"Drill, baby, drill". Das war im Wahlkampf Donald Trumps Slogan, mit dem er seine energie- und klimapolitischen Ambitionen beschrieb. "Bohren, Baby, bohren", nämlich nach Öl und Gas. Nun hat der neue US-Präsident hier gleich am Tag der Amtseinführung Pflöcke eingerammt.
Das Weiße Haus kündigte den Austritt der USA aus dem Pariser Klimaabkommen an. Außerdem will Trump die Förderung fossiler Energieträger noch mehr ausweiten und den Bau von Windparks bremsen.
Trump unterzeichnete ein Schreiben an die Vereinten Nationen, mit dem der Ausstieg aus dem Paris-Vertrag angestoßen wird. Das Abkommen von 2015 zielt darauf, die globale Erwärmung auf 1,5 bis zwei Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen. Das soll deren schlimmste Folgen abwenden: das Auslösen von Kipppunkten im Klimasystem.
Trump allerdings sieht den Paris-Vertrag als "Abzocke", die den USA Wettbewerbsnachteile bringe. Den Klimawandel hat er immer wieder als "großen Schwindel" bezeichnet. Der Austritt wird nach den Bestimmungen des Vertrags allerdings erst nach einem Jahr wirksam.
Es ist die gleiche Prozedur wie in Trumps erster Amtszeit. Auch damals kündigte der Präsident das von der Regierung seines Vorgängers Barack Obama mit ausgehandelte Abkommen. Dieser Schritt wurde dann aber von seinem Nachfolger Joe Biden gleich wieder rückgängig gemacht.
Was Trump wirklich tun wird, ist noch nicht klar
Welche Folgen hat Trumps Schritt? Die US-Regierung wird zum Beispiel keine Pläne mehr zur Reduktion des Treibhausgas-Ausstoßes vorlegen, wozu sie laut Paris-Vertrag verpflichtet ist. Bisher peilt Washington an, die Emissionen bis 2030 um 50 bis 52 Prozent gegenüber dem Basisjahr 2005 zu senken.
Den möglichen Trump-Effekt auf die globale Erwärmung beziffert das Forschungsportal Climate Action Tracker auf ein Plus von 0,04 Grad bis 2100. Dieser Wert käme zu den 2,6 bis 3,1 Grad hinzu, auf die die Erde laut UN-Umweltprogramm Unep zusteuert, wenn die Staaten ihre derzeitigen Klimaschutzpläne einhalten. Allerdings wäre der Effekt stärker, wenn die anderen Länder ihre Emissionen, wie gefordert, deutlich absenken.

Bei der Tracker-Rechnung ist sogar zugrunde gelegt, dass Washington das große, teils grüne Investitionsprogramm "Inflation Reduction Act" (IRA) stoppt, das unter Biden aufgelegt wurde. Allerdings ist unklar, inwieweit Trump das tun wird, da ein Großteil der Gelder, die etwa den Bau von Solarfabriken oder von Häuser-Wärmedämmung unterstützt, in republikanisch regierte US-Bundesstaaten fließt. Außerdem hat der IRA nach Schätzungen bis zu 300.000 Jobs geschaffen.
Wie stark Trump die Förderung fossiler Energien noch weiter erhöhen kann, ist ebenfalls unklar. Schon bisher, also unter "Klima-Präsident" Biden, war das Land der weltgrößte Produzent von Erdöl und Erdgas, das auch durch Fracking gewonnen wird.
Weiterer wichtiger Punkt beim Paris-Austritt: Die USA fallen als wichtiger Geldgeber für die internationale Finanzierung von Energiewende und Klimaanpassung in den Entwicklungsländern aus. Bisher zahlen die Industrieländer dafür rund 100 Milliarden US-Dollar jährlich, davon stammen rund zehn Milliarden aus Washington.
Allerdings sollen die Zahlungen bis 2030 auf 300 Milliarden im Jahr anwachsen, wie auf dem jüngsten UN-Klimagipfel in Aserbaidschan beschlossen wurde. Ohne die USA wird es noch schwieriger werden, das zu erreichen.
Erdölstaaten werden sich ermutigt fühlen
Klima-Fachleute sehen Trumps Schritt natürlich kritisch. Der Co-Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Johan Rockström, sagte: "Mit Trumps Rückkehr ins Weiße Haus ergeben sich erhebliche Herausforderungen bei der Bewältigung der globalen Klimakrise. Schon seine erste Amtszeit führte zu einem gefährlichen Stillstand bei der Bekämpfung des Klimawandels – eine weitere Verzögerung können wir uns nicht leisten."
Auch wenn keine weiteren Länder aus dem Paris-Vertrag austreten, droht Trumps Schritt den Diskurs zu verändern. Erdölstaaten wie Saudi-Arabien haben nun auf den UN-Klimagipfeln mehr Spielraum, Fortschritte zu blockieren.
Noch dramatischer dürfte es werden, wenn Trump es schafft, andere Länder zum Ausstieg zu bewegen. Als Kandidat dafür gilt das neoliberal regierte Argentinien, dessen Delegation schon beim letzten UN-Gipfel vorzeitig abreiste, während sein Präsident Javier Milei dem gerade gewählten Trump in den USA seine Aufwartung machte.
