Ölpalmen-Plantage auf der indonesischen Insel Java.
Ölpalmen, so weit das Auge reicht: Plantage auf der indonesischen Insel Java. (Foto: Achmad Rabin Taim/​Wikimedia Commons)

Indonesiens Präsident Joko Widodo hat alles versucht. Er hat die strategische Reserve angezapft, Subventionen eingeführt, den Preis gedeckelt und Exportquoten erlassen.

Nichts hat gefruchtet: Palmöl war entweder gar nicht mehr erhältlich oder sehr teuer. Seit Beginn des Jahres ist in Indonesien der Preis für einen Liter des Speiseöls um 40 Prozent gestiegen und es kam zu Demonstrationen.

Letzte Woche, kurz vor den Feierlichkeiten zum Ende des Ramadan, verfügte Widodo dann die radikalste mögliche Maßnahme: ein Exportverbot für Rohpalmöl wie auch für raffiniertes Palmöl.

Dieser Schritt hat Folgen für die ganze Welt. Palmöl ist vor Soja-, Raps- und Sonnenblumenöl das wichtigste pflanzliche Öl der Welt und Indonesien mit einem Anteil von 60 Prozent der weltweit größte Produzent

Hinzu kommt, dass die Produktion in Malaysia, dem zweitgrößten Produzenten von Palmöl, zurückgegangen ist. Wegen der Coronakrise fehlen dort ausländische Arbeiter, die sich sonst um die Palmölplantagen kümmern.

Außerdem ist Sonnenblumenöl knapp: Die Ukraine und Russland produzieren zusammen 55 Prozent des Sonnenblumenöls auf der Welt. Und auch das Angebot an Sojaöl auf dem Weltmarkt ist beeinträchtigt. Wegen der Dürre in Brasilien und Argentinien sind dort die Ernten geringer als sonst.

Der Index der Welternährungsorganisation FAO für Pflanzenöle ist denn auch stärker gestiegen als jeder andere Subindex. Stand Anfang April hat sich Pflanzenöl um 60 Prozent gegenüber dem Vorjahr verteuert.

Dieser Preisschub macht sich dann bei fast jedem Produkt im Supermarkt bemerkbar. Palmöl findet Verwendung in Lebensmitteln, aber auch in Haarwaschmitteln, Zahnpasta und Lippenstiften. Nicht zuletzt wird es zu Biodiesel verarbeitet.

Von China lernen?

Besonders betroffen sind Länder, die einen Großteil ihres Bedarfs an Pflanzenölen importieren. Dazu gehören Indien, Pakistan und Bangladesch, aber auch Ägypten und Kenia – Länder, die in der Vergangenheit meist auch viel Getreide aus der Ukraine eingeführt haben.

Wie schwerwiegend die Folgen von Indonesiens Exportstopp sein werden, hängt auch davon ab, wie lange dieser in Kraft bleibt. Der begrenzende Faktor ist hier die Lagerkapazität. "Bei einem totalen Verbot sind in weniger als einem Monat alle Tanks voll", sagte Eddy Martono, Generalsekretär von Gapki, Indonesiens größtem Palmölverband.

Auch Präsident Widodo hat von Anfang an klargestellt, dass der Bann vorübergehend ist: "Sobald der Inlandsbedarf gedeckt ist, werde ich das Exportverbot natürlich aufheben, denn ich weiß, dass das Land Steuern, Devisen und einen Handelsbilanzüberschuss braucht, aber die Befriedigung der Grundbedürfnisse der Bevölkerung hat Vorrang."

Aber selbst wenn der Exportstopp nur von kurzer Dauer ist, dürfte er längerfristige Folgen haben. Immer mehr Länder werden wohl anfangen, Lebensmittel einzulagern, weil sie nicht mehr darauf vertrauen, dass sie sich im Fall einer Krise auf dem Weltmarkt eindecken können.

Zu diesen Ländern gehört vor allem China. Obwohl das Land nur 20 Prozent der Weltbevölkerung ausmacht, hat es nach Schätzung der US-Regierung 69 Prozent der globalen Maisreserven, 60 Prozent der Reisreserven und 51 Prozent der Weizenreserven gebunkert.

China bestätigt das im Prinzip. "Unsere Weizenvorräte reichen aus, um die Nachfrage für eineinhalb Jahre zu decken. Es gibt keinerlei Probleme bei der Versorgung mit Lebensmitteln", sagte Qin Yuyun, Leiter der "Nationalen Behörde für Lebensmittel und Strategische Reserven".

Genau diese Gewissheit – dank üppiger Reserven immer genug zu essen zu haben – werden immer mehr Länder anstreben, wenn sich der Weltmarkt wieder und wieder als unzuverlässiger Lieferant erweist. 

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