Auch in Bayern schickt die Sonne im Winter viel weniger Strahlen. (Bild: Simon Steinberger/​Pixabay)

Bayern als Nachzügler bei der Energiewende? Ein Thema, das im aktuellen Landtagswahlkampf eine große Rolle spielt.

Die Staatsregierung hat da keinen leichten Stand. Jeder weiß doch, dass Bayern bei der Windkraft bundesweit Schlusslicht ist.

Lange schien es, als wollten Söder, Aiwanger und Co das Thema aussitzen. Doch das klappt nicht mehr, auch an der CSU-Basis rumort es. Gut so.

Was ist passiert? Mehr als 400 Bürgermeisterinnen und Bürgermeister von Kommunen im Freistaat haben eine Initiative pro Energiewende unterschrieben, gerichtet an die Regierung in München. Titel: "Zusammen erfolgreich erneuerbar".

Darin heißt es, in Bayern machten sich immer mehr Gemeinden auf den Weg, um ihre Strom- und Wärmeversorgung selbst in die Hand zu nehmen. Dabei müsse die Staatsregierung sie mehr als bisher unterstützen.

Die Söder-Regierung soll "einen Masterplan für den beschleunigten Ausbau erneuerbarer Heimatenergien, insbesondere der Windenergie" aufstellen.

Und Söder? Nahm das offenbar nicht so wichtig. Jedenfalls monierten die kommunalen Spitzen, dass sie beim Regierungschef keinen Termin bekämen, um ihr Anliegen zu verdeutlichen. Söder, jüngst im ARD-Sommerinterview dazu befragt, sah da gar kein Problem – der forcierte Ökoenergie-Ausbau sei doch bereits bayerische Politik.

Und schaut man sich nur die nackten Zahlen an, hat er sogar recht. Der Freistaat liegt beim Netto-Ausbau von Erneuerbaren-Anlagen mit Abstand auf Platz eins unter den Bundesländern – in den ersten fünf Monaten 2023 zum Beispiel waren es 1.347 Megawatt, das zweitplatzierte Nordrhein-Westfalen schaffte nur 875.

Joachim Wille ist Co-Chefredakteur des Online-Magazins Klimareporter°.

Der Haken an der Sache: 1.325 der 1.347 Megawatt steuerten Photovoltaik-Anlagen bei, bei der Windkraft herrschte erneut Flaute.

Und das ist ein echtes Problem, denn der Solar-Ertrag bricht im Winter gegenüber dem Rest des Jahres stark ein, weswegen es einen ausgewogenen Mix der Erneuerbaren braucht, mit Wind als Basis in der dunklen Jahreszeit. Bayerns Politik ist schlicht unverantwortlich.

Will Söder sein Land künftig in den Winterschlaf versetzen, um die Strommangel-Zeit zu überbrücken? Aber vielleicht denkt er ja doch noch um.

Nachdem klar wurde, dass von den gut 400 kommunalen Spitzenleuten mehr als ein Drittel CSU-Mitglied sind oder von der CSU mitgewählt wurden, hatte der Ministerpräsident plötzlich doch Zeit für einen Termin mit der Initiative. Das Gespräch sei gut gewesen, hieß es danach aus der Staatskanzlei.

 

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