Solarmodule auf einem Haus im traditionellen Vorstadt-Bungalow-Stil auf Long Island im US-Bundesstaat New York.
Immer öfter aus heimischer Produktion: Solaranlagen boomen in den USA. (Bild: Renee Brown/​Shutterstock)

In Deutschland wird die einstmals weltweit führende Solarindustrie weiter abgewickelt. Nachdem der Schweizer Hersteller Meyer Burger seine Produktion von Photovoltaik-Modulen im sächsischen Freiberg dichtgemacht hat, um sie in die USA zu verlagern, kündigte inzwischen auch das Dresdner Unternehmen Solarwatt die Stilllegung der dortigen Fertigung und den Abbau von 190 Jobs für August an.

Derweil wächst in den USA die Solarproduktion stark an, eine Folge der Förderpolitik durch Präsident Joe Bidens "Inflation Reduction Act".

China ist weiterhin mit Abstand der größte Hersteller von Solarzellen und -modulen, rund 90 Prozent des Weltmarkts werden von dort bedient. Doch der US-Plan, bei dieser Technologie aufzuholen, geht offenbar auf.

Die industriellen Produktionskapazitäten für Solarmodule in den USA sind im ersten Quartal dieses Jahres sprunghaft angestiegen, nämlich um 11.000 Megawatt oder 71 Prozent, wie eine Bilanz des US-Solarindustrie-Verbandes SEIA und des Beratungsunternehmens Wood Mackenzie zeigt. Die Gesamt-Herstellungskapazität liegt damit inzwischen bei über 26.000 Megawatt.

Parallel dazu zog auch der Solar-Ausbau in den Vereinigten Staaten kräftig an. Allein im ersten Quartal kamen 11.800 Megawatt hinzu, was die Gesamt-Kapazität auf 200.000 Megawatt brachte.

Wood Mackenzie geht nun davon aus, dass in den nächsten fünf Jahren noch einmal eine Verdopplung auf 438.000 Megawatt geschafft wird. Fachleute erwarten, dass der Anteil von heimischen Produkten dabei weiter steigt, da Washington chinesische Module mit Zöllen belegt hat.

"Zukunftstechnologie geht zum zweiten Mal den Bach runter"

Zum Vergleich: In Deutschland beträgt die installierte Solarstrom-Kapazität derzeit rund 86.000 Megawatt, 2023 verzeichnete man hierzulande einen Rekordzuwachs von über 14.000 Megawatt, allerdings fast komplett mit Anlagen aus chinesischer Produktion.

In den USA sagte SEIA-Verbandschefin Abby Hopper, die Entwicklung beweise, "dass neue Bundesinvestitionen in saubere Energie die amerikanische Produktion wiederbeleben und die Energiewirtschaft unseres Landes stärken". Die Solar- und Stromspeicher-Industrie fördere Kommunen in jedem US-Bundesstaat, etwa durch Investitionen in örtliche Solarstromprojekte oder neue Produktionsanlagen, die jeweils Hunderte von lokalen Arbeitskräften beschäftigten.

In Deutschland hingegen haben sich Hoffnungen auf Hilfen für hiesige Solarindustrie zerschlagen, die unter der günstigen Konkurrenz aus China leidet. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) scheiterte in der Ampel-Regierung mit seinem Plan für einen "Resilienzbonus" für deutsche Produzenten im Rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes am Veto von Finanzminister Christian Lindner (FDP).

 

Solarwatt-Chef Detlef Neuhaus kritisierte bei Bekanntgabe des Aus für die Produktion in Dresden die Untätigkeit der Regierung scharf. "Wir als Industriestandort lassen eine Zukunftstechnologie, die so strategisch wichtig ist, zum zweiten Mal den Bach heruntergehen", sagte er.

Damit spielte er auf die schwarz-gelbe Merkel-Koalition der Jahre 2009 bis 2013 an, die den Niedergang der damals führenden deutschen Solarindustrie mitbewirkt hatte.