Die Mitglieder des renommierten Golfklubs Sant Cugat im Hinterland von Barcelona waren empört, als sie beschädigte Fahnen und Löcher auf ihrem geliebten Platz vorfanden. Die provokante direkte Aktion war von Arran, einer linken Jugendorganisation, durchgeführt worden.

Mit ihrem Sabotagecoup in Sant Cugat protestierte die katalanische Gruppe gegen die Verschwendung von Wasser für "Luxusgüter der Bourgeoisie". Kürzlich trugen die Mitglieder von Arran Plakate mit der Aufschrift "Wasser für das Leben, nicht für den Golfsport" durch die Straßen.

 

Wassernutzung ist in Spanien ein brennendes Thema. Das Land ist mit einer beispiellosen Dürre konfrontiert, die sich durch die jüngsten Hitzewellen noch verschlimmert hat. Es drohen weitreichende Ernteausfälle.

Seit Monaten bemühen sich die spanischen Behörden, mithilfe von Gesetzen einen Ausweg aus der Krise zu finden. Die Wasserkrise ist auf den Mangel an Regen zurückzuführen, wird aber durch die Agrarindustrie noch verschärft. Laut einem Greenpeace-Report übersteigt der Wasserverbrauch des Landes eine nachhaltig bereitzustellende Menge erheblich.

Dies ist in erster Linie einem Produktionsmodell geschuldet, das die intensive industrielle Landwirtschaft und die Viehzucht begünstigt, auf die allein 80 Prozent des gesamten Wasserverbrauchs entfallen. Auch nachdem die Behörden in Katalonien den Wasserverbrauch der Landwirtschaft begrenzt und für Industrie- und Freizeitzwecke um 25 Prozent reduziert haben, bleibt der Verbrauch in diesem Sektor unverhältnismäßig hoch.

Rationierung des privaten Wasserverbrauchs trifft die Falschen

Eine der bevorzugten politischen Antworten scheint in Spanien die Einführung strenger Beschränkungen für die private Wassernutzung zu sein. Dutzende von Gemeinden haben Pro-Kopf-Beschränkungen für den individuellen Verbrauch eingeführt, und viele weitere werden wahrscheinlich folgen.

Die Bewohner der Provinzen Andalusien und Katalonien unterliegen seit Ende Februar solchen Einschränkungen. Das hat viele Menschen monatelang daran gehindert, ihre Gärten zu bewässern, in denen sie zum Teil auch für den Eigenbedarf Obst und Gemüse anbauen.

Der französische Auslandssender France 24 berichtete, dass Spanier:innen als Reaktion auf die Rationierung Wasser in Flaschen horten und sogar auf das Duschen verzichten.

Doch mit dem Fokus auf den individuellen Konsum wurden die Hauptschuldigen entlastet. José Albiac, der an der Universität Saragossa über Wasserwirtschaft forscht, stellte fest: "Sparen im Haushalt ist wichtig, aber das Hauptproblem ist, dass zu viel Wasser aus den Flüssen entnommen wird, um die Felder zu bewässern."

Bild: privat

Bernardo Jurema

ist wissen­schaftlicher Mit­arbeiter am Forschungs­institut für Nach­haltigkeit RIFS in Potsdam (früher IASS). Er forscht zu US-Außen­politik, kritischen Sicherheits­studien, trans­disziplinärer Wissen­schaft und der Über­schneidung von Geo- und Öko­politik. Jurema studierte in Pernambuco (Brasilien) und London, promovierte in Politik­wissen­schaft in Berlin und arbeitete bei inter­nationalen Organisationen und Think­tanks in Europa und Latein­amerika.

Es mag seltsam erscheinen, dass Golfplätze trotz der allgemeinen Wasserknappheit und der Entbehrungen der arbeitenden Bevölkerung in der Lage sind, ihren Rasen grün zu halten, und Nordeuropäer das ganze Jahr über spanische Orangen im Supermarkt finden können. Aber diese widersprüchliche Gleichzeitigkeit entspricht dem, was der schwedische Humanökologe Andreas Malm als "kapitalistische Klima-Governance" bezeichnet.

Der Begriff benennt ein kontraproduktives Muster klimapolitischer Maßnahmen, das die Lasten des Klimaschutzes überwiegend den Benachteiligten aufbürdet. Gleichzeitig gewährt der Staat im Rahmen der kapitalistischen Klimapolitik den Reichen oft unverhältnismäßig viel öffentliche Unterstützung.

