Jedes Jahr Ende November wird am "Black Friday" mit Rabatten zum Kaufen gelockt und die Zeit des Weihnachts-Shoppings eingeläutet. Der Tag ist zum jährlichen Höhepunkt des übermäßigen und unkritischen Konsums geworden und kann für diesen als Synonym verstanden werden.

Dass viele Menschen den Black Friday für überfällige Neuanschaffungen nutzen wollen, ist verständlich. Vor allem für einkommensschwächere Haushalte kann der Tag eine Gelegenheit sein, dringend benötigte Haushalts- oder Elektronikgeräte günstiger zu erwerben.

Dennoch ist das Konsumspektakel angesichts einer bevorstehenden Klimakatastrophe und der immer noch weitgehend unverstandenen Biodiversitätskrise längst nicht mehr zeitgemäß.

Allein durch den Lkw-Transport der Waren innerhalb Europas werden in der Black-Friday-Woche 1,2 Millionen Tonnen CO2 ausgestoßen, 94 Prozent über dem Jahresschnitt. Das rechnete die Organisation Transport & Environment aus, die sich für nachhaltigen Verkehr einsetzt.

Laut dem Portal Statista geben die Deutschen in diesem Jahr am Black Friday und Cyber Monday insgesamt 5,8 Milliarden Euro aus, 200 Millionen mehr als 2022. Das Preisportal Idealo befragte Käufer:innen und fand heraus, dass fast zwei Drittel von ihnen am Black Friday teilnehmen. Im Vergleich zum Vorjahr sind das 19 Prozent mehr.

Übermäßiger Konsum ist aus vielen Gründen schlecht. Bei der Gewinnung von Rohstoffen und bei der Herstellung und dem Transport der Produkte werden enorme Mengen CO2 ausgestoßen. Das passt überhaupt nicht in eine Zeit, in der wir auf drei Grad Erderwärmung zusteuern.

Gleichzeitig verbrauchen wir Ressourcen, die wir nicht haben. In diesem Jahr fiel der sogenannte Earth Overshoot Day auf den 2. August. An dem Tag hat die Menschheit für das Jahr alle natürlichen Ressourcen aufgebraucht, die die Erde innerhalb eines Jahres zur Verfügung stellen kann. Seitdem leben wir über unsere Verhältnisse. Und das ist seit vielen Jahren so.

Nicht zuletzt ist der Konsum wegen der Zerstörung von Lebensräumen und der Umweltverschmutzung einer der Gründe für das Artensterben. Die schlechten Arbeitsbedingungen in den Ländern, aus denen die Black-Friday-Produktmassen kommen, und schwere Menschenrechtsprobleme wie Kinderarbeit sollen hier nur am Rande erwähnt werden.

Leben in der Wegwerfgesellschaft

Das Absurdeste an alldem ist das Wegwerfen: Sitzt das neue Oberteil von Shein nicht perfekt, schickt man es zurück – und es landet im Müll. Eine perfide Verschwendung von Ressourcen. Andere Produkte werden nur kurz oder gar nicht genutzt. Für Kleiderschränke, die mit spontan gekaufter, aber nie getragener Kleidung überfüllt sind, wird die Nahrungssicherheit der kommenden Generationen aufs Spiel gesetzt.

Auch die "Erfindung" immer neuer Produkte, die kein Mensch wirklich braucht, muss ein Ende haben. Nur ein Beispiel dafür ist der Hype um Heilsteine. Als Gesichtsroller sollen sie zum Beispiel für mehr Schönheit sorgen. Rosenquarz, der viel wiegt, wird aus Madagaskar um die halbe Welt in die USA oder nach Europa verschifft. Bei uns wird er ohne erwiesene Heilwirkung für viel Geld verkauft. Ein hoher Ressourcenverbrauch für Verpackung und Transport – für nichts.

Ein Weiter-so mit Kapitalismus und Wirtschaftswachstum führt letztendlich dazu, dass wir unsere eigenen Lebensgrundlagen und die künftiger Generationen zerstören. Wenn wir es nicht schaffen, die Herstellung und den Verkauf kurzlebiger Produkte und das Zelebrieren von Konsumevents wie Black Friday und Cyber Monday zu beenden, werden nicht nur diese bald Geschichte sein.

Wir verspielen die Möglichkeit für eine gute Zukunft. Eine Zukunft, in der Menschen nicht an Hunger, Hitze, Überflutungen und Stürmen sterben müssen.

Es ist Zeit abzuwägen, was wichtiger ist: Jedes Jahr das neueste Handy zu kaufen oder auch in Zukunft das eigene Hab und Gut vor Überschwemmungen und Flächenbränden sicher zu wissen.

Deswegen braucht es einen Wandel in der Gesellschaft – weg vom schnellen Konsum hin zu Reparatur, Kreislaufwirtschaft und langer Nutzung. Weg von dem Gedanken, dass Konsum Lebensqualität bedeutet und ein Auto ein Statussymbol ist. Hin zu Dingen, die wirklich Lebensqualität bringen, wie gutes Essen, Zeit in der Gemeinschaft und in der Natur.

Statt den Black Friday zum Kauf von Weihnachtsgeschenken zu nutzen, könnte man geliebten Menschen gemeinsame Zeit wie Koch- und Spieleabende oder einen Besuch im Kino schenken.

Politik in der Verantwortung

Die Verantwortung für eine klima- und umweltschonende Verwendung von Ressourcen kann aber nicht nur bei den einzelnen Menschen liegen. Auch die Politik ist gefragt.

Der Wille der Einzelnen kann noch so groß sein. Geht das Smartphone nach drei Jahren Nutzung kaputt und ist eine Reparatur nur schwer möglich und teuer, dann ist es logisch, dass ein neues Handy gekauft wird. Es braucht Produkte, die auf lange Haltbarkeit ausgelegt sind und sich einfach reparieren lassen.

Auch Antje von Broock vom BUND findet, dass der Black Friday angesichts der Klimakrise völlig aus der Zeit gefallen ist. Der Umweltverband fordert ein Ressourcenschutzgesetz ähnlich dem Klimaschutzgesetz. Gesetzlich festgelegte konkrete Ziele sollen den Rohstoffverbrauch begrenzen. Etwas bringen würde das allerdings nur, wenn das Ressourcenschutzgesetz konsequenter umgesetzt wird als das Klimaschutzgesetz.

Der erste Schritt zu mehr Umwelt- und Klimaschutz sollte aber das Abschaffen von Konsumevents wie Black Friday und Cyber Monday sein. Und auch Armut sollte anders bekämpft werden als durch Rabatttage.

 

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