Handgemenge bei einer Protestaktion auf dem Klimagipfel in Madrid, man sieht vor allem hochgehaltene Fotohandys und das Konferenzmotto
Jetzt oder doch später? Die Coronapandemie wirkt sich auch auf die Klimadiplomatie aus. (Foto: Screenshot/​Kathrin Henneberger/​Twitter)

Wenn das mal kein böses Omen ist. Das Corona-Virus legt auch die internationale Klimadiplomatie lahm. Der für den Herbst geplante UN-Gipfel COP 26 in Glasgow wird auf nächstes Jahr verschoben. Klingt ja wie: Der Klimaschutz kann warten.

Einerseits ist die Entscheidung leicht nachzuvollziehen. Wer weiß, ob die Pandemie bis dahin unter Kontrolle ist? Ein internationales Mega-Event mit 20.000 Teilnehmern könnte dann im Wortsinne tödlich sein.

Zudem hapert es bei der Vorbereitung der Konferenz. Besonders in vielen Ländern im Süden wird sie schwieriger werden, wenn das Virus dort seine verheerende Wirkung in vollem Ausmaß zeigt.

Andererseits kann die Verschiebung fatale Folgen haben. Dann nämlich, wenn Regierungen sie als bequeme Ausrede nutzen, um auch ihre Verpflichtung zum Nachschärfen ihrer CO2-Reduktionsziele mit Blick auf das 1,5-bis-zwei-Grad-Erwärmungslimit wegzudrücken.

Im Paris-Vertrag ist festgelegt, dass die neuen Ziele in diesem Jahr eingereicht werden müssen. Daran darf nicht gerüttelt werden. Verschieben ist angesichts der Dringlichkeit des Problems, die durch Corona nicht abgenommen hat, keine Option.

Ein neuer Gipfeltermin im nächsten Frühjahr wäre gut, weil dann der Corona-Lag nicht zu groß würde. Das würde den Druck auf die Regierungen erhöhen, den Neustart mit Blick auf die COP 26 als "Green Deal" anzulegen. Dann wäre sogar noch etwas gewonnen.

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