Wer will da widersprechen. Der Kampf gegen die Wohnungsnot tut not. Die Bundesregierung hat sich dazu etwas Neues ausgedacht. Das Förderprogramm hat zwar einen sperrigen Namen, verfolgt aber, zumindest auf den ersten Blick, ein gutes Ziel.

"Klimafreundlicher Neubau im Niedrigpreissegment" heißt es und soll die dritte Säule der Wohnraumförderung werden, neben den Finanzhilfen für Privatleute, die bauen wollen, und dem sozialen Wohnungsbau. Zwei Milliarden Euro macht die Ampel dafür locker.

 

Es geht um eher kleine und klimafreundliche Wohnungen, die zudem bezahlbar sein sollen. Es soll ein Angebot sein für Menschen, die für die Berechtigung für eine Sozialwohnung zu viel verdienen, aber zu wenig für "normale" Mieten (was man heute so normal nennt).

Die Reaktion? Die Wohnungswirtschaft senkt den Daumen, das Programm sei "inhaltlich schwach und finanziell unzureichend", so ihr Verband GdW. Die Umweltschützer ebenso. Die DUH kritisiert, der vorgesehene Wärmestandard sei zu schwach, die Gebäude verbrauchten zu viel Energie.

Die Ampel steckt in einem Dilemma. Sie muss Wohnraum schaffen, es fehlen 800.000 Wohnungen, zumindest nach Zahlen der Baubranche. Doch sie muss auch den Ressourcenverbrauch in dem Sektor drastisch reduzieren, Stichwort CO2 und Flächenversiegelung.

Nur falsch verteilt

Das ist die Quadratur des Kreises. Und leider scheitert die Ampel bisher daran, so wie die Regierungen vor ihr.

Das liegt unter anderem daran, dass die Wohnungspolitiker, vom Bund bis zu den Kommunen, die Aufgabe "Wohnraum schaffen" praktisch mit "neu bauen" gleichsetzen. Andere Potenziale sind unterbelichtet.

So ließe sich, gerade in den Ballungsräumen, mit entsprechenden Anreizen viel Wohnfläche in Büroimmobilien gewinnen, die wegen des Trends zum Homeoffice nicht mehr gebraucht werden.

Ebenso wichtig wäre es, mit der vorhandene Wohnfläche anders umzugehen. Denn Wohnraum ist in Deutschland eigentlich genug vorhanden, er ist nur falsch verteilt.

Joachim Wille ist Co-Chefredakteur des Online-Magazins Klimareporter°.

Es käme darauf an, die opulenten Flächen – pro Kopf im Schnitt inzwischen fast 50 Quadratmeter – besser zu nutzen, statt, wie die Baubranche, nur immer mit neuen Bauplätzen und frischem Beton zu rechnen.

Klar, es braucht kluge Lockmittel, um Menschen mit zu viel Wohnraum – von Eltern, deren Kinder ausgezogen sind, bis zu alleinstehenden Senior:innen – Veränderungen schmackhaft zu machen.

Warum keine Steuerbefreiung für "kleiner Wohnen" oder Wohngemeinschaften für Ältere? Warum nicht neue Wohnformen sponsern, statt in Neubauten zu investieren? Das wäre mal ein Konzept.