen hervor.

Viele Geldhäuser versäumten es, wirklich aus fossilen Brennstoffen auszusteigen und glaubwürdige Klimastrategien zu entwickeln, so Oelmann. "So verschleppen sie den für alle Verbraucher und Verbraucherinnen immer dringlicheren Wandel hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft und Wirtschaft."

Dabei unterscheiden sich die Angebotsformen von Siegern und Verlierern kaum. Nahezu alle Institute bieten Giro-, Tages- und Festgeldkonten an, ermöglichen Baufinanzierungen, die Geldanlage in Fonds sowie bundesweites Online-Banking. Kontrolliert werden alle getesteten Banken und Sparkassen von der Finanzaufsicht Bafin. Einlagen in Höhe von 100.000 Euro je Person und Bank sind sicher.

Nachhaltigere Geldinstitute sind außerdem laut Stiftung Warentest nicht generell teurer als konventionellere. Kunden sollten für ihren persönlichen Bedarf genau hinschauen und beispielsweise Kontoführungsgebühren oder Zinssätze vergleichen.

Der Wechsel zu einer anderen Bank oder Sparkasse ist mittlerweile einfach. Seit 2016 greift das Zahlungskontengesetz beim Kontowechsel. Die Institute müssen dabei helfen. Dazu ermächtigen Sie die Bank, indem Sie entsprechende Formulare ausfüllen. Den Rest macht im Regelfall die Bank. Dabei sollen die Transaktionsdaten innerhalb von zwölf Geschäftstagen durch die betroffenen Institute bearbeitet werden.

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