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Windpark im dänischen Öresund, von oben gesehen.Dänemark: Als das große Energiewendeland gilt nach wie vor Deutschland. Erst kürzlich meldete das Umweltbundesamt einen neuen Rekord. Der Anteil der Erneuerbaren beim Strombezug ist 2018 auf knapp 38 Prozent gestiegen. Beim Nettostromverbrauch, also bei dem, was tatsächlich aus der Steckdose kommt, sind es sogar 40 Prozent. Doch verglichen mit Dänemark sind diese Zahlen bescheiden. Dort liegt der Ökostromanteil schon bei gut 53 Prozent – vor allem dank der Windkraft. Sie allein steuert gut 43 Prozent bei. Damit hat Dänemark den weltweit höchsten Anteil an Windenergie am Gesamtstromverbrauch.Noch eklatanter ist der Unterschied beim gesamten Energieverbrauch, also Strom plus Heizen und Kühlen plus Verkehr. Dänemark ist hier schon zu einem Drittel erneuerbar, Deutschland kommt nur auf knapp 17 Prozent. Entsprechend müssen die Dänen nur 13 Prozent ihrer Energie importieren, die Deutschen hingegen gut 60 Prozent.Auch bei den Zielen ist Dänemark anspruchsvoller: 2030 will das Land seinen gesamten Strombedarf sowie die Hälfte seiner Energienachfrage aus erneuerbaren Quellen decken. Deutschland hingegen peilt lediglich 65 Prozent bei der Elektrizität und 30 Prozent beim Bruttoendenergieverbrauch an.Das Land mit der Fahrradhauptstadt Kopenhagen hat auch das Ende des Verbrennungsmotors längst beschlossen. Ab 2030 wird es keine Neuzulassungen für Verbrennerfahrzeuge mehr geben. Dass Deutschland sich zu einem solchen Entschluss durchringt, ist bislang noch nicht vorstellbar.Übrigens: Dänemark hat keine Atomkraftwerke. Schon 1985 entschied sich das Land gegen die Nutzung von Kernenergie.Offshore-Windpark im Öresund. Foto: Stig Nygaard/Flickr
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Stausee Lago Arenal in Costa Rica, im Hintergrund WinddräderCosta Rica: Bis zur Mitte des Jahrhunderts will auch Costa Rica vollständig klimaneutral sein. Ende Februar stellte Carlos Alvarado, der im vergangenen Jahr neu gewählte Mitte-Links-Präsident, den Nationalen Dekarbonisierungsplan bis 2050 für das kleine mittelamerikanische Land vor. Dabei will Costa Rica die "Netto-Null" erreichen und gleichzeitig wirtschaftlich wachsen.Schon heute ist Costa Ricas Stromversorgung zu fast 100 Prozent erneuerbar. Der größte Teil – knapp drei Viertel – des Ökostroms wird aus Wasserkraft gewonnen. Dabei liefert der 80 Quadratkilometer große Stausee Lago Arenal (Foto) allein rund 60 Prozent des costaricanischen Stroms. Auf den angrenzenden Bergketten wurden zudem Windräder errichtet.Windräder tragen rund 16 Prozent zum Strommix bei, geothermische Anlagen rund neun Prozent. Die in Deutschland starken Energieträger Biomasse und Solarenergie fallen hingegen kaum ins Gewicht. Sie steuern jeweils weniger als ein Prozent bei – bei der Sonnenenergie sind es sogar nur 0,1 Prozent.Insgesamt decken die Erneuerbaren in Costa Rico rund ein Viertel des Energieverbrauchs. Um bis 2050 auf 100 Prozent zu kommen, muss vor allem der Verkehrssektor umgestaltet werden. Dafür ist ein kräftiger Ausbau der Elektrommobilität geplant: bei öffentlichen Bussen, bei Pkws und durch den Bau neuer, elektrifizierter Bahnstrecken. Außerdem soll die Zahl der Autos in städtischen Regionen bis 2040 halbiert werden.Windpark am Lago Arenal. Foto: Sam Beebe/Flickr
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Schwedens ältestes Wasserkraftwerk OlidanSchweden: Beim jüngsten weltweiten Klimaschutz-Index der Thinktanks Germanwatch und New Climate Institute landete Schweden erneut auf Platz eins. Nur noch knapp vier Tonnen CO2 beträgt der jährliche Pro-Kopf-Ausstoß in dem skandinavischen Land.Auch bei den erneuerbaren Energien nimmt Schweden einen Spitzenplatz ein. Mit 54 Prozent weist das Land den höchsten Anteil in den EU-Staaten auf – gemessen am gesamten Energieverbrauch. Damit hat Schweden sein Ziel, hier bis 2020 auf einen Anteil von 49 Prozent zu kommen, längst geschafft. Nur noch 30 Prozent der Energie