Torf Indonesien
Torfwald in Indonesien: Beschleunigte Verwitterung könnte zum Gegenteil der beabsichtigten Wirkung führen. (Foto: Florian Siegert/​Remote Sensing Solutions)

Viel Zeit ist schon verloren worden. Um die Klimakrise beherrschbar zu halten, müssen die globalen Treibhausgas-Emissionen bis 2030 halbiert und bis 2050 auf netto null gesenkt werden – Stichwort 1,5‑Grad-Ziel.

Leichter gefordert als getan. Das wird zunehmend unrealistisch. Daher schlägt nun die Stunde der "Geo-Ingenieure". Jener Expert:innen, die hoffen, dass man das überschüssige CO2 irgendwie wieder aus der Atmosphäre herausholen kann.

Es gibt aussichtsreiche Methoden, etwa die Aufforstung und die Wiedervernässung von trockengelegten Mooren.

Und es gibt andere, von denen weiß man schon jetzt, dass sie wenig bis nichts bringen. Das Düngen von Algen im Meer zum Beispiel, damit diese mehr CO2 aufnehmen und es beim Absterben mit auf den Meeresgrund nehmen.

Und dann noch welche, die man sich genauer anschauen muss. Darunter die "beschleunigte Verwitterung". Und hier kann es auch unschöne Überraschungen geben.  

Es klingt erstmal nicht schlecht. Die natürliche Verwitterung von Gesteinen absorbiert pro Jahr immerhin rund 1,1 Milliarden Tonnen CO2 – durch eine chemische Reaktion mit Gestein und Wasser. Dabei geht es um Silikate, die neun Zehntel der Erdkruste ausmachen.

Den Prozess zu beschleunigen, etwa indem vermahlener Basalt in großem Stil auf Agrarböden verteilt wird, könnte nach Modellrechnungen bis zu 4,9 Milliarden Tonnen pro Jahr "schlucken". Nutzt man das Vulkangestein Dunit, wären es sogar bis zu 95 Milliarden. Zum Vergleich: Der globale CO2-Ausstoß liegt bei 40 Milliarden pro Jahr.

Rückschlag

Eine Forschungsarbeit der Universität Bremen sorgt hier jedoch für arge Ernüchterung. Darin wurde die Anwendung der künstlichen Verwitterung in tropischen Torfböden untersucht.

Ergebnis: Die Methode ist dort nicht zur CO2-Reduktion geeignet, da zusätzlich gebundenes CO2 wieder ausgegast wird. Ja, es könnte in der Folge durch eine Erhöhung des pH-Werts in den sauren Böden sogar zur vermehrten Freisetzung kommen. Das heißt: Sie würden zu einer zusätzlichen CO2-Quelle.

Für die Hoffnungen, die in die Verwitterung gesetzt werden, ist das ein harter Rückschlag. Denn als am besten geeignet dafür galten bisher warme und feuchte Regionen, vor allem in Südostasien, Indien, Brasilien und China. Man dachte, dort könnten drei Viertel des globalen Potenzials realisiert werden.

Joachim Wille ist Co-Chefredakteur des Online-Magazins Klimareporter°.

Das dürfte angesichts der Studie Makulatur sein. Anders gesagt: Man sollte zur Rettung aus der Klimakrise mehr auf die Energiewende- als auf die Geo-Ingenieure setzen.

Anzeige