Deutsche Hersteller wie BMW setzen auf SUV und Oberklasse und profitieren dadurch wenig vom globalen Elektroauto-Boom. (Bild: BMW)

Trotz diverser politischer und ökonomischer Krisen boomt der Markt für Elektrofahrzeuge weiterhin – weltweit und in Deutschland. Die strombetriebenen Autos befinden sich damit an der Schwelle zum Massenmarkt.

Die Zulassungszahlen reichen allerdings noch nicht aus, um die internationalen und nationalen Klimaziele im Verkehr zu erreichen. Dazu müssten die Preise für die E‑Autos noch deutlich fallen, vor allem durch eine Verbilligung der Batterieherstellung. 

Weltweit kamen im vorigen Jahr 10,8 Millionen Elektro-Pkw neu auf die Straßen. Die Zahl enthält allerdings neben reinen Batterie-Fahrzeugen auch Plug-in-Hybride. Bei insgesamt 57,5 Millionen Neuzulassungen war das ein Anteil von knapp 19 Prozent.

Die mit Abstand meisten E‑Autos – 6,5 Millionen – wurden in China verkauft, wo sich die Zahl der Neuzulassungen fast verdoppelt hat. Der Anteil des Landes am weltweiten Stromauto-Absatz betrug damit mehr als 60 Prozent. Die USA als zweitgrößter Markt kamen auf rund eine Million.

Weltweit gab es damit Ende 2022 rund 27,7 Millionen E‑Pkw. Fünf Jahre vorher, 2017, waren es erst 3,4 Millionen gewesen. Die Zahlen zeigten eindeutig, dass der weltweite Trend zur "nachhaltigen Mobilität" ungebrochen sei, sagte der Umweltökonom Andreas Püttner vom Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW), das die Statistiken zu dem Sektor ausgewertet hat.

In Europa ist der Absatz in Deutschland in absoluten Zahlen am höchsten. Hier wurden 2022 rund 830.000 E‑Fahrzeuge neu zugelassen. Damit waren Anfang dieses Jahres fast 1,9 Millionen E‑Autos auf deutschen Straßen unterwegs, 59 Prozent mehr als 2021.

Aktuell setzt sich der Trend nach oben fort. Im Halbjahresvergleich zu 2022 legten vor allem die reinen E‑Autos stark zu. Ihr Marktanteil erreichte knapp 16 Prozent gegenüber vorher 13,5.

Deutsche E‑Autos zu groß und zu teuer

Das reicht allerdings nicht, um das von der Bundesregierung gesteckte Ziel von 15 Millionen E‑Fahrzeugen bis Ende 2030 zu erreichen. "Um das zu schaffen, müssen hierzulande jedes Jahr mindestens doppelt so viele Fahrzeuge wie 2022 neu zugelassen werden", so Püttner. Ob das klappt, ist fraglich – unter anderem, da die staatliche Förderung gesunken ist und im kommenden Jahr weiter sinken wird.

Vorreiter in Europa ist weiterhin Norwegen, das die Förderung frühzeitig startete und die Ladeinfrastruktur schnell ausbaute. Dort fahren inzwischen fast 25 Prozent aller Fahrzeuge mit Elektro- oder Hybrid-Antrieb, während es hierzulande erst knapp vier Prozent sind. Bei den Neuzulassungen 2022 betrug der E‑Anteil sogar rund 80 Prozent.

Der Weltmarkt für die E‑Mobile wird derzeit stark von den drei chinesischen Herstellern BYD, SAIC und Geely sowie dem US-Autobauer Tesla dominiert. Die Chinesen verkauften 2022 zusammen 3,6 Millionen Autos und Tesla allein 1,3 Millionen, während die drei deutschen Hersteller VW, BMW und Mercedes zusammen auf 1,6 Millionen kamen. VW liegt im globalen Ranking dabei auf Platz vier.

Püttner warnte: "Wenn Deutschland nicht abgehängt werden will, dürfen sich die deutschen Autobauer nicht nur im Premiumsegment bewegen, zumal chinesische Unternehmen sukzessive auf den außerchinesischen Markt drängen."

Der Experte betont dabei, dass die chinesischen Hersteller die komplette Pkw-Bandbreite abdecken, vom Kleinst‑Pkw bis zu den Premiumfahrzeugen. Sie hätten sich so einen Marktanteil von rund 50 Prozent im Elektro-Pkw-Bereich gesichert.

 

Um der E‑Mobilität noch schneller zum Durchbruch zu verhelfen, müssen laut ZSW die Preise der E‑Fahrzeuge noch deutlich fallen. Da die Batterie nach wie vor der größte Kostenfaktor ist, müsse hier angesetzt werden. Gelinge es, bestimmte, auch ökologisch kritische Rohstoffe zu ersetzen, könnten Batterien kostengünstiger und auch effizienter werden.

Das ZSW setzt nach eigenen Angaben mit seinen Forschungsarbeiten hier an. Durch die Kombination neuer Konzepte bei den Speichermaterialien, den eingesetzten Komponenten und dem Zellaufbau soll die Energiedichte der Batterien gesteigert werden.