müssen importiert werden.Der Anteil an Ökostrom liegt schon bei 65 Prozent. Möglich ist das durch eine starke Nutzung von Wasserkraft und Biomasse, mittlerweile aber auch von Windenergie. Die Atomkraftwerke des Landes decken fast den gesamten Rest des Strombedarfs. Die Betreiber Vattenfall und Eon erwägen jedoch die Abschaltung mehrerer Blöcke aus wirtschaftlichen Gründen.Auch im Verkehrssektor schneidet Schweden europaweit am besten ab. Schon gut 30 Prozent des Kraftstoffverbrauchs wird von erneuerbaren Energien gedeckt.Bis 2040 will Schweden seinen gesamten Energieverbrauch aus erneuerbaren Quellen beziehen, 2045 soll bereits die Klimaneutralität erreicht sein.Schon 1991 führte Schweden eine CO2-Steuer ein. Der Einstiegspreis lag bei umgerechnet 30 US-Dollar pro Tonne, inzwischen sind es 140 Dollar. Der Wirtschaft geschadet hat die fossile Steuer nicht. Sie stieg um 75 Prozent, während die Emissionen um 26 Prozent zurückgingen.Schwedens ältestes Wasserkraftwerk Olidan, das 1910 in Betrieb ging. Foto: Guillb/Wikimedia Commons
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Solarpark in Kalifornien, von oben gesehenKalifornien: Schon seit Langem setzt der bevölkerungsreichste Bundesstaat der USA auf die Nutzung erneuerbarer Energien. Auf einen Anteil von rund 30 Prozent Ökostrom kommt Kalifornien inzwischen. Dabei sind große Wasserkraftwerke mit mehr als 30 Megawatt Leistung nicht mitgerechnet. Zählt man sie dazu, kommt man auf 54 Prozent.Kohle spielt mit rund vier Prozent bei der Stromproduktion kaum eine Rolle. Wichtig ist hingegen Gas mit einem guten Drittel. Neun Prozent steuern Atomkraftwerke bei. 2025 soll aber der letzte Reaktor vom Netz gehen.Damit liegt Kalifornien beim erneuerbaren Strom deutlich über dem Landesdurchschnitt. Insgesamt kommen die USA nur auf 17 Prozent Ökostrom, einschließlich Wasserkraft.2018 hat Kalifornien seine Ausbauziele weiter hochgeschraubt. Mit der Senate Bill 100 – auch "100 % Clean Energy Act" genannt – legt der Bundesstaat als Vorgabe fest, seine Stromversorgung bis 2045 komplett aus erneuerbaren Energien zu decken. Bis 2030 sollen 60 Prozent geschafft sein – zuvor war dann ein Anteil von 50 Prozent vorgesehen. Große Wasserkraft wird wiederum nicht mitgezählt.Zudem werden Solardächer zur Pflicht gemacht. Häuser, die ab dem 1. Januar 2020 gebaut werden, sollen obligatorisch mit Solarpaneelen bestückt sein.Außerdem soll es bis 2025 fünf Millionen Nullemissionsfahrzeuge auf Kaliforniens Straßen geben.Solarpark im kalifornischen Palmdale. Foto: Nelson Minar/Flickr
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Windpark auf einer Bergkette in HawaiiHawaii: Schon drei Jahre vor Kalifornien hat sich Hawaii als erster Bundesstaat der USA das Ziel gesetzt, bis 2045 seine Stromversorgung komplett aus erneuerbaren Energien zu beziehen.Das Ziel ist besonders ehrgeizig, weil Hawaii bis vor Kurzem noch fast vollständig abhängig war von fossilen Energien. 2008 betrug der Ökostromanteil erst neun Prozent. Inzwischen (Stand Ende 2018) liegt das sogenannte RPS Level schon bei 27 Prozent. Ohne den Ausbruch des Vulkans Kilauea im Mai 2018, der das Geothermiekraftwerk Puna lahmlegte, wären es sogar 29 Prozent gewesen.RPS steht für Renewable Portfolio Standard und beziffert den Anteil an Ökostrom, den die Versorger anbieten. Bei den Ausbauzielen wird also – anders als hierzulande – den Energieunternehmen vorgegeben, wie viel Erneuerbare sie im ihrem Portfolio haben müssen.Derzeit werden immer noch rund 62 Prozent des Stroms aus Ölprodukten gewonnen. Ein gutes Zehntel kommt von Hawaiis Kohlekraftwerk. Dieses soll 2022 geschlossen werden.Der Umstieg auf Ökostrom lohnt sich für Hawaii auch finanziell. Da die Importkosten für Öl für die Dieselgeneratoren so hoch sind, ist der Strompreis in dem Inselstaat dreimal teurer als in den anderen Bundesstaaten. Die Kosten der Stromerzeugung aus Erneuerbaren sind jetzt schon niedriger als die aus fossilen Energien.Kaheawa Wind Farm auf Maui, der zweitgrößten Insel Hawaiis. Foto: Forest and Kim Starr/Flickr
