Regen nach wochenlanger Trockenheit half der Feuerwehr in den letzten Tagen: Die verheerenden Brände Los Angeles und der Großregion sind inzwischen weitgehend gelöscht. Bestätigt sind inzwischen 29 Todesopfer.

Durch das sogenannte Palisades-Feuer am Westrand und das Eaton-Feuer nordöstlich der Metropole verbrannte laut der kalifornischen Behörde für Forstwirtschaft und Brandschutz eine Fläche von rund 152 Quadratkilometern, und über 16.000 Häuser wurden zerstört. Die Brände könnten zu einer der teuersten Naturkatastrophen der Geschichte werden.

 

Eine aktuelle Analyse zeigt nun, dass der Klimawandel die Brände beeinflusst hat, indem eine anhaltende Trockenheit die Vegetation ausdörrte und starke Winde die Brände anfachten.

Gemäß den Modellierungen der Forschungsgruppe World Weather Attribution (WWA) ist das sogenannte Feuerwetter in Südkalifornien aufgrund der bisherigen Erderwärmung um 35 Prozent wahrscheinlicher und um sechs Prozent intensiver geworden als in einem Klima ohne diese Erwärmung. Bis 2100 könnte die Wahrscheinlichkeit bei fortschreitendem Klimawandel danach um weitere 35 Prozent ansteigen.

Die WWA-Gruppe, darunter führende Fachleute aus der Waldbrandforschung, schränkt ein, dass solche Ergebnisse mit Unsicherheiten behaftet sind. Dies liege vor allem daran, dass einige Faktoren beim Feuerwetter wie der Einfluss des Windes in den genutzten Klimamodellen bisher nur unzureichend berücksichtigt werden.

Klar sei aber, dass das Ausbleiben von Niederschlägen insbesondere zwischen Oktober und Dezember 2024 das Austrocknen der Vegetation befördert habe. Laut der WWA-Analyse hat sich die Trockenzeit in Südkalifornien durch den Klimawandel bereits um 23 Tage verlängert.

Kalifornien auf der hydroklimatischen Schaukel

Folge: Die Zeit, in der trockenes Pflanzenmaterial als Brennstoff zur Verfügung steht, überschneidet mit der dortigen Santa-Ana-Windsaison. Ein solch brandgefährliches Wetter wie in diesem Januar in L.A. tritt, so die Studie, im heutigen Klima im Schnitt alle 17 Jahre auf. Vor dem Start der globalen Erwärmung sei es etwa alle 23 Jahre der Fall gewesen.

Offenbar hat ein besonderer Witterungsverlauf im letzten Jahr zu der Katastrophe beigetragen. So fiel der Winter 2023/2024 in den Küstenregionen Kaliforniens ungewöhnlich feucht aus, bedingt auch durch das Klimaphänomen El Niño. Gräser und Sträucher wuchsen daraufhin ungewöhnlich stark, wurden dann aber im Sommer durch eine anhaltende Rekordhitze ausgetrocknet. Das machte die Pflanzen zu einem idealen Zündmaterial.

Ölindustrie, USA, Kalifornien, Erdölbohrplattform
Abends in Los Angeles am Strand sitzen und die stimmungsvoll beleuchteten Ölbohrplattformen bewundern: Es gibt einen Zusammenhang zwischen fossiler Industrie und immer großflächigeren Bränden. (Bild: Ian D. Keating/​Flickr)

Es handelte sich dabei um den Fall einer "hydroklimatischen Schaukel", wie sie jüngst von einem weiteren Forschungsteam der University of California in Los Angeles beschrieben wurde – einen schnellen Wechsel zwischen sehr feuchten und sehr trockenen Perioden. Laut der Untersuchung haben solche Phänomene seit Mitte des 20. Jahrhunderts um bis zu 66 Prozent zugenommen.

Klar ist aber auch: Der Klimawandel ist nicht der einzige Faktor, der die Heftigkeit der Brände verursacht hat. Zu den Ursachen gehören auch eine verfehlte Siedlungspolitik und zu geringe Kapazitäten bei der Feuerwehr.

Denn eigentlich ist die Vegetation in Südkalifornien, die der Macchia am Mittelmeer ähnelt, an Feuer angepasst. Das Bauen von Häusern in der grünen Umgebung der Städte hat jedoch die Häufigkeit der Entzündungen etwa durch defekte Stromleitungen oder Fahrlässigkeit erhöht – und so die Gefahr für den Menschen.

Weniger Brände, aber mehr verbrannte Fläche

Offensichtlich wurde aber auch, dass die Größe und die Dauer der Brände die Feuerwehren der Metropole überforderten. Ein weiterer Punkt war, dass einige Hydranten nach gewisser Zeit kein Wasser mehr lieferten. Die Löschwasser-Kapazitäten waren für extreme Brandfälle wie die jüngsten nicht kalkuliert.

Roop Singh vom Klimazentrum des US-amerikanischen Roten Kreuzes sagte, es sei eine tödliche Kombination von Faktoren zusammengekommen, die die Brände in eine Katastrophe verwandelten. Der Klimawandel habe den Boden bereitet und dazu beigetragen, dass die Hügel rund um Los Angeles staubtrocken geworden seien.

Doch dann hätten "die orkanartigen Santa-Ana-Winde, die rasche Ausbreitung der Brände in städtische Gebiete und ein überlastetes Wassersystem" die Eindämmung der Brände extrem schwierig gemacht, so die Expertin. Singh war an der WWA-Studie beteiligt.

Der Brandexperte Lindon Pronto vom European Forest Institute (EFI) in Bonn sieht in den L.A.- Feuern ein Beispiel für eine generelle Tendenz: "Der Klimawandel verändert ganz eindeutig die Feuerregime auf der ganzen Welt – zum Beispiel die Ausdehnung neu brandgefährdeter Regionen weiter nach Norden in höhere Breiten", sagte er.

Die Auswirkungen des Klimawandels auf Dürren, Hitzewellen, schwerere Stürme und hydroklimatische Schaukeln seien wissenschaftlich gut belegt. Interessanterweise brennen Waldfeuer Pronto zufolge insgesamt zwar weniger Fläche ab. "Aber die Schwere der Brände nimmt zu, und weniger Brände sind für viel größere verbrannte Flächen verantwortlich", erläuterte er.

 

Die an der aktuellen Analyse beteiligte Klimaforscherin und WWA-Mitbegründerin Friederike Otto vom Imperial College London sagte: "Der Klimawandel zerstört immer mehr Leben und Lebensgrundlagen in den USA." Die Menschen erlebten die verheerenden Folgen der Erwärmung durch fossile Brennstoffe – von heftigen Hurrikans im Osten bis hin zu albtraumhaften Waldbränden im Westen.

Otto richtete einen Appell an die Politik: "Im Jahr 2025 bleibt die Entscheidung der Staats- und Regierungschefs der Welt dieselbe: entweder weiter nach Öl, Gas und Kohle zu bohren und sie zu verbrennen und immer gefährlichere Wetterbedingungen zu erleben oder auf erneuerbare Energien umzusteigen, um eine sicherere und gerechtere Welt zu schaffen."

Zurzeit passiert in den USA das Gegenteil: Der neue Präsident Donald Trump pusht die Förderung von Öl und Gas und bremst den Ausbau der Erneuerbaren.

Redaktioneller Hinweis: Friederike Otto ist Herausgeberratsmitglied von Klimareporter°.