Mit der Öffnung der IAA am Sonntag in Frankfurt am Main blockieren bis zu eintausend Aktivisten Besuchereingänge zum Messegelände und erschweren den Zugang bis in den Nachmittag hinein. Am Nachmittag kesselt die Polizei die ersten Aktivisten ein. Der Protest in Wort und Bild.
von
Friederike Meier,
Jörg Staude
Aktivistinnen und Aktivisten sind auf ein Schild vor der Frankfurter IAA geklettert. (Foto: Friederike Meier)
Kurz vor neun Uhr am Sonntag meldet das Aktionsbündnis "Sand im Getriebe" den ersten Erfolg: Mehrere hundert Menschen haben zwei Eingänge zur Autoschau IAA auf dem Frankfurter Messegelände dichtgemacht – den Eingang "Portalhaus" im Westen sowie den Haupteingang.
Darüber hinaus umrundet eine dritte Protestgruppe mit Fahrrädern das Gelände und versucht, den Zugang zu den anderen Eingängen zu erschweren, zu denen die Messeleitung die Besucher umleitete.
"Allen schönen Reden und Behauptungen zum Trotz: Die Autoindustrie will weiterhin fette Spritschlucker verscheuern. Wenn wir uns nicht in den Weg stellen, machen die Konzerne weiter, als gäbe es kein Morgen – unterstützt von der Bundesregierung", begründet Tina Velo, Sprecherin von "Sand im Getriebe" die Aktion. Am Nachmittag kesselt die Polizei die ersten Aktivisten ein.
Gegenüber vom IAA-Haupteingang haben die Scientists for Future einen Pavillon aufgebaut. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler geben sich ein Stelldichein, um mit Interessierten über die Verkehrswende zu sprechen.
Norbert Dichter, Bioinformatiker und bei Scientists for Future Frankfurt aktiv, findet die Aktionsform von "Sand im Getriebe" persönlich gut. "Für die Besucher ist es sicher mit Ärger verbunden, aber es ist eine Unterbrechung des Gewohnten." Kinder würden dann zum Beispiel ihre Eltern fragen, was es mit der Aktion auf sich hat.
"Breitere Radwege statt breiterer Autos"
Einen Vortrag bei Scientists for Future hält auch der Verkehrsexperte Heiner Monheim, Professor im Ruhestand an der Universität Trier. Monheim schlägt vor, das SUV-Problem mit einer europaweiten Pkw-Maut zu lösen. "Die müsste sich nach Größe, Gewicht und Emissionen des Fahrzeugs richten", sagt er zu Klimareporter°. "Der SUV zahlt dann vielleicht viermal so viel wie ein kleines Auto. Das ist ganz normale Wirtschaft."
Momentan gibt es für Monheim im Verkehr eher eine Art Planwirtschaft: "Wer baut, muss Parkplätze bauen. Wir haben einen Zwang zum Auto. Das muss sich ändern."
Auch die Umweltschützer von Robin Wood kritisieren die jahrzehntelange organisierte Verantwortungslosigkeit von Politik und Autoindustrie, die Profitinteressen von Unternehmen über die Gesundheit und Lebensqualität der Menschen stellen. Ein besonderer Auswuchs der Autokratie sei dabei die Zunahme der SUV.
"Wir fordern, dass der Trend zu immer größeren, schwereren und höher motorisierten Autos gesetzlich gestoppt wird", sagt Robin-Wood-Verkehrsexpertin Dominique Just. "In den Innenstädten brauchen wir breitere Gehwege und breitere Radwege, aber keine breiteren Autos."
Ergänzung um 16 Uhr: Das Bündnis "Sand im Getriebe" erklärt die Blockadeaktion gegen 15.30 Uhr für beendet. Die Aktivistinnen und Aktivisten würden sich nunmehr zu einer spontanen Demonstration zusammenfinden.
Ergänzung um 18 Uhr: Die Polizei habe eine Blockade am benachbarten Einkaufszentrum Skyline Plaza aufgelöst, weil dort Rettungs- und Fluchtwege versperrt und trotz mehrmaliger Aufforderung nicht freigehalten worden seien, berichtet der Hessische Rundfunk und bezieht sich dabei auf Twitter-Mitteilungen der Polizei. Insgesamt seien die Proteste weitgehend friedlich verlaufen. Ein Messebesucher soll verletzt worden sein, ein Aktivist sei wegen Körperverletzung angezeigt worden. Außerdem seien einige Demonstranten mit der Polizei aneinandergeraten.