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Solardach in Adelaide im Süden AustraliensSouth Australia: In jüngster Zeit mehren sich zwar die Berichte, dass die australische Kohleindustrie ihren Peak überschritten hat und einer "unsicheren Zukunft" entgegengeht. Doch noch immer ist Kohle König in Australien. Drei Viertel seines Stroms bezieht das Land nach wie vor aus dem klimaschädlichen Energieträger. Zudem gehört es neben Indonesien zu den größten Kohleexporteuren der Welt.Würde man die CO2-Emissionen der australischen Kohleförderung auf die Einwohner umlegen, landete man bei einem jährlichen Pro-Kopf-Ausstoß von gigantischen 50 Tonnen (nach der üblichen Berechnung sind es immer noch 16 Tonnen). Nur das kleine Ölland Kuweit hätte dann mit knapp 150 Tonnen eine noch astronomischere Klimabilanz.Der Bundesstaat South Australia geht mittlerweile einen anderen Weg. 2016 schloss dort das letzte Kohlekraftwerk, zugleich werden die Erneuerbaren kräftig ausgebaut. Bis 2025 will South Australia einen Ökostromanteil von 100 Prozent erreichen, bis 2050 komplett klimaneutral sein.Bereits 2017 waren 50 Prozent erneuerbarer Strom erreicht, drei Jahre früher als geplant. Damit entfallen 56 Prozent der landesweiten Windenergie, 30 Prozent der Solarenergie und 90 Prozent der Geothermie auf den Bundesstaat, in dem lediglich sieben Prozent der australischen Bevölkerung lebt – nämlich nicht einmal zwei Millionen Menschen (von der Fläche her ist South Australia fast dreimal so groß wie Deutschland).Wie die International Renewable Energy Agency (Irena) moniert, flankierte South Australia den raschen Ausbau der Erneuerbaren nicht mit einem "strategischen Plan" zum Netzausbau. Im September 2016 kam es zu einem kompletten Stromausfall im ganzen Bundesstaat. Tesla-Chef Elon Musk bot in einer Wette daraufhin den Bau eines Lithium-Ionen-Netzspeichers in weniger als drei Monaten an, was auch gelang.Solardachanlage in Adelaide, der Hauptstadt von South Australia. Foto: Michael Coghlan/Flickr
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Sonnenblumen vor einem Windpark in der Präfektur FukushimaFukushima: Die Reaktorkatastrophe im AKW Fukushima Daiichi im März 2011 war für Japans Energiepolitik eine Zäsur. Sämtliche Atomkraftwerke wurden aus Sicherheitsgründen abgeschaltet. Dadurch fiel rund ein Viertel der bisherigen Stromproduktion weg, was zunächst mit einem rigorosen Energiesparprogramm kompensiert wurde.Doch statt nun die erneuerbaren Energien massiv auszubauen und so die Versorgungslücke zu schließen, entschied sich die neue japanische Regierung für den entgegengesetzten Weg und setzt nun verstärkt auf Kohle und Öl. Die 90 Kohlekraftwerke des Landes liefern heute ein Drittel des Stroms, zuvor waren es 27 Prozent. Und 30 neue Blöcke sollen gebaut werden (Stand 2018). Von der vor der Katastrophe angepeilten Reduktion auf nur noch elf Prozent Kohlestrom bis 2030 ist keine Rede mehr. Nun lautet das Ziel 26 Prozent.Atomstrom sollte nach dem Energieplan von 2010 auf einen Anteil von 53 Prozent bis 2030 kommen. Inzwischen plant Tokio einen Anteil von 20 bis 22 Prozent. Derzeit kommen nur rund zwei Prozent von AKWs.Zwar sollen auch die Erneuerbaren wachsen, auf dann 22 bis 24 Prozent. Bis 2016 waren 16 Prozent erreicht. Das bedeutet, dass Japan über 80 Prozent seiner Energie importieren muss.Ganz anders hat sich die Präfektur Fukushima entschieden. Nach der Katastrophe revidierte sie ihre Energiestrategie und beschloss bereits 2012, ihre gesamte Energie bis 2040 aus Erneuerbaren zu beziehen. Bis 2020 will man gut 40 Prozent schaffen, bis 2030 zwei Drittel Erneuerbare beim Primärenergieverbrauch.Fukushima ist auch bereits auf einem guten Weg. 2011, im Jahr der Katastrophe, versorgte sich die Präfektur schon zu 22 Prozent mit Ökoenergie und steigerte dies bis 2015 auf knapp 27 Prozent. Die größte Steigerung gab es bei Photovoltaik-Anlagen, gefolgt von Biomasse, Wind und kleiner Wasserkraft. Auch die Nutzung von Geothermie ist geplant.Nunobiki-Windpark in der Präfektur Fukushima: This-is-Fukushima/Flickr
