Smog über der Stadt
In vielen Städten ist die Luft zum Atmen eigentlich zu verschmutzt. (Foto: Johannes Plenio/​Pixabay)

Es ist erst wenige Wochen her, dass hundert deutsche Lungenärzte im Interesse der deutschen Auto-Lobby behaupteten, durch Feinstäube und Stickoxide würde in Deutschland niemand zu Tode kommen.

Bundesverkehrsminister Scheuer nahm diese durch nichts bewiesene Behauptung – die zudem grobe Rechenfehler enthielt – zum Anlass, der deutschen Autoindustrie einen Umwelt-Persilschein auszustellen und EU-Grenzwerte für Feinstäube und Stickoxide infrage zu stellen.

Jetzt bekam Scheuer die wissenschaftlich gesicherte Antwort: Durch Umwelterkrankungen – zu deren Ursachen auch Dieselabgase gehören – sind allein im Jahr 2015 weltweit neun Millionen Menschen vorzeitig gestorben.

Schlimmer noch: Der neue Global Environment Outlook (GEO 9) der Vereinten Nationen rechnet vor, dass ein Viertel aller Erkrankungen und vorzeitigen Todesfälle durch Umweltverschmutzung und Umweltzerstörung verursacht wird.

Durch Klimaerhitzung sowie durch Luft- und Wasserverschmutzung, so die auf der UN-Umweltversammlung in Nairobi vorgelegte Studie, werden die Lebensräume von Milliarden Menschen zerstört, hauptsächlich in Asien, im Nahen Osten und in Afrika.

Bis 2050 werden Infektionen, gegen die Antibiotika resistent sind, die weltweit größte Todesursache sein, heißt es in dem Bericht. Deshalb müsse die Nutzung von Antibiotika bei Menschen und in der Landwirtschaft mehr als bisher kontrolliert werden.

Zur Person

Franz Alt ist Buchautor und Fernsehmoderator. (Foto: Axel Thomae/​Sonnenseite)

Und die zunehmende Umweltverschmutzung vergrößere die herrschende Ungerechtigkeit zwischen Arm und Reich sowie zwischen Nord und Süd. Das führe zu noch größeren Flüchtlingsströmen als bisher.

Der dramatische GEO-Report ist das umfassendste Dokument zur Lage der Umwelt. 250 Wissenschaftler aus 70 Ländern haben diesen Bericht erarbeitet.

Die Wissenschaftler schreiben: "Es ist dringendes Handeln in einem beispiellosen Ausmaß notwendig, um die Situation zu stoppen und umzukehren." Andernfalls drohe ein "Massensterben".

Die hundert deutschen Lungenärzte, und nicht nur sie, sollten diesen Bericht lesen.

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