Klimademo: Schüler bringen Transparent an einer Brücke an
Gestern bei der ersten grenzüberschreitenden Klimademo von "Fridays for Future" in Aachen. (Foto: Sebastian Weiermann)

Die Hagelkörner werden größer, das Wasser weniger und die Waldbrände häufiger – auch in Deutschland. Die Harzwasserwerke in Hannover äußern bereits "Sorge ums Trinkwasser".

Und schlagen Alarm: "Der Klimawandel kommt schneller und härter als bisher prognostiziert", ist das Ergebnis einer Studie, die Geschäftsführer Christoph Donner heute vorgestellt hat.

Die Harzwasserwerke versorgen zwei Millionen Menschen und sind die Nummer eins in Niedersachsen. Die Wassersituation hat sich nicht nur dort gravierend verändert.

Gestern demonstrierten 35.000 Jugendliche der "Fridays for Future"-Bewegung aus 16 Ländern in Aachen für mehr Klimaschutz durch die Politik.

Unter ihnen auch Jugendliche aus Ostfriesland, die ihren Ostfriesen-Humor mitgebracht haben. Eines ihrer Plakate zeigt Ostfriesland im Jahr 2100 mitten im Meer. Unterschrift: "Wir müssen eure Fehler ausbaden".

Aachen war die erste internationale Großdemonstration der weltweiten "Fridays for Future"-Bewegung. "Hoch mit dem Klimaschutz" – "Runter mit der Kohle", schallten die Rufe der jungen Demonstranten durch die Straßen von Aachen.

Sprecher beklagten auch: "In der Kohlekommission der Bundesregierung war die Stimme der Jugend nicht vertreten. Der beschlossene Ausstieg im Jahr 2038 ist viel zu spät."

"Wir lieben unsere Kinder" ist reine Heuchelei

Und was macht die Politik in diesen Tagen zur Rettung des Klimas?

Der Europäische Rat tagte in Brüssel und sprach über das Klima. Frankreichs Präsident Macron hatte vorgeschlagen, dass alle EU-Staaten sein Ziel der Klimaneutralität ab 2050 unterstützen.

Doch Ungarn, Polen und Tschechien legten sich quer. Die anderen Länder gaben klein bei, statt um ihr Ziel zu kämpfen. So blieb am Schluss der Sitzung "Klimaschutz" im Protokoll nur eine Fußnote.

Und selbst diese wurde in der ersten Fassung des Protokolls vergessen. Früher wollte die EU mal Vorreiter beim weltweiten Klimaschutz sein.

Es ist ja gut und richtig, das junge Leute fürs Klima auf die Straße gehen. Nur: Es gibt bei Wahlen weit mehr Rentner als Jungwähler.

Zur Person

Franz Alt ist Buchautor und Fernsehmoderator. (Foto: Axel Thomae/​Sonnenseite)

Wenn sich die Älteren nicht endlich mehr mit den Jungen solidarisieren, wird sich die Politik nicht ändern. Politiker kennen nur die Macht des Stimmzettels. Und wir können die Zukunft unserer Kinder und Enkel vergessen.

Zu Recht ruft deshalb der Dalai Lama die Jungen auf, "Rebellen für ein gutes Klima", zu sein, aber appelliert zugleich an die Älteren, die Jungen bei ihrem Protest nicht allein zu lassen.

"Wir lieben unsere Kinder", sagen viele. Doch diese Aussage ist so lange reine Heuchelei, solange wir deren Zukunft weiter verbrennen.

Vielleicht wachen auch die Älteren auf, wenn nicht nur im Harz das Wasser knapp wird, sondern überall. Dann könnte es aber schon zu spät sein.