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Windräder auf der kanarischen Insel El HierroEl Hierro, Kanarische Inseln: Bis zum Jahr 2050 könnten die Kanarischen Inseln ihren gesamten Strombedarf aus erneuerbaren Energiequellen decken, zeigte Ende 2015 eine Studie, die das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) im Auftrag von Greenpeace erstellte.Insgesamt 20 Milliarden Euro müssten dafür investiert werden, rechneten die DLR-Forscher vor. Den Kosten würden aber Einsparungen von 42 Milliarden Euro gegenüber stehen - da für die Stromversorgung keine fossilen Energien mehr importiert werden müssten. Bislang ist das vor allem Öl, mit dem Dieselgeneratoren betrieben werden.Insgesamt kommen die Kanaren derzeit auf einen Ökostromanteil von lediglich 20 Prozent. Dabei sind die Voraussetzungen für die Nutzung von Sonnen-, Wind- und Meeresenergie laut DLR sehr günstig.Eine Ausnahme ist El Hierro, die zweitkleinste bewohnte Insel des Archipels. Bereits 2006 beschloss die Inselverwaltung ein 100-Prozent-Ziel beim Ökostrom. 2014 wurde das Windwasserkraftwerk Gorona del Viento (Foto) errichtet, das zunächst 20 Prozent des Strombedarfs deckte, inzwischen 46,5 Prozent.Insgesamt konnte El Hierro in der ersten Hälfte des Jahres 2018 mehr als zwei Drittel seines Stromverbrauchs mit Erneuerbaren decken, im Juli des Jahres waren es sogar 96 Prozent.Zudem will El Hierro die 8.000 Verbrennerfahrzeuge auf der Insel durch Elektrofahrzeuge ersetzen.Errichtung des Windwasserkraftwerks Gorona del Viento auf El Hierro. Foto: Casacanarias/Wikimedia Commons
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Ein Heißluftballon schwebt über einem Solarpark auf MallorcaBalearen: Wer an Mallorca denkt, die größte Insel der spanischen Balearen, denkt an Sonne, Strand, Ballermann und schöne Natur. Dass Mallorca auch ein Kohlekraftwerk hat, ist weniger bekannt.Es Murterar, ein kombiniertes Kohle-Öl-Kraftwerk, steht in Alcúdia im Nordosten der Insel. In der Anfang der 1980er Jahre errichteten Anlage werden pro Jahr rund eine Million Tonnen Steinkohle verfeuert, importiert aus Südamerika. Damit deckt das Kraftwerk 43 Prozent des Strombedarfs der Inselgruppe und stößt pro Jahr 2,4 Millionen Tonnen Kohlendioxid aus – das sind zwei Drittel der Emissionen aus der balearischen Energieproduktion.Weitere 29 Prozent des Stroms liefern Öl, Gas und Dieselgeneratoren, 20 Prozent werden über ein Seekabel aus Spanien geliefert, fünf Prozent aus Abfall gewonnen. Erneuerbare Energien hingegen steuern bloß zwei Prozent bei.Im Februar beschloss das Regionalparlament ein neues Klimaschutzgesetz und damit eine komplette Kehrtwende. Bis 2050 wollen Mallorca, Menorca, Ibiza und Formentera ihren Energiebedarf vollständig aus erneuerbaren Energien beziehen.Bis 2020 sollen zehn Prozent geschafft sein, bis 2030 bereits 35 Prozent. Zugleich soll der Primärenergiebedarf um 26 Prozent und bis 2050 um 40 Prozent gesenkt werden. Das Kohlekraftwerk wird 2025 stillgelegt.Außerdem sollen im Jahr 2050 nur noch Elektroautos auf den Balearen unterwegs sein. Ab 2025 werden keine Dieselfahrzeuge mehr auf der Inselgruppe neu zugelassen, ab 2035 auch keine neuen Benzin-Fahrzeuge mehr. Die Flotten von Autovermietungen müssen bis 2035 komplett elektrisch sein.Solarpark in Manacor auf Mallorca. Foto: Chixoy/Wikimedia Commons
Dänemark: Als das große Energiewendeland gilt nach wie vor Deutschland. Erst kürzlich meldete das Umweltbundesamt einen neuen Rekord. Der Anteil der Erneuerbaren beim Strombezug ist 2018 auf knapp 38 Prozent gestiegen. Beim Nettostromverbrauch, also bei dem, was tatsächlich aus der Steckdose kommt, sind es sogar 40 Prozent. Doch verglichen mit Dänemark sind diese Zahlen bescheiden. Dort liegt der Ökostromanteil schon bei gut 53 Prozent – vor allem dank der Windkraft. Sie allein steuert gut 43 Prozent bei. Damit hat Dänemark den weltweit höchsten Anteil an Windenergie am Gesamtstromverbrauch.
