Qualm steigt von einem brennenden Wald auf
Dürre in Deutschland: Trockene Felder und hohe Waldbrandgefahr (Foto: Sven Lachmann/​Pixabay)

Auch 2019 könnte wieder ein Dürrejahr werden – falls es weiterhin so trocken bleibt wie derzeit. Davor hat der Deutsche Wetterdienst (DWD) in dieser Woche gewarnt. Und nicht nur das. Es könnte – da es bereits das zweite Dürrejahr in Folge wäre – sogar schlimmer werden als im Jahr 2018.

"Sollte die trockene Witterung in den kommenden Monaten anhalten", so formuliert es der DWD-Agrarmeteorologe Udo Busch, "könnte sich die Dürre des Jahres 2018 wiederholen oder sogar übertroffen werden."

Für die Land- und Forstwirtschaft wäre das ein gewaltiges Problem. Sie hat bereits im vergangenen Jahr Ertragseinbußen hinnehmen müssen, Bäume starben ab, Wälder gingen in Flammen auf. Noch ein weiteres trockenes Jahr würde die Situation weiter verschärfen.

Schon jetzt ist klar: In vielen Regionen Deutschlands ist es derzeit, zu Beginn der Vegetationsperiode, viel trockener als im vieljährigen Durchschnitt. Die Bodenwasserspeicher sind weniger gut gefüllt als zur selben Zeit 2018.

Damals ging es im April los mit der Dürre. Bis zum Ende der Vegetationsperiode im Herbst fiel laut DWD in jedem Monat zu wenig Niederschlag. Die Böden trockneten aus. Die Ernteerträge vieler Feldfrüchte gingen zurück.

Doch beim Start der Dürre 2018 waren die Speicher gut gefüllt, die Bodenfeuchte war noch relativ hoch. Im vorangegangenen Herbst und Winter hatte es, so der DWD, "üppige Niederschläge" gegeben. Viele Pflanzen konnten deshalb einigermaßen gut über die Trockenheit des Dürrejahres hinwegkommen.

Dürren wirken oft jahrelang nach

Jetzt, im April 2019, ist die Ausgangslage ganz anders. Die Bodenfeuchtewerte liegen "deutlich" unter den Werten des vorigen Aprils, sagt Udo Busch. Zwar ist in den Monaten Dezember 2018 sowie Januar und März 2019 mehr Niederschlag als üblich gefallen. Doch das reichte nicht aus, um das Niederschlagsdefizit aus dem Jahr 2018 auszugleichen.

"Weil letztes Jahr ein Dürrejahr war, ist im Boden weniger Wasser gespeichert als in 'normalen' Jahren", sagt Stephan Thober vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig gegenüber Klimareporter°. "Wenn dann im Winter ergiebige Niederschläge ausbleiben, werden auch die Bodenspeicher nicht wieder aufgefüllt."

Ein "normaler" Winter oder Frühling reicht nicht aus, damit sich die Speicher wieder füllen. "Es bräuchte Niederschlagssummen, die über dem Durchschnitt liegen", sagt Thober.

Das bestätigt Peter Hoffmann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. "Man bräuchte ein starkes Ereignis, also viele Niederschläge, damit es wieder ins Normale kippt", sagt er zu Klimareporter°.

Ist ein Defizit also erst einmal aufgebaut, kann es lange dauern, bis es wieder ausgeglichen ist. Ein Beispiel ist Kalifornien, wo die letzte große Dürre von 2011 bis 2017 andauerte. Sie endete erst, nachdem im Winter 2016/17 die größten Niederschlagsmengen seit Beginn der Aufzeichnungen gefallen waren.

"Dürren können sehr lang andauernde Ereignisse sein", sagt Thober. Und dies wird sich in Zukunft mit fortschreitendem Klimawandel weiter verstärken. "Trockenheitsperioden werden länger, Dürren werden extremer."

"Was wir sehen, ist extremer als gedacht"

Der UFZ-Wissenschaftler hat gerade in dem Forschungsprojekt Hoklim untersucht, wie sich landwirtschaftliche Dürren bei zunehmender Erderhitzung entwickeln werden. Ganz besonders stark wird es demnach Südeuropa treffen. Doch auch in Deutschland wird es in vielen Regionen länger andauernde und stärkere Dürren geben – je mehr die Temperaturen steigen, desto mehr.

In Rheinland-Pfalz, dem Saarland, Baden-Württemberg und Thüringen wird sich die Dürredauer laut Studie verdoppeln, wenn die globale Durchschnittstemperatur um drei Grad steigt. "Das ist der Pfad, auf dem wir uns derzeit befinden", sagt Thober. Für Mecklenburg-Vorpommern ist mit einer Zunahme von 30 Prozent zu rechnen.

"Das, was wir sehen, ist extremer als gedacht", sagt der Meteorologe Peter Hoffmann. "Die Klimamodelle können durchaus konservativer sein als die Realität." Eine so lange Trockenheit wie derzeit habe man bislang nicht ernsthaft erwartet – einfach weil es statistisch sehr ungewöhnlich wäre, dass zwei Dürrejahre in Folge auftreten.

Bislang, sagt Hoffmann, gibt es eine hohe Jahr-zu-Jahr-Variabilität. Das Jahr 2017 etwa, das dem Dürrejahr 2018 vorausging, war sehr verregnet. Doch für die Zukunft muss das nicht viel heißen. Durch den Klimawandel verschiebt sich das, was als "normal" gilt.

"Wir pendeln uns gerade in einem neuen Wetterregime ein", sagt Peter Hoffmann. "Was bislang extrem war, könnte zur Normalität werden."

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