Justin Trudeau verspricht auf internationalen Konferenzen gerne Klimaschutz.
Der kanadische Premierminister Justin Trudeau verspricht auf internationalen Konferenzen gern ehrgeizigen Klimaschutz, hat einen Mindestpreis für CO2 eingeführt und genehmigt dennoch Öl-Pipelines. (Foto: Susanne Götze)

Donald Trump ist Klimaleugner. Ein "Scherz" sei der Klimawandel, ein "Mythos", von den Chinesen erfunden, um der US-Wirtschaft zu schaden, die deswegen hohe Klimaschutz-Kosten tragen müsse, sagte und twitterte er. Die Chancen, den US-Präsidenten umzustimmen, sind gleich null. Das mussten die sechs Staats- und Regierungschefs, die beim letzten G7-Gipfel vor einem Jahr im italienischen Taormina mit ihm zusammentrafen, feststellen. Ihr Versuch, Trump zum Verbleib im Pariser Weltklimaabkommen zu bewegen, floppte. Wieder zu Hause im Weißen Haus in Washington, kündigte er wenige Tage später an, die USA würden aus dem Paris-Vertrag aussteigen.

Kein gutes Omen für das jetzige G7-Treffen in Kanada, bei dem der Klimaschutz neben den Handelsfragen das zweite wichtige Thema ist. Premier Justin Trudeau will in dieser und anderen Umweltfragen wie der Vermüllung der Meere mit Plastik die Suche nach Lösungen vorantreiben, mehr noch als die G7-Kollegen, die die Gipfelpräsidentschaft in den letzten Jahren innehatten. Trudeau war schon auf der Pariser Klimakonferenz 2015 eine treibende Kraft gewesen und setzte das Thema auch im eigenen Land auf die Tagesordnung.

Entsprechend schwierig dürfte es sein, nun beim Gipfel in La Malbaie in diesem Bereich eine gemeinsame Erklärung zustande zu bringen, die auch vom US-Präsidenten unterstützt wird. Es sei denn, man begnügt sich damit, einfach Trumps abweichende Meinung darin festzuhalten. So hatte man sich vor Jahresfrist auf Sizilien geholfen. Bei den G7-Treffen kommt so etwas sehr selten vor, da üblicherweise nur einstimmige Positionen ins Abschluss-Kommuniqué aufgenommen werden.

Kohle wird nicht mehr boomen

Dass Trump das Rad zurückdrehen kann, das in Paris in Schwung kam, ist ausgeschlossen. Mit seinem fossilen Bekenntnis wird er die restlichen "G6" eher zu einem umso geschlosseneren Bekenntnis zu dem Klimavertrag motivieren. Doch auch zu Hause in den USA ist der regierende Kohle- und Fracking-Freund bei Weitem nicht so erfolgreich, wie er von sich behauptet.

So sinkt die Zahl der Kohlekraftwerke weiterhin rasant. Allein in den ersten 45 Tagen dieses Jahres wurde mehr Kohlekapazität vom Netz genommen als in den ersten drei Amtsjahren von Trumps Vorgänger Barack Obama, wie die US-Umweltorganisation Sierra Club herausfand. Das Energiestatistikamt EIA hält es sogar für möglich, dass in diesem Jahr mehr Kohleblöcke abgeschaltet werden könnten als je zuvor.

Die Gründe dafür: Billiges Erdgas und die rasant fallenden Preise für Wind- und Solarstrom drängen die Kohle zunehmend aus dem Markt. Dass Trump diesen starken Trend umkehren kann, indem er mit seinen Strafzöllen den Verbrauch durch Ankurbelung der heimischen Stahlproduktion wieder anhebt, gilt als unwahrscheinlich. So halten Experten Trumps Versprechen, das er vor mehr als einem Jahr den Kohlekumpeln gab – "Ihr werdet wieder Arbeit haben" –, für unrealistisch. Die Zahl der Jobs in der Branche, die von einst 250.000 auf unter 60.000 gefallen war, wuchs seit seiner Wahl nur minimal, und selbst der Chef eines der größten Kohlekonzerne, Robert Murray, meinte: "Er kann sie nicht zurückholen."

Den Trend weg von der Kohle gibt es auch in den anderen G7-Staaten – wobei Großbritannien mit einem kompletten Ausstieg bis 2025 der Vorreiter ist. Trotzdem reichen die von ihnen bisher vorgelegten nationalen Klimapläne noch lange nicht aus, um das im Paris-Vertrag festgelegte Ziel von maximal 1,5 bis zwei Grad globaler Erwärmung einzuhalten.

Zweimal 100 Milliarden Dollar

Umweltschützer und die besonders vom Klimawandel bedrohten Staaten fordern die G7 deswegen auf, die CO2-Ziele schnellstmöglich nachzuschärfen – und ihr schon mehrfach gegebenes Versprechen endlich zu erfüllen, die Subventionen für fossile Energien abzuschaffen, die die Energiewende verzögern.

Eine Studie mehrerer Thinktanks zeigte jüngst, dass die sieben Staaten hierfür immer noch unverändert rund 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr ausgeben. "Die G7-Saaten müssen die Subventionen für fossile Rohstoffe stoppen", forderte Catherine Abreu vom Climate Action Network Canada, einem Bündnis von Nichtregierungsorganisationen.

Bei der LDC-Gruppe der ärmsten Staaten hieß es mit Blick auf den Gipfel: "Die G7-Staaten müssen beim Kampf gegen den Klimawandel vorangehen." Es sei nötig, dass die reichen Staaten sich bereits vor dem Inkrafttreten des Paris-Vertrags 2020 höhere CO2-Ziele stecken und mehr Geld für Klimaschutz und -anpassung in den Entwicklungsländern aufbringen, sagte der LDC-Vorsitzende Gebru Jember Endalew aus Äthiopien. Die versprochenen 100 Milliarden Dollar jährlich seien bei Weitem noch nicht erreicht.