Noch eklatanter ist der Unterschied beim gesamten Energieverbrauch, also Strom plus Heizen und Kühlen plus Verkehr. Dänemark ist hier schon zu einem Drittel erneuerbar, Deutschland kommt nur auf knapp 17 Prozent. Entsprechend müssen die Dänen nur 13 Prozent ihrer Energie importieren, die Deutschen hingegen gut 60 Prozent.
Auch bei den Zielen ist Dänemark anspruchsvoller: 2030 will das Land seinen gesamten Strombedarf sowie die Hälfte seiner Energienachfrage aus erneuerbaren Quellen decken. Deutschland hingegen peilt lediglich 65 Prozent bei der Elektrizität und 30 Prozent beim Bruttoendenergieverbrauch an.
Das Land mit der Fahrradhauptstadt Kopenhagen hat auch das Ende des Verbrennungsmotors längst beschlossen. Ab 2030 wird es keine Neuzulassungen für Verbrennerfahrzeuge mehr geben. Dass Deutschland sich zu einem solchen Entschluss durchringt, ist bislang noch nicht vorstellbar.
Übrigens: Dänemark hat keine Atomkraftwerke. Schon 1985 entschied sich das Land gegen die Nutzung von Kernenergie.
Offshore-Windpark im Öresund. Foto: Stig Nygaard/Flickr
Costa Rica: Bis zur Mitte des Jahrhunderts will auch Costa Rica vollständig klimaneutral sein. Ende Februar stellte Carlos Alvarado, der im vergangenen Jahr neu gewählte Mitte-Links-Präsident, den Nationalen Dekarbonisierungsplan bis 2050 für das kleine mittelamerikanische Land vor. Dabei will Costa Rica die "Netto-Null" erreichen und gleichzeitig wirtschaftlich wachsen.
Schon heute ist Costa Ricas Stromversorgung zu fast 100 Prozent erneuerbar. Der größte Teil – knapp drei Viertel – des Ökostroms wird aus Wasserkraft gewonnen. Dabei liefert der 80 Quadratkilometer große Stausee Lago Arenal (Foto) allein rund 60 Prozent des costaricanischen Stroms. Auf den angrenzenden Bergketten wurden zudem Windräder errichtet.
Windräder tragen rund 16 Prozent zum Strommix bei, geothermische Anlagen rund neun Prozent. Die in Deutschland starken Energieträger Biomasse und Solarenergie fallen hingegen kaum ins Gewicht. Sie steuern jeweils weniger als ein Prozent bei – bei der Sonnenenergie sind es sogar nur 0,1 Prozent.
Insgesamt decken die Erneuerbaren in Costa Rico rund ein Viertel des Energieverbrauchs. Um bis 2050 auf 100 Prozent zu kommen, muss vor allem der Verkehrssektor umgestaltet werden. Dafür ist ein kräftiger Ausbau der Elektrommobilität geplant: bei öffentlichen Bussen, bei Pkws und durch den Bau neuer, elektrifizierter Bahnstrecken. Außerdem soll die Zahl der Autos in städtischen Regionen bis 2040 halbiert werden.
Windpark am Lago Arenal. Foto: Sam Beebe/Flickr
Schweden: Beim jüngsten weltweiten Klimaschutz-Index der Thinktanks Germanwatch und New Climate Institute landete Schweden erneut auf Platz eins. Nur noch knapp vier Tonnen CO2 beträgt der jährliche Pro-Kopf-Ausstoß in dem skandinavischen Land.
