Ostdeutschland schlägt Westdeutschland beim Ausbau der Solarenergie, und das sogar deutlich. Darauf hat der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar) anlässlich des Tags der deutschen Einheit hingewiesen.
Nach den Zahlen des Verbandes ist die installierte Leistung beim Solarstrom pro Einwohner in den fünf östlichen Flächenländern um das 1,8-Fache höher als in Westdeutschland (siehe Grafik unten). Während im Osten eine Nennleistung von 879 Kilowatt pro 1.000 Einwohner zusammenkommt, sind es im Westen nur 489 Kilowatt.
Ganz vorn liegt Brandenburg mit 1.412 Kilowatt pro 1.000 Einwohner, gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern mit 1.102 Kilowatt und Sachsen-Anhalt mit 1.085 Kilowatt.
Unter den westlichen Bundesländern ist Bayern mit 939 Kilowatt je 1.000 Einwohner mit großem Abstand Spitzenreiter. Die Daten geben den Stand von Ende 2017 wieder.
Nach Angaben des BSW-Solar haben die deutlichen Unterschiede beim Photovoltaik-Ausbau in Ost und West einen ganz einfachen Grund: In den östlichen Ländern sind oftmals auf zuvor militärisch genutzten Flächen große Solarparks errichtet worden. In den westlichen Ländern ist dies nicht der Fall.
Was die Installation von Solarpaneelen auf Eigenheimdächern betrifft, sieht die Sache hingegen anders aus. Hier liegen die westlichen Länder vorn. Vor allem in Bayern, Baden-Württemberg und dem Saarland haben die Bürger mehr Solaranlagen auf ihren Dächern installiert als in den östlichen Ländern.
Solarausbau muss verachtfacht werden
Insgesamt sieht der Solarwirtschaftsverband jedoch erheblichen Nachholbedarf, und zwar bundesweit. Erst sieben Prozent des Stromverbrauchs werde in Deutschland aus Solarenergie gedeckt, sagt BSW-Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig. Experten gehen davon aus, dass der Photovoltaik-Zubau mindestens verachtfacht werden muss, um die Pariser Klimaziele zu erreichen.
Zwar ist die Solarnachfrage zuletzt spürbar gestiegen. Im ersten Halbjahr dieses Jahres wurden fast 50 Prozent mehr an solarer Leistung neu installiert als im Vorjahreszeitraum. Und bis Ende August kam bereits so viel neu hinzu wie im gesamten Jahr 2017.
Das liegt auch an den nochmals deutlich gesunkenen Kosten. Für neue große Solarparks ist nach BSW-Angaben mit Erzeugungskosten von nur noch fünf Cent pro Kilowattstunde zu rechnen. Bei Solarstromanlagen auf Gebäuden sind es rund zehn Cent je Kilowattstunde.
Dennoch erreicht der solare Zubau nicht einmal die arg zurechtgestutzten Ausbauziele, die seit den jüngsten EEG-Reformen von 2014 und 2017 gelten. Danach peilt Deutschland jährlich ein Plus von 2.500 Megawatt neu installierter solarer Leistung an.
Diese Zielmarke wurde, seitdem sie gilt, nicht ein einziges Mal erreicht. Auch im vergangenen Jahr wurde sie verfehlt, zum vierten Mal in Folge. Statt der angestrebten 2.500 Megawatt wurden für 2017 nur 1.750 Megawatt an neuer solarer Kraftwerkskapazität bei der Bundesnetzagentur gemeldet.
Um den Anteil der Erneuerbaren bis 2030 auf 65 Prozent des Stromverbrauchs anzuheben, wie es der Koalitionsvertrag vorsieht, müssten pro Jahr aber 5.000 Megawatt an solarer Leistung hinzukommen.
Der Solarwirtschaftsverband fordert sogar eine "deutliche Beschleunigung des Solartechnikausbaus auf rund zehn Gigawatt pro Jahr", also auf 10.000 Megawatt. Auf diese Weise hätte Deutschland auch eine größere Chance, seine Klimaziele zu erreichen, die nach derzeitigem Stand kaum zu schaffen sind.
"Es geht zu langsam voran", kritisiert BSW-Chef Körnig. Angesichts der Gefahr, dass die Klimaziele verfehlt werden, müsse es eine Neubewertung geben. "Bestehende Bremsen wie der 52-Gigawatt-Deckel im EEG müssen beseitigt und künstliche Marktbarrieren wie die finanzielle Belastung solaren Eigenverbrauchs beseitigt werden", so die Forderung.