Wasserstoff gilt als der "Champagner der Energiewende". Der Grund: Er wird per Elektrolyse unter Verwendung großer Mengen Ökostrom hergestellt, und die Energieverluste dabei sind groß.

Trotzdem ist wohl unbestritten: Es braucht ziemlich viel von dem Gas, um Industrieprozesse wie die Stahlherstellung sowie Backup-Kraftwerke für sonnen- und windarme Zeiten, die heute noch mit fossilen Energien laufen, künftig klimafreundlich zu betreiben.

 

Deswegen ist es gut, wenn die Bundesregierung die Planung eines Wasserstoff-Kernnetzes von 9.700 Kilometern nun vorantreibt. Industriekonzerne und Kraftwerksbetreiber müssen sicher sein können, dass der Wasserstoff auch tatsächlich zu ihren Anlagen kommen kann, wenn er dereinst für die Umstellung gebraucht wird.

Logisch auch, dass der Staat dieses Netz vorfinanzieren muss, weil die Nutzung von Wasserstoff, von "grün" hergestelltem allzumal, noch minimal ist. Selbst für 2030 wird erst mit einem Bedarf von 95 bis 130 Milliarden Kilowattstunden H2 gerechnet, während das Kernnetz mehr als doppelt so viel liefern kann, nämlich 270 Milliarden.

"Wir bauen für die Zukunft", sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). Das hört sich gut an. Und Habeck kann, nach dem Fiasko mit dem Heizungsgesetz, nun auch wirklich positive Schlagzeilen brauchen. Die seien ihm gegönnt, auch wenn bislang unklar ist, wie groß das Wasserstoffnetz am Ende wirklich sein muss.

Die Erdgas-Lobby sähe es wohl gerne, wenn überall in ihrem derzeitigen Netz von über 500.000 Kilometern Länge künftig auch H2 strömen würde. Doch das ergibt keinen Sinn, weil zum Beispiel Heizwärme vielerorts effizienter per elektrischer Wärmepumpe geliefert werden kann.

Will sagen: Der Rückbau des Erdgas-Netzes muss mitgeplant werden.

 

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