Auch bei den erneuerbaren Energien nimmt Schweden einen Spitzenplatz ein. Mit 54 Prozent weist das Land den höchsten Anteil in den EU-Staaten auf – gemessen am gesamten Energieverbrauch. Damit hat Schweden sein Ziel, hier bis 2020 auf einen Anteil von 49 Prozent zu kommen, längst geschafft. Nur noch 30 Prozent der Energie müssen importiert werden.
Der Anteil an Ökostrom liegt schon bei 65 Prozent. Möglich ist das durch eine starke Nutzung von Wasserkraft und Biomasse, mittlerweile aber auch von Windenergie. Die Atomkraftwerke des Landes decken fast den gesamten Rest des Strombedarfs. Die Betreiber Vattenfall und Eon erwägen jedoch die Abschaltung mehrerer Blöcke aus wirtschaftlichen Gründen.
Auch im Verkehrssektor schneidet Schweden europaweit am besten ab. Schon gut 30 Prozent des Kraftstoffverbrauchs wird von erneuerbaren Energien gedeckt.
Bis 2040 will Schweden seinen gesamten Energieverbrauch aus erneuerbaren Quellen beziehen, 2045 soll bereits die Klimaneutralität erreicht sein.
Schon 1991 führte Schweden eine CO2-Steuer ein. Der Einstiegspreis lag bei umgerechnet 30 US-Dollar pro Tonne, inzwischen sind es 140 Dollar. Der Wirtschaft geschadet hat die fossile Steuer nicht. Sie stieg um 75 Prozent, während die Emissionen um 26 Prozent zurückgingen.
Schwedens ältestes Wasserkraftwerk Olidan, das 1910 in Betrieb ging. Foto: Guillb/Wikimedia Commons
Kalifornien: Schon seit Langem setzt der bevölkerungsreichste Bundesstaat der USA auf die Nutzung erneuerbarer Energien. Auf einen Anteil von rund 30 Prozent Ökostrom kommt Kalifornien inzwischen. Dabei sind große Wasserkraftwerke mit mehr als 30 Megawatt Leistung nicht mitgerechnet. Zählt man sie dazu, kommt man auf 54 Prozent.
Kohle spielt mit rund vier Prozent bei der Stromproduktion kaum eine Rolle. Wichtig ist hingegen Gas mit einem guten Drittel. Neun Prozent steuern Atomkraftwerke bei. 2025 soll aber der letzte Reaktor vom Netz gehen.
Damit liegt Kalifornien beim erneuerbaren Strom deutlich über dem Landesdurchschnitt. Insgesamt kommen die USA nur auf 17 Prozent Ökostrom, einschließlich Wasserkraft.
2018 hat Kalifornien seine Ausbauziele weiter hochgeschraubt. Mit der Senate Bill 100 – auch "100 % Clean Energy Act" genannt – legt der Bundesstaat als Vorgabe fest, seine Stromversorgung bis 2045 komplett aus erneuerbaren Energien zu decken. Bis 2030 sollen 60 Prozent geschafft sein – zuvor war dann ein Anteil von 50 Prozent vorgesehen. Große Wasserkraft wird wiederum nicht mitgezählt.
Zudem werden Solardächer zur Pflicht gemacht. Häuser, die ab dem 1. Januar 2020 gebaut werden, sollen obligatorisch mit Solarpaneelen bestückt sein.
Außerdem soll es bis 2025 fünf Millionen Nullemissionsfahrzeuge auf Kaliforniens Straßen geben.
Solarpark im kalifornischen Palmdale. Foto: Nelson Minar/Flickr
Hawaii: Schon drei Jahre vor Kalifornien hat sich Hawaii als erster Bundesstaat der USA das Ziel gesetzt, bis 2045 seine Stromversorgung komplett aus erneuerbaren Energien zu beziehen.
Das Ziel ist besonders ehrgeizig, weil Hawaii bis vor Kurzem noch fast vollständig abhängig war von fossilen Energien. 2008 betrug der Ökostromanteil erst neun Prozent. Inzwischen (Stand Ende 2018) liegt das sogenannte RPS Level schon bei 27 Prozent. Ohne den Ausbruch des Vulkans Kilauea im Mai 2018, der das Geothermiekraftwerk Puna lahmlegte, wären es sogar 29 Prozent gewesen.
RPS steht für Renewable Portfolio Standard und beziffert den Anteil an Ökostrom, den die Versorger anbieten. Bei den Ausbauzielen wird also – anders als hierzulande – den Energieunternehmen vorgegeben, wie viel Erneuerbare sie im ihrem Portfolio haben müssen.
Derzeit werden immer noch rund 62 Prozent des Stroms aus Ölprodukten gewonnen. Ein gutes Zehntel kommt von Hawaiis Kohlekraftwerk. Dieses soll 2022 geschlossen werden.