Auch der Klimaforscher Niklas Höhne vom Kölner New Climate Institute meinte, es sei kein gutes Zeichen für internationalen Klimaschutz, wenn der zweitgrößte Emittent und die größte Volkswirtschaft der Welt aussteigt. "Dann wird es natürlich schwieriger." Allerdings sei es "nicht der Untergang des internationalen Klimaschutzes". Andere Länder wollten weiter dabei sein, insbesondere die EU und China. Die EU peilt Klimaneutralität für 2050 an, China für 2060.
Dabei ist Trumps fossiler Kurs innerhalb der USA keineswegs Konsens. Einige Bundesstaaten, darunter Kalifornien und Massachusetts, haben schon angekündigt, die bisherige Klimapolitik fortsetzen zu wollen. So wird zwar erwartet, dass Trump und Co die Energiewende in den USA abbremsen werden, eine völlige Kehrtwende wird es aber nicht geben.
Noch nie in der Geschichte der Menschheit sei eine Energieform so schnell gewachsen wie jetzt die erneuerbaren Energien, sagte etwa Christoph Bals, Geschäftsführer der Umweltorganisation Germanwatch. "Die Regierung Trump kann diesen Trend wohl verlangsamen, aber nicht aufhalten."
"Trumps Politik wird Energie verteuern statt verbilligen"
In seiner Rhetorik setzt Trump allerdings voll auf Erdöl und auch Erdgas. In seiner Antrittsrede nach der Vereidigung im US-Kapitol erklärte er einen "nationalen Energienotstand" und sagte: "Wir werden wieder eine reiche Nation sein, und es ist das flüssige Gold unter unseren Füßen, das uns dabei helfen wird."
Konkret verfügt hat der neue Präsident hier noch nichts. Das Weiße Haus ließ aber wissen, man werde Vorschriften aufheben, die die fossile Energieerzeugung und -nutzung übermäßig erschweren, zudem die Verpachtung von Bundesgebiet für "massive Windparks" beenden, die die Landschaft zerstörten und den Verbrauchern nichts nützten.
Beim Hochfahren der Öl- und Gasförderung, aber auch beim Abbau kritischer Rohstoffe hat der neue Präsident besonders Alaska im Blick. Trump werde dazu ein Dekret unterzeichnen, sagte ein Regierungsbeamter. "Alaska verfügt über einen unglaublichen Reichtum an natürlichen Ressourcen".
Die Erklärung des "Notstandes" solle dazu beitragen, dass die Produktion schnell ausgeweitet werde und so die hohen Energiekosten für die Verbraucher und die Industrie sinken könnten.
Fachleute sehen das freilich anders. "Trumps Politik wird die Energieversorgung in den USA nicht verbilligen, sondern verteuern", sagt Wolfgang Obergassel vom Wuppertal-Institut. "Wind- und Solarenergie und zunehmend auch Batteriespeicher sind inzwischen günstiger als fossile Energie", so der Experte.
Zudem beschneide Trumps Agenda die Exportchancen der USA zugunsten Chinas. Die weltweite Nachfrage nach Öl und Gas werde absehbar sinken, so Obergassel. "Es wird daher auch nicht zum von Trump erträumten Exportboom fossiler Energie kommen."
Abschaffung der Umweltbehörde gilt als wahrscheinlich
Umsetzen soll Trumps fossile Politik sein zukünftiger Energieminister Chris Wright, der bisher Chef eines Konzerns aus der Öl- und Gasbranche war. Der Mitbegründer der Fracking-Industrie in den USA ist ganz auf der Linie des neuen Präsidenten.
Wright befand noch 2023: "Es gibt keine Klimakrise, und wir befinden uns bei der Energie auch nicht in einem Umbruch" – wobei er den Kampf der Demokraten gegen die Erderwärmung mit dem Sowjet-Kommunismus verglich.
Als wahrscheinlich gilt, dass Trump mittelfristig die US-Umweltbehörde EPA abschaffen wird, die etwa Emissionsstandards bei Kraftwerken und Fahrzeugen festgesetzt hat. Diese Regeln könnten so wegfallen. Auch das würde zu höheren Emissionen führen, weil Energie- und Autokonzerne dann schwächer reguliert würden.
Die stärksten unmittelbaren Auswirkungen erwartet Wilfried Rickels vom Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) aber durch die angekündigte Rücknahme der Methan-Abgabe, die die EPA unter Biden eingeführt beziehungsweise ausgeweitet hat, um den Methanausstoß bei der Öl- und Gasförderung zu senken.
Der Klimaexperte warnte: "Methan-Emissionen haben sehr schnelle Auswirkungen auf die Temperaturen und diese Maßnahmen haben daher das Potenzial, die Geschwindigkeit des Klimawandels zu beschleunigen und daher bereits bis 2030 spürbar werden zu lassen."
Gleichzeitig seien aber auch die USA immer heftiger vom Klimawandel betroffen, sagte Rickels. Falls weitere Extremereignisse den selbsternannten Problemlöser Trump in Zugzwang brächten, könne – auch unter dem Einfluss seines Einflüsterers Elon Musk – solares Geoengineering deutlich wahrscheinlicher werden.
Lesen Sie dazu unseren Kommentar: Heizer auf der E-Lok