Bei der grünen Elektrifizierung legte Deutschland letztes Jahr eine Pause ein. Abzulesen ist das zum einen an der geringen Zahl neu zugelassener E‑Autos. 2024 kamen nur rund 380.000 reine Elektro-Pkw neu auf die Straße, ein Viertel weniger als im Jahr davor.

Einen noch größeren Einbruch erlebte die Wärmepumpe. Ihr Absatz brach gegenüber dem Boomjahr 2023 um nahezu die Hälfte ein. Nur noch rund 190.000 Wärmepumpen brachte die Branche 2024 an die Kundschaft.

 

Ganz ohne Lichtblicke ist die Lage nicht. So werden derzeit schon zwei Drittel aller Neubauten mit Wärmepumpen ausgestattet. Weil der Neubau in Deutschland aber ebenfalls am Boden liegt, änderte sich 2024 im Heizungsbestand fast nichts.

Dort hat klimafreundliche Technik – Elektro-Wärmepumpen, Solar- und Geothermie – weiter nur einen Anteil von etwas mehr als vier Prozent, weist die Statistik des Energiebranchenverbands BDEW aus. Drei von vier Heizungen im deutschen Wohnungsbestand werden weiter mit fossilem Gas oder Öl betrieben.

"Jahresendrallye" bei den Förderanträgen

Ein weiterer Lichtblick zugunsten der Wärmepumpe ist die steigende Inanspruchnahme der Heizungsförderung: Allein im November und Dezember letzten Jahres gab die zuständige KfW mehr als 50.000 Förderzusagen für den Einbau von Wärmepumpen.

Die Förderung kam so spät in die Gänge, weil erst ab Februar überhaupt Anträge gestellt werden konnten und erst ab September das Fördersystem richtig installiert war, heißt es beim Bundesverband Wärmepumpe (BWP).

Nach dem starken Einbruch 2024 müssten die Zahlen bald steil nach oben gehen, um die Klimaziele noch zu schaffen. (Bild: Bundesverband Wärmepumpe, Quelle: BWP/BDH-Absatzstatistik)

Diese "Jahresendrallye" bei den Anträgen spiegele auch die Verunsicherung der Leute wider. Sie hätten sich gefragt, wie es mit der Heizungsförderung 2025 unter einer neuen Bundesregierung weitergehe, erklärte BWP-Geschäftsführer Martin Sabel am Dienstag bei der Präsentation der Branchenzahlen.

Die Unternehmen seien jedenfalls darauf eingestellt, dass der Hochlauf der Wärmepumpe wieder anzieht, gab sich Sabel optimistisch. "Die Nachfrage und das Interesse an Wärmepumpen sind grundsätzlich da. Das stimmt uns schon ein Stück weit positiv."

Auch könne die Branche kurze Lieferfristen für die Wärmepumpe garantieren. Auf einen Handwerkertermin zum Einbau müssten die Leute derzeit zwei bis drei Monate warten, schätzt der BWP-Geschäftsführer.

Bei Preisprognosen hält sich die Branche zurück. Wärmepumpen würden künftig günstiger werden, doch die Kosten ließen sich aufgrund technischer Anforderungen und der nötigen Installation nicht beliebig senken. Eine Chance, zumindest preiswerter an Strom zu gelangen, sei die Nutzung variabler Stromtarife.

"Rückwärtsgewandte" Debatten ums Gebäudeenergiegesetz

Für wenig förderlich hält Sabel allerdings Diskussionen, Teile des Gebäudeenergiegesetzes wieder zurückzunehmen. Jede Art von "rückwärtsgewandter Debatte", ob fossile Energieträger nicht vielleicht doch besser seien, könne die Branche nicht gebrauchen, betonte er.

Aus Sicht der Branche muss es bei der Vorschrift im Heizungsgesetz bleiben, dass fossile Heizungen künftig nur noch dann installiert werden, wenn dahinter ein Plan für ihre Umstellung auf erneuerbare Alternativen bis 2045 steht.

Dieses Haus in Sachsen-Anhalt hat seit 2024 eine Wärmepumpe. Viele andere werden noch mit Gas beheizt. (Bild: Emil Junker)

Dabei gehe es nicht nur um Klimaschutz, sondern auch um den Schutz der Verbraucher vor falschen Versprechungen und Fehlinvestitionen, betonen die Branchenvertreter. Aus ihrer Sicht birgt vor allem die Erwartung, Gasnetze könnten großflächig auf Wasserstoff umgestellt werden, große Risiken in Bezug auf Verfügbarkeit und Kosten.

Die Wärmepumpe sei das "CO2-minimierendste" Mittel der Wahl, um Gebäude erneuerbar zu heizen, erklärte am Dienstag seinerseits BWP-Vizevorstand Klaus Ackermann.

Ackermann, zugleich Chef der Nibe Systemtechnik aus Celle, setzt sich dafür ein, den Förderrahmen für Wärmepumpen jetzt drei bis fünf Jahre lang stabil zu halten. Mit den Gesetzen zur Gebäudeenergie, zur Wärmeplanung sowie den Förderprogrammen BEG und BEW gebe es nunmehr die Grundlagen für einen klimaneutralen Gebäudebestand. Die für den Bundestag kandidierenden Politiker und Parteien seien aufgerufen, die Wärmewende als Chance zu erkennen, so Ackermann weiter.

Hohe Strompreise machen der Wärmepumpe zu schaffen

Neben den politischen Unwägbarkeiten machen der Branche die hohen Strompreise zu schaffen. Derzeit liegt der Preis für die Kilowattstunde Strom, etwa um das Zwei- bis Dreifache über dem des Heizungs-Hauptkonkurrenten Erdgas. Das macht den Effizienzvorteil der Wärmepumpe zunichte.

Die Branche fordert entsprechend einen niedrigeren Strompreis. Die Abgabenlast auf dem Strom sei noch immer viel zu hoch, betonte Sabel. Vor allem müsse für die hohen Netzentgelte eine Lösung gefunden und die Stromsteuer aufs europäische Mindestniveau abgesenkt werden.

Einen größeren Einfluss darauf, für welche Heizung sich die Leute entscheiden, nimmt nach Eindruck der Branche inzwischen die kommunale Wärmeplanung. Zum einen kommunizierten die Städte teilweise schon, wann sie aus dem Gasnetz aussteigen wollen. Das befördere den Trend zur Wärmepumpe.

Zum anderen warteten die Menschen mit ihrer Entscheidung für die künftige Heizung aber auch noch ab, weil ihr Haus möglicherweise ans Fernwärmenetz angeschlossen werden könnte.

 

Um die CO2-Ziele für 2030 im Gebäudesektor zu schaffen, müssten bis dahin laut den Klimaszenarien fünf bis sechs Millionen Wärmepumpen laufen. Derzeit sind es rund 1,7 Millionen. Für dieses Jahr rechnet der BWP mit einem Zuwachs von 260.000 Anlagen, wenn es politisch wenigstens bei den aktuellen Rahmenbedingungen bleibt.

Um in die Nähe der fünf Millionen zu kommen, müssten dann in den Folgejahren jedes Jahr mehr als eine halbe Million Wärmepumpen neu eingebaut werden. Das erscheint kaum möglich.

Für die Heizungsumstellung scheint deswegen auch das zu gelten, was sich für viele weitere Bereiche grüner Elektrifizierung abzeichnet: Das Tempo wird in den kommenden Jahren zulegen, die einst beschlossenen ehrgeizigen Ziele geraten aber außer Reichweite.