Der Umstieg auf Ökostrom lohnt sich für Hawaii auch finanziell. Da die Importkosten für Öl für die Dieselgeneratoren so hoch sind, ist der Strompreis in dem Inselstaat dreimal teurer als in den anderen Bundesstaaten. Die Kosten der Stromerzeugung aus Erneuerbaren sind jetzt schon niedriger als die aus fossilen Energien.
Kaheawa Wind Farm auf Maui, der zweitgrößten Insel Hawaiis. Foto: Forest and Kim Starr/Flickr
South Australia: In jüngster Zeit mehren sich zwar die Berichte, dass die australische Kohleindustrie ihren Peak überschritten hat und einer "unsicheren Zukunft" entgegengeht. Doch noch immer ist Kohle König in Australien. Drei Viertel seines Stroms bezieht das Land nach wie vor aus dem klimaschädlichen Energieträger. Zudem gehört es neben Indonesien zu den größten Kohleexporteuren der Welt.
Würde man die CO2-Emissionen der australischen Kohleförderung auf die Einwohner umlegen, landete man bei einem jährlichen Pro-Kopf-Ausstoß von gigantischen 50 Tonnen (nach der üblichen Berechnung sind es immer noch 16 Tonnen). Nur das kleine Ölland Kuweit hätte dann mit knapp 150 Tonnen eine noch astronomischere Klimabilanz.
Der Bundesstaat South Australia geht mittlerweile einen anderen Weg. 2016 schloss dort das letzte Kohlekraftwerk, zugleich werden die Erneuerbaren kräftig ausgebaut. Bis 2025 will South Australia einen Ökostromanteil von 100 Prozent erreichen, bis 2050 komplett klimaneutral sein.
Bereits 2017 waren 50 Prozent erneuerbarer Strom erreicht, drei Jahre früher als geplant. Damit entfallen 56 Prozent der landesweiten Windenergie, 30 Prozent der Solarenergie und 90 Prozent der Geothermie auf den Bundesstaat, in dem lediglich sieben Prozent der australischen Bevölkerung lebt – nämlich nicht einmal zwei Millionen Menschen (von der Fläche her ist South Australia fast dreimal so groß wie Deutschland).
Wie die International Renewable Energy Agency (Irena) moniert, flankierte South Australia den raschen Ausbau der Erneuerbaren nicht mit einem "strategischen Plan" zum Netzausbau. Im September 2016 kam es zu einem kompletten Stromausfall im ganzen Bundesstaat. Tesla-Chef Elon Musk bot in einer Wette daraufhin den Bau eines Lithium-Ionen-Netzspeichers in weniger als drei Monaten an, was auch gelang.
Solardachanlage in Adelaide, der Hauptstadt von South Australia. Foto: Michael Coghlan/Flickr
Fukushima: Die Reaktorkatastrophe im AKW Fukushima Daiichi im März 2011 war für Japans Energiepolitik eine Zäsur. Sämtliche Atomkraftwerke wurden aus Sicherheitsgründen abgeschaltet. Dadurch fiel rund ein Viertel der bisherigen Stromproduktion weg, was zunächst mit einem rigorosen Energiesparprogramm kompensiert wurde.
Doch statt nun die erneuerbaren Energien massiv auszubauen und so die Versorgungslücke zu schließen, entschied sich die neue japanische Regierung für den entgegengesetzten Weg und setzt nun verstärkt auf Kohle und Öl. Die 90 Kohlekraftwerke des Landes liefern heute ein Drittel des Stroms, zuvor waren es 27 Prozent. Und 30 neue Blöcke sollen gebaut werden (Stand 2018). Von der vor der Katastrophe angepeilten Reduktion auf nur noch elf Prozent Kohlestrom bis 2030 ist keine Rede mehr. Nun lautet das Ziel 26 Prozent.
Atomstrom sollte nach dem Energieplan von 2010 auf einen Anteil von 53 Prozent bis 2030 kommen. Inzwischen plant Tokio einen Anteil von 20 bis 22 Prozent. Derzeit kommen nur rund zwei Prozent von AKWs.
Zwar sollen auch die Erneuerbaren wachsen, auf dann 22 bis 24 Prozent. Bis 2016 waren 16 Prozent erreicht. Das bedeutet, dass Japan über 80 Prozent seiner Energie importieren muss.
Ganz anders hat sich die Präfektur Fukushima entschieden. Nach der Katastrophe revidierte sie ihre Energiestrategie und beschloss bereits 2012, ihre gesamte Energie bis 2040 aus Erneuerbaren zu beziehen. Bis 2020 will man gut 40 Prozent schaffen, bis 2030 zwei Drittel Erneuerbare beim Primärenergieverbrauch.
