So wirklich beste Freunde sind die Deutschen und die Wärmepumpe noch nicht. Jüngste Zahlen lassen jedoch hoffen, dass sich das Verhältnis in Zukunft bessern wird. Im ersten Quartal dieses Jahres wurden rund 62.000 Wärmepumpen in Deutschland verkauft – 35 Prozent mehr als in den ersten drei Monaten des Vorjahres, gab der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) jetzt bekannt.
Auch eine Verbraucherumfrage des Marktforschungsunternehmens Forsa zeigt: Viele haben sich bereits mit einer Wärmepumpe angefreundet und sind mit ihrer Entscheidung zufrieden. 96 Prozent der knapp 800 Befragten gaben an, mit dem Betrieb ihrer neuen Heizung zufrieden bis sehr zufrieden zu sein. 79 Prozent würden sich in jedem Fall wieder für eine Wärmepumpe entscheiden, weitere 17 Prozent würden dies "wahrscheinlich" tun.
Zwar bleiben die aktuellen Verkaufszahlen von Wärmepumpen deutlich hinter dem Rekordjahr 2023 zurück, doch im Vergleich zum schwachen ersten Quartal 2024, als sich der Markt nahezu halbierte, ist ein klarer Aufwärtstrend erkennbar.
Der Grund für den vorjährigen Einbruch: Der "Heizungshammer" von Wirtschaftsminister Habeck sowie politische Unsicherheiten, etwa die Diskussionen um die kommunale Wärmeplanung und die Zukunft der Heizungsförderung, sorgten für Zurückhaltung bei vielen Immobilienbesitzern.
"Die Wärmepumpe wird zur Standardheizung"
Ganz so extrem dürfe der Markteinbruch von 2024 aber nicht bewertet werden, betont Martin Sabel, Geschäftsführer des BWP. Denn der Rekordabsatz von Wärmepumpen im Jahr 2023 sei nicht unbedingt gleichbedeutend mit der Installation so vieler Geräte.
Die damalige hohe Nachfrage nach Wärmepumpen führte laut Sabel zu vollen Lagern, weil Großhändler und Handwerksbetriebe aus Sorge vor Engpässen große Mengen vorbestellten. Viele dieser Geräte seien dann vermutlich erst 2024 installiert worden. Die Folge: Weniger Wärmepumpen wurden neu angeschafft.
Während die Verkaufszahlen zuletzt schwankten, blieb der Anteil von Wärmepumpen am gesamten Heizungsmarkt stabil bei rund 27 Prozent.

Die jüngsten Entwicklungen deuten dem BWP-Geschäftsführer zufolge auf einen Aufwärtstrend für die klimafreundlichere Variante hin: "Die Wärmepumpe befindet sich auf dem Weg zur Standardheizung in Deutschland", ist er sich sicher.
Für das laufende Jahr erwartet der Verband rund 260.000 verkaufte Geräte – ein Wachstum von etwa 30 Prozent gegenüber 2024. Von den politisch angestrebten 500.000 pro Jahr sei man damit aber noch deutlich entfernt, betont Sabel: "Die wollten wir eigentlich schon im letzten Jahr erreicht haben."
Bisher seien rund zwei Millionen Wärmepumpen in deutschen Wohnhäusern installiert – das entspricht einem Anteil von knapp zehn Prozent an den insgesamt rund 20 Millionen Heizsystemen. Der Weg zur klimafreundlichen Wärmewende ist also noch weit. Nach wie vor dominieren Gas- und Ölheizungen den Bestand.
Widersprüchliche Signale zum Heizungsgesetz
Einen wichtigen Anteil am Aufwärtstrend hat die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG). Die neuen Förderbedingungen, die Anfang 2024 mit dem neuen Gebäudeenergiegesetz eingeführt wurden, entwickelten sich zunächst schleppend, räumt Sabel ein. Aus Sicht des Wärmepumpen-Verbandes ist die Förderung jetzt erst vollumfänglich angekommen und etabliert.
Das spiegelt sich auch in den Zahlen wider. Über das Jahr 2024 stieg die Zahl der Förderanträge kontinuierlich – mit einem Höhepunkt im Dezember, wo knapp 73.000 Anträge gestellt wurden. Für Sabel lag dieser Ansturm vor allem an der Sorge vor einem möglichen Förderstopp im Jahr 2025. Das Jahresende sah also einen klassischen Vorzieheffekt. Der Rückgang im ersten Quartal dieses Jahres auf rund 64.000 Förderanträge relativiert sich damit für den BWP.
Der Koalitionsvertrag hat bei vielen in der Wärmepumpenbranche Fragezeichen hinterlassen. Widersprüchliche Signale zum Heizungsgesetz und zu künftigen Förderungen sorgen für Verwirrung. "Nichts kann die Branche jetzt weniger gebrauchen als unklare Aussagen, Unsicherheit und irgendwelche unklaren Rahmenbedingungen", warnt Sabel.
Wer über eine Wärmepumpe nachdenke oder über eine andere erneuerbare Heizung, solle jetzt die aktuellen Förderbedingungen nutzen, wirbt der Verbandschef. Auch wenn sich ein Einbruch der Nachfrage bisher nicht abzeichne, könne sich der Vorzieheffekt in der Jahresbilanz nochmals bemerkbar machen. "Das hängt natürlich auch stark davon ab, wie die Förderung nun überarbeitet oder angepasst wird."
Um den Markthochlauf nicht zu gefährden, fordert der BWP eindeutige politische Bekenntnisse etwa zu einer verlässlichen Fortführung der BEG-Förderung. Auch ein schnellerer Rollout von Smart Metern und transparente Informationen zur kommunalen Wärmeplanung sind aus Sicht des Verbands zentrale Stellschrauben für weiteres Wachstum.
Hohe Strompreise verführen zur Gasheizung
Trotz positiver Marktentwicklung sind die Deutschen und die Wärmepumpe noch keine besten Freunde. Einen wesentlichen Grund dafür sieht Martin Sabel im Ungleichgewicht zwischen Strom- und Gaspreisen. Laut dem Thinktank Agora Energiewende sind die Strompreise in Deutschland immer noch mehr als dreimal so hoch wie die Gaspreise. Im europäischen Vergleich liegt Deutschland damit beim Verhältnis von Strom- zu Gaspreisen mit an der Spitze.
Erdgas galt lange als günstige und effiziente Energiequelle zum Heizen, während Strom dafür als zu teuer angesehen wurde, erläutert Sabel. Der Paradigmenwechsel zur Wärmepumpe als günstigstem Heizsystem sei in Deutschland noch nicht richtig angekommen.
"Strom ist immer noch sehr teuer und stark mit Abgabe und Umlagen belastet in Deutschland. Die Regierung hat das jetzt erkannt, fünf Cent Senkung pro Kilowattstunde stehen im Raum", so der BWP-Chef. Die Energiepreissituation verführe die Deutschen praktisch zum Erdgas.
Dabei steht auch ein weiterer wichtiger Faktor einer ungetrübten Freundschaft im Weg: die hohen Preise für die Anschaffung und Installation der Wärmepumpe.
Laut Agora Energiewende sind die Preise in Deutschland rund dreimal so hoch wie in Frankreich, Italien, Polen oder den Niederlanden. Selbst mit maximaler Subventionierung liegen die verbleibenden Kosten in Deutschland noch fast genauso hoch wie in Italien ohne staatliche Förderung.
Branchengeschäftsführer Sabel sieht den Grund für diese Preisunterschiede vor allem im hohen Qualitätsanspruch und den damit verbundenen Faktoren, wie hohe Arbeitskosten, Löhne und die Erwartung an langlebige Produkte.