Steinkohletagebau, in dem selbst Monster-Lkws klein aussehen.
Auslaufmodell: Steinkohletagebau im australischen Bundesstaat New South Wales. (Foto: Leard State Forest/​Flickr)

Tausche Bodenschätze gegen alles andere. Dieses Geschäftsmodell hat für Australien in früheren Jahrzehnten gut funktioniert.

Eisenerz, Flüssigerdgas, Gold, Kohle und diverse andere Metalle machen mehr als die Hälfte aller australischen Exporte aus. Die wichtigsten Abnehmer für diese Produkte sind China, Japan und Südkorea.

Abgesehen von ihrer Bedeutung für den australischen Bergbau haben diese drei Länder aber noch etwas anderes gemein: Sie haben diese und letzte Woche angekündigt, ihre CO2-Emissionen auf null zu senken. Japan und Südkorea wollen das bis 2050 erreichen und China spätestens 2060.

Steven Hamilton vom Thinktank Blueprint Institute sagte dazu bei der Vorstellung einer neuen Studie seines Hauses: "Die drei größten Exportkunden Australiens, die 96 Prozent unseres Eisenerzes und zwei Drittel unserer Kohle kaufen, haben sich alle zur Netto-Null verpflichtet. Wenn wir jetzt nicht handeln und uns ihnen anschließen, dann werden wir auf der Strecke bleiben."

Viel Zeit bleibt Australien tatsächlich nicht: Hauptabnehmer Japan hat schon im Juli bekannt gegeben, dass 100 der 140 Kohleblöcke in den nächsten zehn Jahren stillgelegt werden.

Australien kommt aber auch politisch unter Druck. Die konservative Regierung von Premierminister Scott Morrison weigert sie sich nach wie vor, zu sagen, wann die australischen CO2-Emissionen bei null liegen sollen. Dies werde "in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts" geschehen.

Doch damit ist die Regierung selbst im eigenen Land isoliert. Alle australischen Bundesstaaten wollen ab 2050 CO2-frei wirtschaften. Die Zentralregierung hingegen kann sich noch nicht einmal dazu durchringen, die neuen Klimaziele von China, Japan und Südkorea gutzuheißen. Danach gefragt, sagte Außenministerin Marise Payne, die Regierung habe diese Entscheidungen "zur Kenntnis genommen".

Die Regierung hält auch daran fest, das Klimaziel für 2030 nicht durch Emissionssenkungen, sondern mithilfe von überschüssigen CO2-Zertifikaten aus dem Kyoto-Protokoll zu erfüllen. Auch damit ist das Land isoliert, wie James Isbister, Australiens Chefunterhändler bei den UN-Klimaverhandlungen, eingestehen musste. Derzeit sei "Australien das einzige Land", das dies vorhabe.

Minister drohen Großbank wegen Kohle-Kreditstopp

Beides wird in der Blueprint-Analyse scharf kritisiert: "Wenn wir uns nicht bald verpflichten, bis 2050 auf netto null zu kommen, wird dies unser internationales Ansehen schmälern und unserer Wettbewerbsfähigkeit schaden." Und: "Wir sollten uns heute verpflichten, unser Paris-Ziel zu erreichen, ohne unsere Kyoto-Gutschriften zu verwenden."

Das Pikante an diesen Statements: Das Blueprint Institute steht eigentlich der konservativen Regierungspartei, der Liberal Party, nahe.

Auch die australischen Banken haben längst kein Verständnis mehr für den Pro-Kohle-Kurs der Regierung. Diese Woche kündigte die ANZ Bank als dritte Großbank an, keine Kredite für neue Kohleprojekte mehr zu vergeben und bestehende Kredite an Kohlekonzerne bis 2030 auslaufen zu lassen.

Daraufhin riefen drei Minister zum Boykott der Bank auf. Landwirtschaftsminister David Littleproud sagte, Banken dürften nicht "zum moralischen Kompass und Schiedsrichter werden", und drohte ANZ sogar damit, die staatliche Einlagengarantie zurückzunehmen.

Daraufhin warnte der ehemalige Chef der australischen Zentralbank Bernie Fraser vor einem "Ansturm auf die Bank": "Die Einlagengarantie wurde in der Finanzkrise geschaffen, um zu verhindern, dass Bankkunden ihr gesamtes Geld abheben und die Banken in den Konkurs treiben, wie es in vielen anderen Ländern passiert ist."

ANZ-Chef Shayne Elliott nahm die Drohung derweil gelassen und sagte, manche Reaktionen auf die neue Klimastrategie der Bank seien "hysterisch".

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