Fukushima ist auch bereits auf einem guten Weg. 2011, im Jahr der Katastrophe, versorgte sich die Präfektur schon zu 22 Prozent mit Ökoenergie und steigerte dies bis 2015 auf knapp 27 Prozent. Die größte Steigerung gab es bei Photovoltaik-Anlagen, gefolgt von Biomasse, Wind und kleiner Wasserkraft. Auch die Nutzung von Geothermie ist geplant.
Nunobiki-Windpark in der Präfektur Fukushima: This-is-Fukushima/Flickr
El Hierro, Kanarische Inseln: Bis zum Jahr 2050 könnten die Kanarischen Inseln ihren gesamten Strombedarf aus erneuerbaren Energiequellen decken, zeigte Ende 2015 eine Studie, die das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) im Auftrag von Greenpeace erstellte.
Insgesamt 20 Milliarden Euro müssten dafür investiert werden, rechneten die DLR-Forscher vor. Den Kosten würden aber Einsparungen von 42 Milliarden Euro gegenüber stehen - da für die Stromversorgung keine fossilen Energien mehr importiert werden müssten. Bislang ist das vor allem Öl, mit dem Dieselgeneratoren betrieben werden.
Insgesamt kommen die Kanaren derzeit auf einen Ökostromanteil von lediglich 20 Prozent. Dabei sind die Voraussetzungen für die Nutzung von Sonnen-, Wind- und Meeresenergie laut DLR sehr günstig.
Eine Ausnahme ist El Hierro, die zweitkleinste bewohnte Insel des Archipels. Bereits 2006 beschloss die Inselverwaltung ein 100-Prozent-Ziel beim Ökostrom. 2014 wurde das Windwasserkraftwerk Gorona del Viento (Foto) errichtet, das zunächst 20 Prozent des Strombedarfs deckte, inzwischen 46,5 Prozent.
Insgesamt konnte El Hierro in der ersten Hälfte des Jahres 2018 mehr als zwei Drittel seines Stromverbrauchs mit Erneuerbaren decken, im Juli des Jahres waren es sogar 96 Prozent.
Zudem will El Hierro die 8.000 Verbrennerfahrzeuge auf der Insel durch Elektrofahrzeuge ersetzen.
Errichtung des Windwasserkraftwerks Gorona del Viento auf El Hierro. Foto: Casacanarias/Wikimedia Commons
Balearen: Wer an Mallorca denkt, die größte Insel der spanischen Balearen, denkt an Sonne, Strand, Ballermann und schöne Natur. Dass Mallorca auch ein Kohlekraftwerk hat, ist weniger bekannt.
Es Murterar, ein kombiniertes Kohle-Öl-Kraftwerk, steht in Alcúdia im Nordosten der Insel. In der Anfang der 1980er Jahre errichteten Anlage werden pro Jahr rund eine Million Tonnen Steinkohle verfeuert, importiert aus Südamerika. Damit deckt das Kraftwerk 43 Prozent des Strombedarfs der Inselgruppe und stößt pro Jahr 2,4 Millionen Tonnen Kohlendioxid aus – das sind zwei Drittel der Emissionen aus der balearischen Energieproduktion.
Weitere 29 Prozent des Stroms liefern Öl, Gas und Dieselgeneratoren, 20 Prozent werden über ein Seekabel aus Spanien geliefert, fünf Prozent aus Abfall gewonnen. Erneuerbare Energien hingegen steuern bloß zwei Prozent bei.
Im Februar beschloss das Regionalparlament ein neues Klimaschutzgesetz und damit eine komplette Kehrtwende. Bis 2050 wollen Mallorca, Menorca, Ibiza und Formentera ihren Energiebedarf vollständig aus erneuerbaren Energien beziehen.
Bis 2020 sollen zehn Prozent geschafft sein, bis 2030 bereits 35 Prozent. Zugleich soll der Primärenergiebedarf um 26 Prozent und bis 2050 um 40 Prozent gesenkt werden. Das Kohlekraftwerk wird 2025 stillgelegt.
Außerdem sollen im Jahr 2050 nur noch Elektroautos auf den Balearen unterwegs sein. Ab 2025 werden keine Dieselfahrzeuge mehr auf der Inselgruppe neu zugelassen, ab 2035 auch keine neuen Benzin-Fahrzeuge mehr. Die Flotten von Autovermietungen müssen bis 2035 komplett elektrisch sein.
Solarpark in Manacor auf Mallorca. Foto: Chixoy/Wikimedia Commons