Die künftige Koalition aus Union und SPD will das Deutschlandticket erhalten, es soll ab 2027 allerdings teurer werden. So zumindest steht es im Verhandlungspapier der Groko-Arbeitsgruppe "Verkehr und Infrastruktur, Bauen und Wohnen".

Eine Umfrage unter Nutzern des Tickets im Auftrag des Bündnisses sozialverträgliche Mobilitätswende zeigt nun, wie wichtig das Ticket ist, um die Mobilitätskosten für viele Haushalte finanzierbar zu halten. Und laut einer Greenpeace-Analyse spart es unter dem Strich sogar mehr Geld ein, als es kostet – wenn man die gesamtgesellschaftlichen Auswirkungen, etwa durch verminderte Umweltschäden, einkalkuliert.

 

Das Ticket, das bundesweit im öffentlichen Nah- und Regionalverkehr gilt, kostet derzeit 58 Euro im Monat. Genutzt wird es von rund 13,5 Millionen Menschen. Es war von der Ampel-Bundesregierung zum Startpreis von 49 Euro eingeführt worden, Bund und Länder finanzieren die Kosten mit einem Zuschuss von je 1,5 Milliarden Euro.

Die CSU hatte den Fortbestand des Tickets zuletzt mit dem Argument infrage gestellt, es nutze auf dem Land nicht viel. Im Papier der AG Verkehr heißt es nun, der Anteil der Nutzerfinanzierung werde "ab 2027 schrittweise und sozialverträglich erhöht".

Das "Bündnis sozialverträgliche Mobilitätswende", dem unter anderem die Gewerkschaften DGB, Verdi, IG Metall, Umwelt- und Sozialverbände sowie die evangelische Kirche angehören, bezeichnet das Bekenntnis zum Deutschlandticket durch die sich abzeichnende Koalition als "wichtiges Signal für eine bezahlbare und klimafreundliche Mobilität".

Für flächendeckendes ÖPNV-Angebot in Stadt und Land

Die Umfrage zeigt den Angaben zufolge, dass für 89 Prozent eine langfristige Fortführung des Tickets wichtig ist. 70 Prozent gaben an, dass für sie die individuellen Mobilitätskosten ohne das Deutschlandticket steigen würden.

Doch auch für den Klimaschutz ist das Deutschlandticket relevant, denn 42 Prozent würden bei einer Abschaffung des Tickets häufiger das Auto nutzen. Ein Viertel der Befragten würde die eigenen Fahrten reduzieren, das würde die gesellschaftliche Teilhabe dieser Gruppe einschränken.

Flächendeckender ÖPNV im ganzen Land – günstiger ist Klimaschutz im Verkehr kaum zu haben. (Bild: Misael Silvera/​Pixabay)

Das Bündnis fordert massive Investitionen in ein flächendeckendes und barrierefreies ÖPNV-Angebot nicht nur in den Städten, sondern auch auf dem Land. Es verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass etwa die Hälfte der Befragten Bahnen und Busse stärker nutzen würde, wenn es mehr Verlässlichkeit gäbe (49 Prozent), die Verbindungen ausgebaut würden (45 Prozent) und die Taktung besser wäre (39 Prozent).

Allerdings geschehe derzeit eher das Gegenteil. Statt mehr für den ÖPNV zu tun, würden in vielen Regionen Verbindungen ausgedünnt. Dies sei "eine Entwicklung, die im Widerspruch zu den Bedürfnissen der Fahrgäste und zum Staatsziel der bundesweit gleichwertigen Lebensverhältnisse steht".

Vor der Verkehrsministerkonferenz am Mittwoch und Donnerstag baut das Bündnis Druck auf: "Jetzt sind die Länder in der Pflicht, sich mit dem Bund auf eine langfristige Finanzierung des Tickets ohne Ablaufdatum zu einigen, ein bundesweit gültiges Sozialticket einzuführen und gemeinsam den Ausbau und die Verbesserung des ÖPNV-Angebots voranzutreiben."

Greenpeace: 29-Euro-Ticket würde noch mehr einsparen

Die Umweltorganisation Greenpeace fordert die Politik auf, in der Debatte über das Deutschlandticket zu berücksichtigen, dass das Ticket nicht nur Ausgaben verursacht, sondern auch erhebliche Einsparungen mit sich bringe.

Das Argument: Ein Teil der Fahrten werde von Menschen unternommen, die ohne Ticket das Auto genommen hätten. Dadurch reduzierten sich die "externen Kosten", die nicht oder nicht vollständig vom Autoverkehr getragen werden, wie Umwelt- und Klimaschäden, gesundheitliche Schäden und Sachschäden.

Konkret spart das Ticket laut der Untersuchung mehr an externen Kosten ein, als Bund und Länder für das Ticket zahlen. So habe das bis Ende 2024 existierende 49-Euro-Ticket pro Jahr mindestens vier Milliarden Euro an Kosten für Staat und Gesellschaft vermieden. Dem stünden für 2024 Ausgaben für das Ticket von 3,45 Milliarden entgegen.

Da ein dauerhaftes Deutschlandticket weniger Straßeninfrastruktur und weniger Autos nötig mache, könne das Ticket langfristig sogar noch höhere Einsparungen erzielen, nämlich durch eine Vermeidung von mindestens 4,9 Milliarden Euro an externen Kosten.

"Unterm Strich trägt sich das Deutschlandticket selbst", sagte Greenpeace-Verkehrsexpertin und Mitautorin Marissa Reiserer. Es sei ein Gewinn für Gesundheit, Klima und Gesellschaft.

 

Greenpeace fordert, den Ticketpreis nicht zu erhöhen, sondern auf 29 Euro pro Monat zu senken. Auch Verkehrsfachleute haben mehrfach für diesen Preis plädiert.

Das Argument dahinter: Dann würden die externen Kosten noch weiter sinken, weil mehr Menschen auf Busse und Bahnen umsteigen. Laut Greenpeace könnten so kurzfristig mindestens 8,2 Milliarden und langfristig rund 10,1 Milliarden Euro zusätzlich eingespart werden.

Laut der Analyse müssten Bund und Länder zur Absenkung des Preises auf 29 Euro rund 1,8 Milliarden Euro zusätzlich aufbringen. Dem stünden allerdings eingesparte externe Kosten von weiteren vier bis gut fünf Milliarden Euro gegenüber.