Plastikmüll und Holzreste liegen zwischen Bäumen in Strandnähe herum.
Plastik- und anderer Müll am erodierten Strand einer Insel der Malediven, abseits des Tourismus. Müllverseuchte Meere sind nur eines der ungelösten Umweltprobleme. (Foto: Verena Kern)

"Wir wollen die Menschen durch Hoffnung und nicht durch Angst zum Handeln inspirieren", schrieb Joyce Msuya, Interimschefin des UN-Umweltprogramms Unep, in ihrer Einladung zur diesjährigen Umweltversammlung der Vereinten Nationen (Unea) in der kenianischen Hauptstadt Nairobi. Das ist nur bedingt gelungen.

Die verschiedenen UN-Berichte, die im Rahmen der Umweltversammlung veröffentlicht wurden, haben alle einen ähnlichen Tenor: Die Lage ist verzweifelt und es drohen apokalyptische Zustände, aber noch besteht die Chance, die Probleme zu lösen und die Dinge für den Planeten zum Besseren zu wenden.

Ein Beispiel ist der Bericht zum Ressourcenverbrauch: In den letzten 50 Jahren hat sich der Verbrauch an Rohstoffen mehr als verdreifacht – auf 92 Milliarden Tonnen pro Jahr. Und das Wachstum beschleunigt sich derzeit sogar noch.

Msuya sagt dazu: "Wir pflügen uns durch die endlichen Ressourcen dieses Planeten, als gäbe es kein Morgen. Offen gesagt: Für viele Menschen wird es tatsächlich kein Morgen geben, wenn wir damit nicht aufhören."

Erforderlich sei daher eine Kreislaufwirtschaft, die nahezu keine Abfälle produziert. Dies sei "möglich", heißt es im Bericht, und würde zudem "das Wirtschaftswachstum unterstützen".

Der Verbrauch von Metallen, Agrargütern oder Sand ist aber nur eines von vielen Problemen: Selbst wenn das Pariser Klimaabkommen eingehalten wird, werden die Gebiete mit Permafrost um 45 Prozent schrumpfen. Dadurch wird Methan freigesetzt, ein besonders wirksames Treibhausgas. Der Klimawandel verstärkt sich daher selbst und dies kann dazu führen, dass sich die Erwärmung nicht einmal bei zwei Grad stoppen lässt.

"Fundamentale Transformationen in allen Bereichen nötig"

Nicht besser sieht es beim Artenschutz aus: Hier erlebt die Welt gerade ein Massenaussterben, und auch wenn einzelne Arten gerettet werden können, nimmt die Vielfalt rapide ab. In den letzten 50 Jahren ist die Zahl der Wirbeltiere auf der Erde um 60 Prozent gesunken, heißt es im neuen Global Environment Outlook (GEO 6).

Schlecht steht es auch um die Ozeane: Sie werden von Fisch entleert und mit Plastikmüll befüllt.

Und im Kapitel zum Süßwasser warnt der GEO-6-Bericht: Weil zu viele Antibiotika ins Wasser gelangen, "finden sich antibiotikaresistente Bakterien weltweit im Trinkwasser". Todesfälle wegen dieser Bakterien "steigen schnell an und es wird erwartet, dass dies eine wichtige Todesursache im Jahr 2050 sein wird".

Msuya kommt zu dem Schluss, es seien "fundamentale Transformationen erforderlich, um das menschliche Leben zu erhalten". Und das in nahezu jedem Bereich: "Transformationen in unserem Ernährungssystem, Energiesystem, Abfallsystem, Wirtschaftssystem und nicht zuletzt in unserem Wertesystem."

Vor diesem Hintergrund wirken die Unea-Ergebnisse bescheiden. Die Länder der Welt verhandelten in Nairobi über 17 verschiedene Entschließungsanträge, 15 wurden schließlich verabschiedet.

Knapp die Hälfte davon betrifft Elemente der Kreislaufwirtschaft – vom Abfallmanagement über die Verschwendung von Lebensmitteln bis zu Meeresvermüllung und Einwegplastik.

Um den Antrag zum Einwegplastik wurde besonders hart gerungen. Die EU, Indien und andere Länder zeigten sich enttäuscht, dass nur eine stark abgeschwächte Resolution verabschiedet werden konnte. Positiv wurde hingegen hervorgehoben, dass bei den Chemieabfällen ein besonderes Augenmerk auf die Schwermetalle Blei und Kadmium gelegt wird.

Weitere Entscheidungen betreffen nachhaltige Mobilität und Infrastruktur sowie den Abbau von Bodenschätzen. Konsens konnte schließlich auch beim Artenschutz und dem Schutz der Böden erzielt werden.

Anträge zu Palmöl und Geoengineering scheitern

Bei zwei Anträgen gelang keine Einigung. Der erste kam von der EU und betraf den Zusammenhang zwischen der Produktion von Agrargütern wie Palmöl oder Soja und dem Verlust an Wäldern. Einige Entwicklungsländer hatten hier den Eindruck, der Antrag ziele speziell auf sie ab und würdige ihre Rolle bei der Nahrungsmittelversorgung der Welt nicht genügend.

Welche Länder dies waren, geht aus dem inoffiziellen Unea-Protokoll allerdings nicht hervor. Mangels Aussicht auf Konsens zog die EU den Antrag am Ende zurück – zum Bedauern anderer Entwicklungsländer wie Kolumbien oder Bolivien.

Den zweiten erfolglosen Antrag hatte die Schweiz gestellt. Sie wollte die Chancen und Risiken von Geoengineering-Methoden vom Unep untersuchen lassen. Darunter fällt etwa das Versprühen von Schwefel in der Atmosphäre, um die Sonneneinstrahlung und damit die Klimaerwärmung zu reduzieren.

Die Unep-Untersuchung sollte ein erster Schritt sein, um den Einsatz solcher Methoden auf globaler Ebene zu regeln und sicherzustellen, dass kein Land einseitig und ohne Absprache Geoengineering betreibt. Doch vor allem die USA und Saudi-Arabien wollten hier einen multilateralen Ansatz verhindern, während eine breite Koalition von Ländern den Schweizer Antrag unterstützte, darunter die EU.

Dass der Schweizer Antrag scheiterte, entbehrt nicht einer gewissen Ironie: Genau genommen sind massenhafte Treibhausgasemissionen, die Versauerung der Meere oder die Abholzung riesiger Waldflächen auch nichts anderes als Geoengineering.

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