Sultan Al Jaber geht von der Bühne der Klimakonferenz, während er auf sein Handy schaut, hinter ihm geht Simon Stiell.
Der Erdölmagnat Sultan Al Jaber (rechts) leitet den Klimagipfel, UN-Klimachef Simon Stiell blieb bisher blass. (Bild: Mike Muzurakis/​IISD/​ENB)

Die Könige, Scheichs, Präsidenten und einfachen Regierungschefs haben Dubai verlassen. Nun beginnen auf der 28. UN-Klimakonferenz (COP 28) die Mühen der Ebene. All die Deklarationen zu erneuerbaren Energien, einer Reform des internationalen Finanzsystems, Nahrungsmitteln, Gesundheit und anderem mehr müssen in die Form eines internationalen Abkommens gepresst werden.

Dazu haben die Diplomaten knapp eine Woche Zeit. Dabei kristallisieren sich auch die Themen heraus, die nicht auf Diplomatenebene gelöst werden können und in den letzten Tagen der Konferenz in einer Woche von Ministerinnen und Ministern entschieden werden müssen.

Die Ausgangslage für die kommende Phase ist ungewöhnlich gut. Da die Struktur des neuen Fonds für Verluste und Schäden bereits am ersten Tag verabschiedet werden konnte und es Finanzzusagen von über 650 Millionen US-Dollar für diesen Fonds gibt, ist zumindest dieses Thema vom Tisch.

Nun liegt der Fokus auf der globalen Bestandsaufnahme. Alle fünf Jahre wird im Rahmen des Pariser Klimaabkommens geprüft, ob die Staaten gemeinsam auf einem Pfad sind, um die Ziele des Abkommens zu erreichen.

Die Antwort darauf ist klar: Sie sind es nicht, da sich das Klima bis zum Jahr 2100 um 2,5 bis 2,9 Grad erwärmen wird und die Erwärmung nicht bei "deutlich unter zwei Grad" oder gar bei 1,5 Grad stoppt, wie 2015 in Paris beschlossen.

Die Staaten müssen daher umsteuern. Wenig umstritten sind hier die Verdreifachung der Erneuerbaren-Kapazität und die Verdopplung der Steigerungsrate bei der Energieeffizienz bis 2030. Diese Ziele werden von mehr als 100 Ländern, von internationalen Organisationen und auch Klimaschützern unterstützt.

Öl- und Gasausstieg heftig umstritten

Extrem kontrovers ist hingegen, ob und wie schnell die Welt aus der Nutzung fossiler Energien aussteigen soll. Einige europäische Länder wie Frankreich, die kleinen Inselstaaten und die Umweltorganisationen fordern hier einen kompletten Ausstieg möglichst bald.

COP 28 in Dubai

Bei der 28. UN-Klimakonferenz in den Vereinigten Arabischen Emiraten geht es um ein verbindliches Ausstiegsdatum aus den fossilen Energien. Klimareporter° ist mit einem Team vor Ort und berichtet mehrmals täglich.

Andere wie Deutschland wollen die Fossilen nur Schritt für Schritt reduzieren. Wieder andere wie die USA setzen vor allem auf die CO2-Abscheidung und Speicherung (CCS). Und Länder wie Russland und Saudi-Arabien wollen nicht einmal eine Reduktion der fossilen Aktivitäten.

Erschwerend kommt hinzu, dass der Konferenzpräsident der COP 28, Sultan Al Jaber, von vielen nicht als ehrlicher Makler wahrgenommen wird. Al Jaber ist auch Chef von Adnoc, dem staatlichen Ölkonzern der Emirate, und Adnoc plant, die Ölförderung bis 2030 um mehr als 40 Prozent zu steigern. Nur ein Konzern weltweit, Brasiliens Petrobras, verfolgt eine noch aggressivere Wachstumsstrategie, wie die britische Umweltorganisation Global Witness ermittelt hat.

Zur künftigen Rolle der Fossilen sagte Al Jaber kürzlich gegenüber dem US-Magazin Time: "Ein schrittweiser Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen ist unvermeidlich. Das müssen wir akzeptieren." Gleichzeitig sagte er aber auch: "Wir müssen realistisch sein. Wir können die Welt nicht vom derzeitigen Energiesystem abkoppeln, bevor wir ein neues Energiesystem aufgebaut haben."

 

Angesichts der sehr heterogenen Interessen der Länder sei es möglich, dass am Ende nichts Neues zu den Fossilen beschlossen wird, meint Wendel Trio von der schwedischen Umweltorganisation Airclim: "Das Thema wird die Konferenz bis zum letzten Tag dominieren, aber ich bin skeptisch, dass mehr als die Formulierung von der COP in Glasgow dabei herauskommen wird."

Auf dem Klimagipfel vor zwei Jahren in Glasgow hatten sich die Staaten darauf geeinigt, "Schritt für Schritt aus der Kohle auszusteigen" – Öl und Gas blieben unerwähnt. Noch gar nicht diskutiert wird zudem, bis wann das geschehen soll. Trio sagt daher: "Solange es kein Datum gibt, bedeutet das alles wenig." Darüber streiten lässt sich aber auch so.

Lesen Sie dazu unseren Kommentar: Es geht voran in Dubai 

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