Detailansicht eines SUV: Rad und Türleiste.
Als Hybride lassen sich auch SUV wie der Audi Q7 trotz hoher CO2-Emissionen sauberrechnen. (Foto: Andreas Lischka/​Pixabay)

Elektroautos boomen hierzulande, seitdem es dafür hohe Kaufprämien gibt. Im vorigen Jahr wurden rund 395.000 von ihnen verkauft, das sind fast 14 Prozent des Marktes. Mehr als die Hälfte davon waren jedoch Plug-in-Hybride mit zwei Motoren, für Strom und Sprit.

Eine Studie im Auftrag des Bundesumweltministeriums zeigt nun: Der Boom dieser Fahrzeuge gefährdet die Klimaziele im Verkehr, denn in der Regel werden sie im täglichen Betrieb überwiegend mit dem Verbrennungsmotor gefahren. 

Die Untersuchung ergab, dass die Plug-in-Hybrid-Flotte deutlich mehr CO2 ausstößt, als bisher in den Szenarien für die deutschen Treibhausgasemissionen im Jahr 2030 angenommen wurde.

Die Studienautoren errechneten aufgrund von Marktprognosen, dass die Jahresemissionen dadurch dann um 4,3 Millionen Tonnen höher liegen werden, wenn die elektrischen Fahranteile so niedrig bleiben wie derzeit. Das verschärft die Klimaprobleme im Verkehrssektor zusätzlich.

Zur Einordnung: Das von der Bundesregierung festgesetzte 2030er CO2-Ziel für diesen Bereich von 95 Millionen Jahrestonnen wird schon nach den bisherigen Abschätzungen um etwa 30 Millionen Tonnen überschritten.

Das heißt, es wird noch schwieriger, hier in die richtige Spur zu kommen. Die Studie wurde vom Institut für Energie- und Umweltforschung (Ifeu), dem Öko-Institut und dem Dachverband Transport & Environment erarbeitet.

In den bisherigen Szenarien sind die höheren Emissionen der Plug-in-Hybride meist nicht enthalten, da hier mit den Pkw-Emissionen gerechnet wird, wie sie in der offiziellen Typgenehmigung verzeichnet sind.

Doch in der Realität liegt der CO2-Ausstoß der Fahrzeuge, von denen mehr als drei Viertel als Firmenwagen unterwegs sind, laut der Studie oft um ein Mehrfaches über diesen Werten.

Bei Dienstwagen würden nur harte Kriterien helfen

Hierfür gibt es mehrere Ursachen. So ist das elektrische Fahren wegen der zurzeit vergleichsweise niedrigen Spritpreise wirtschaftlich wenig attraktiv. Hinzu kommt die gerade bei Dienstwagen oftmals hohe tägliche Fahrleistung.

"In vielen Fällen reicht bei solch schweren Fahrzeugen der Akku für die Tageskilometer nicht aus", erläutern die Studienmacher. "Und bei schnellem Fahren oder starker Beschleunigung schaltet sich der Verbrennungsmotor auch dann zu, wenn der Akku noch voll ist."

Allerdings: Werden die Plug-in-Hybride mit Ökostrom betankt, überwiegend elektrisch und zudem defensiv gefahren, sinken die CO2-Emissionen laut der Studie deutlich. Vor allem bei privaten Plug-in-Hybriden zahle sich Ladedisziplin für die CO2-Bilanz aus.

Gelingt es, alle privaten Autos täglich aufzuladen, würden in diesem Segment danach in etwa so viele Emissionen eingespart wie in den Kalkulationen für 2030 bisher angenommen.

Bei Dienstwagen ist das laut der Studie wegen der anderen Nutzungsstruktur nicht zu schaffen. Hier helfe nur eine deutlich höhere elektrische Reichweite als heute üblich.

Studien-Leiter Julius Jöhrens vom Ifeu fordert nun: "Aus umweltpolitischer Sicht sollte die Förderung aus Kaufprämie und Steuervorteilen dringend überprüft werden."

Vergünstigungen für Plug-in-Hybride sollten an harte Kriterien für die elektrische Reichweite, die Leistung des E-Motors und den Nachweis einer regelmäßigen Lademöglichkeit geknüpft sein. Zudem müsse elektrisches Fahren für die Nutzer finanziell attraktiv gemacht werden.

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