Auch in dieser Hinsicht ist Spanien ein anschauliches Beispiel. Die Zentralregierung in Madrid, die von einer vorgeblich linken Koalition gebildet wird, hat Milliarden von Euro an Hilfen für Agrarunternehmen bewilligt. Ein Teil dieser Hilfe erfolgte in Form von direkten Subventionen, deren Umfang von spanischen Beamten als "beispiellos" bezeichnet wurde.

Der Rest wurde in Form einer Senkung der Einkommenssteuer um schwindelerregende 25 Prozent für etwa 800.000 Agrarbetriebe gewährt. Das Ergebnis: Während die spanischen Arbeiter:innen in der Krise leiden, werden mit ihren Steuergeldern massive Subventionen für die Agrarindustrie finanziert.

Kein Land ist vor ökologischen Katastrophen sicher

Diese Ungerechtigkeit wird durch die Tatsache verstärkt, dass die Reichen die Hauptverantwortung für die anhaltende Katastrophe tragen. Die Dürre in Spanien wurde durch ungewöhnlich hohe Temperaturen verschlimmert, die wiederum eine direkte Folge des von Menschen verursachten Klimawandels sind.

Und die Verantwortung dafür "liegt größtenteils in den Händen der wohlhabenden Klassen", so formuliert es der Wirtschaftsanthropologe Jason Hickel. Die Reichen hätten schließlich "einen sehr hohen Konsum" und "üben eine unverhältnismäßig große Macht über die Produktion und die nationale Politik aus".

Daraus folgert Hickel, dass – moralisch gesehen – die besonders Wohlhabenden "diejenigen sind, die die Kosten des Ausgleichs tragen müssen". Aber genau das geschieht unter kapitalistischer Klima-Governance nicht. Dass Spanien das gerade am eigenen Leib erfährt, sollte ein warnendes Beispiel sein.

Bild: privat

Elias Khoury

ist freier Autor und Mitglied der Democratic Socialists of America. Er studierte Politik­wissen­schaft in London und arbeitete für gemein­nützige Organisationen, Think­tanks und Zeit­schriften in den USA. Khoury berichtet für Publikationen wie Newsweek und Jacobin über Umwelt­fragen, schreibt aber auch über Außen­politik, Wirtschaft oder Straf­justiz.

Der Klimawandel, der Spanien so akut schadet, zeigt aber auch, dass kein Land vor ökologischen Katastrophen sicher ist. Während der globale Süden weiterhin unverhältnismäßig stark betroffen ist, stehen auch die Industrieländer vor großen Herausforderungen.

Andere Beispiele für Länder mit hohem Durchschnittseinkommen, die eine hohe Last des Klimawandels tragen, sind Griechenland und Italien. Diese Mittelmeerstaaten wurden kürzlich "von alptraumhaften Waldbränden heimgesucht".

Spaniens heutige Probleme sind größtenteils auf ein System zurückzuführen, in dem wohlhabende Nationen im Norden biologische und mineralische Ressourcen aus ärmeren Regionen im Süden entnehmen. Durch den Erwerb von Waren aus dem Süden können wohlhabende Importeure die ökologischen Belastungen auf andere Weltregionen abwälzen.

Dabei liefern diese intensiven Praktiken oft genug nur überflüssige Lebensmittel für den nordeuropäischen Markt. Oder wie es Rafael Seiz, Koordinator des WWF-Wasserprogramms, ausdrückt: "Statt durch Bewässerung die Menschen am Horn von Afrika zu ernähren, versorgen wir einige wenige das ganze Jahr über mit Orangen."

Da die Menschheit auf den ökologischen Kollaps zusteuert, brauchen wir bessere politische Antworten als die kapitalistische Klimapolitik. Wie Andreas Malm feststellt, sind kapitalistisch organisierte Staaten strukturell nicht in der Lage, mit Informationen wie denen über das Klima adäquat umzugehen.

Darüber hinaus besäßen sie eine geradezu unheimliche Entschlossenheit, um jeden Preis am Business as usual festzuhalten. Eine angemessene Bewältigung der Klimakrise würde aber voraussetzen, diese strukturellen Unzulänglichkeiten anzugehen und letztlich zu beseitigen. Oder wie Malm es treffend formuliert:

"Jeder Fortschritt in Richtung des Ziels, den totalen Zusammenbruch des Klimas jetzt abzuwenden, ... erfordert, dass die Paläste überrannt und gestürmt werden."

Wir können nicht länger auf der Stelle treten. Früher oder später werden wir gezwungen sein, entweder zu schwimmen oder unterzugehen.