Das Protestwochenende in Bildern
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Am Sonntagmorgen beginnt die Aktion von "Sand im Getriebe". Aufgeteilt in drei Gruppen, sogenannte "Finger", machen sich die Protestierenden aus verschiedenen Richtungen auf in Richtung Messe und IAA.
Eine große Gruppe Menschen geht auf einer Straße auf einen Gebäudekomplex zu.
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Um kurz vor neun ist der Haupteingang blockiert. Während der Blockade rufen die Aktivistinnen und Aktivisten: "Es gibt kein Recht, einen SUV zu fahren" und "Klimakrise, Widerstand, ihr seid das Getriebe, wir sind der Sand."
Protesierende sitzen vor einem Messegebäude, im Hintergrund ein Schild "Welcome to IAA".
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Kurz danach ist auch der Westeingang dicht. Ein weiterer "Finger" ist auf dem Fahrrad unterwegs und zieht während der Blockaden seine Kreise durch Frankfurt am Main.
Protesierende sitzen vor einem Messegebäude mit Ballons mit der Aufschrift "autofrei".
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Ein paar haben es geschafft, ein IAA-Schild zu erklimmen. Andere verteilen Info-Flyer an das Messepublikum, um den Grund für die Blockade zu erklären. Die Besucher werden unterdessen von Messemitarbeitern zu einem anderen, noch offenen Messeeingang geleitet.
Weiß gekleidete Aktivisten sitzen auf einem IAA-Schild und halten ein Transparent davor: "Verkehrswende jetzt!".
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Am Samstag demonstrierte das Bündnis "Aussteigen" für die Verkehrswende. Teil der Proteste war eine Sternfahrt, bei der viele Gruppen aus Frankfurts Nachbarstädten mit dem Fahrrad zur Demonstration fuhren. Streckenweise ging es auch über die Autobahn.
Radfahrer fahren auf einer gesperrten Autobahn.
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In Frankfurt angekommen waren die Straßen verstopft – aber ausnahmsweise mit Radfahrern.
Eine Straße voll mit Radfahrern.
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SUVs, sogenannte "Stadtgeländewagen" stehen wegen ihrer Größe, ihres hohen Benzinverbrauchs und damit auch hohen CO2-Ausstoßes in der Kritik. Besonders nach einem tödlichen Unfall vor einer Woche in Berlin, bei dem vier Fußgänger von einem SUV getötet wurden, fordern einige ein Verbot.
Ein Fahrradgepäckträger mit dem Sticker "FCK SUV".
Am Sonntagmorgen beginnt die Aktion von "Sand im Getriebe". Aufgeteilt in drei Gruppen, sogenannte "Finger", machen sich die Protestierenden aus verschiedenen Richtungen auf in Richtung Messe und IAA.
Um kurz vor neun ist der Haupteingang blockiert. Während der Blockade rufen die Aktivistinnen und Aktivisten: "Es gibt kein Recht, einen SUV zu fahren" und "Klimakrise, Widerstand, ihr seid das Getriebe, wir sind der Sand."
Kurz danach ist auch der Westeingang dicht. Ein weiterer "Finger" ist auf dem Fahrrad unterwegs und zieht während der Blockaden seine Kreise durch Frankfurt am Main.
Ein paar haben es geschafft, ein IAA-Schild zu erklimmen. Andere verteilen Info-Flyer an das Messepublikum, um den Grund für die Blockade zu erklären. Die Besucher werden unterdessen von Messemitarbeitern zu einem anderen, noch offenen Messeeingang geleitet.
Am Samstag demonstrierte das Bündnis "Aussteigen" für die Verkehrswende. Teil der Proteste war eine Sternfahrt, bei der viele Gruppen aus Frankfurts Nachbarstädten mit dem Fahrrad zur Demonstration fuhren. Streckenweise ging es auch über die Autobahn.
In Frankfurt angekommen waren die Straßen verstopft – aber ausnahmsweise mit Radfahrern.
SUVs, sogenannte "Stadtgeländewagen" stehen wegen ihrer Größe, ihres hohen Benzinverbrauchs und damit auch hohen CO2-Ausstoßes in der Kritik. Besonders nach einem tödlichen Unfall vor einer Woche in Berlin, bei dem vier Fußgänger von einem SUV getötet wurden, fordern einige ein Verbot.
Fotos: Friederike Meier