Radfahrer auf einer Straße, im Hintergrund das Frankfurter Bankenvierte
Die Sternfahrt nähert sich der Frankfurter Messe. (Foto: Friederike Meier)

Mit lautem Jubel fahren die Radler die abschüssige Autobahnauffahrt bei Offenbach herunter. Auf der Betonpiste angekommen, klingeln viele, einige winken den auf der Gegenspur fahrenden Autofahrern zu. Die hupen zurück.

Die Radfahrer sind auf dem Weg zur Demonstration gegen die Internationale Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt am Main, wo sie für eine Verkehrswende demonstrieren wollen.

Die Demo auf zwei Rädern hat inzwischen den Main überquert und anschließend die Autobahn wieder verlassen. An den Kreuzungen blockieren Ordner den Autoverkehr und machen Durchsagen an die wartenden Autofahrer: "Wir demonstrieren nicht gegen euch, ihr profitiert auch von lebenswerten Städten", lautet die Botschaft.

Auf sieben Hauptrouten sind die Radfahrer zum IAA-Gelände auf der Frankfurter Messe gekommen – teilweise aus weiter entfernten Städten wie Gießen oder Aschaffenburg. Laut den Veranstaltern demonstrieren heute insgesamt 25.000 Menschen für die Verkehrswende – 7.000 zu Fuß in der Frankfurter Innenstadt und 18.000 auf der Fahrrad-Sternfahrt.  Die Polizei gibt die Teilnehmerzahl mit insgesamt 15.000 an.

Rebecca Peters, Vizechefin des Fahrrad-Clubs ADFC, konnte nach eigenem Bekunden leider nicht mitradeln. Aber für die Zukunft wünscht sie sich, dass es für Radfahrer nicht nur bei Demonstrationen die Möglichkeit gibt, schnell und sicher in die Stadt zu gelangen: "So richtig breit ausgebaute Routen, bis in die Stadt hinein", schwärmt sie bei der Abschlusskundgebung.

"Vermutlich ist man damit noch schneller als mit dem Auto. Es würde gehen, man muss es nur wollen", so Peters. Der ADFC ist Teil des Projektbündnisses "Aussteigen" aus vielen Organisationen wie dem BUND, Greenpeace, den Naturfreunden, der Deutschen Umwelthilfe und dem ökologisch orientierten Verkehrsclub VCD.

"Bei den Organisatoren herrscht Panik"

Ein Erfolg ist die Demonstration auch für Christoph Bautz von der Kampagnenorganisation Campact: "Bei der IAA und dem Organisator, dem Verband der Automobilindustrie, herrscht die blanke Panik", sagt Bautz auf der Abschlusskundgebung. "Erst überschütten sie uns mit Gesprächsangeboten, dann laden sie den Frankfurter Oberbürgermeister aus."

Dieser hatte in den vergangenen Jahren traditionell bei der Eröffnung der IAA geredet – in diesem Jahr war er nicht als Redner vorgesehen. Er hatte vorgehabt, sich kritisch gegenüber der Ausstellung zu äußern.

Damit nicht genug: Der Chef des Branchenverbandes VDA, Bernhard Mattes, hat am Donnerstag seinen Rücktritt angekündigt. Mattes habe wegen des Vorwurfs zurücktreten müssen, sich nicht engagiert genug an die Spitze der Bewegung fürs Auto gestellt zu haben, mutmaßt Bautz.

Am Ende seiner Rede zeigt sich Bautz noch solidarisch mit den Aktivisten von "Sand im Getriebe", die morgen mit einer Aktion zivilen Ungehorsams die IAA blockieren wollen. "Es mag nicht legal sein, aber angesichts der Klimakrise ist es legitim."

"Während der IAA war es noch nie so autofrei auf den Straßen hier", resümiert Micaela Leon vom Demo-Organisationsteam nach der Veranstaltung. "Das Thema ist in der breiten Gesellschaft angekommen."

Die Organisatoren sind zufrieden mit dem Tag. Sollten sie am Ende Erfolg haben, ist eine solche Demonstration in Zukunft gar nicht mehr nötig: "Wir kämpfen dafür, dass dies die letzte IAA war", gibt Christoph Bautz das Ziel vor.

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