Kaffeestrauch auf einem Feld in Ruanda.
Kaffeesträucher, hier in Ruanda, sind temperaturempfindlich. Mit der Erderwärmung drohen weltweit die Anbaugebiete zu schrumpfen. (Foto: Carla Constanza)

Der Preis für grüne Kaffeebohnen ist seit 16 Monaten ununterbrochen gestiegen. Im Januar war Kaffee fast doppelt so teuer wie ein Jahr zuvor, wie Zahlen des Branchenverbands International Coffee Organization (ICO) zeigen.

Der Preisanstieg ist primär der Verteuerung der Kaffeesorte Arabica geschuldet, deren teuerste Variante jetzt knapp 6,50 Dollar pro Kilo kostet. Der Preis für Robusta ist hingegen nur wenig gestiegen.

Da die Kaffeenachfrage noch immer schwächer ist als zu Beginn der Coronapandemie, liegt der Grund für den Preisanstieg beim Angebot: In Brasilien herrscht seit zwei Jahren Dürre. Im vierten Quartal 2021 exportierte Brasilien ein Viertel weniger Kaffee als im Jahr zuvor.

Das zeigt sich auch an den Lagerbeständen: An den beiden wichtigsten Handelsplätzen für Kaffee, New York und London, sind sie auf ein 22-Jahre-Tief geschrumpft.

Wie groß die Lagerbestände in Brasilien sind, ist allerdings unbekannt. Nicolas Rueda, der Präsident des Verbands der brasilianischen Kaffeeexporteure Cecafé, versichert aber, diese seien "groß genug, um die lokale und internationale Nachfrage zu decken". Ein Problem seien aber die aktuellen Engpässe beim Containertransport.

"Der gesamte logistische Prozess ist unausgewogen und es wird lange dauern, bis er sich vollständig erholt hat", sagte Rueda der US-Nachrichtenagentur Bloomberg. Wegen des Containermangels haben manche Exporteure damit begonnen, Kaffeesäcke wie vor der Containerisierung des Welthandels als Massenstückgut zu verschiffen.

Manish Dhawan vom Kaffeegroßhändler Olam sagte dazu: "Wenn man mit einigen der älteren Händler spricht, war das Ende der 80er oder vielleicht Anfang der 90er Jahre, als sie das zum letzten Mal gemacht haben, also ist das auch für uns eine Art Neuland." Heute sei diese Transportmethode aber eine "komplexe Operation" mit diversen Nachteilen: Nicht alle Häfen haben die richtigen Anlagen, um die Ladung zu löschen, und auch der Weitertransport an Land ist komplizierter als bei Containern.

Kaffeebauern haben vom Preisanstieg wenig

Wie sehr die Kaffeebauern von dem Preisanstieg profitieren, ist schwer abzuschätzen. Drei Viertel des Kaffees stammen von relativ kleinen Betrieben und nur ein Viertel von Plantagen. Eine Studie der niederländischen Entwicklungsorganisation Hivos schätzt, dass es weltweit 12,5 Millionen Kaffeebauern gibt, von denen 84 Prozent weniger als zwei Hektar bewirtschaften.

Den vielen kleinen Produzenten stehen relativ wenige Abnehmer gegenüber. Nur fünf Großhändler schlagen rund ein Drittel der weltweiten Produktion um. Ihren Sitz haben die meisten Kaffeehändler in der Schweiz. Die Mitglieder der Schweizerischen Kaffeehändler-Vereinigung beliefern rund die Hälfte des Weltmarkts.

Und auch bei den Röstereien ist die Marktkonzentration hoch. Die zehn größten haben zusammen einen Marktanteil von mehr als einem Drittel. Darunter sind bekannte Namen wie Nestlé, Jacobs, Starbucks, Lavazza, Melitta und Tchibo. In den Herkunftsländern des Kaffees gibt es hingegen keine größeren Röstereien, weil Kaffee aus Sicht vieler Konsumenten "frisch geröstet" sein sollte.

Mitglieder einer Kaffee-Kooperative sitzen auf dem Boden und lesen Kaffeebohnen aus.
Oft noch Handarbeit: Mitglieder einer Kooperative in Ruanda sortieren Kaffee nach Qualität. (Foto: Carla Constanza)

Die größten Margen fallen denn auch bei den Händlern und Röstereien an. Konsumenten geben weltweit zwischen 200 und 250 Milliarden US-Dollar pro Jahr für Kaffee aus. Davon bekommen die Herkunftsländer der Bohnen nur rund 20 Milliarden und die Bauern noch weniger.

Seit der "Kaffeekrise" um die Jahrtausendwende gibt es diverse Versuche, die Kaffeelieferkette nachhaltiger zu machen, was die Einkommen der Bauern wie auch die Umweltbelastung aus dem Kaffeeanbau betrifft. Am bekanntesten sind Zertifizierungsprogramme wie das von Fairtrade oder das schwächere der Rainforest Alliance. Mittlerweile sind 55 Prozent der globalen Kaffeeproduktion zertifiziert.

In der Hivos-Studie heißt es allerdings: "Trotz dieser beeindruckenden Zahl werden die direkten Vorteile für die Landwirte – wie Preisaufschläge oder Zugang zu neuen Märkten – durch die Nachfrage begrenzt." Und die ist deutlich geringer als das Angebot an zertifiziertem Kaffee: Im Jahr 2019 wurde rund die Hälfte davon als herkömmlicher Kaffee verkauft.

Die Unterschiede unter den Röstereien sind allerdings groß. Starbucks kauft fast ausschließlich zertifizierten Kaffee, Nestlé bezieht nach eigenen Angaben deutlich mehr als die Hälfte des Bedarfs aus verantwortlichen Quellen. Bei anderen ist der Anteil des zertifizierten Kaffees hingegen oft sehr klein.

Schlecht für Böden, Wasser und Wälder

Insgesamt führt aber der Druck, immer mehr zu produzieren, zu einem erhöhten Einsatz von Dünger, Pestiziden und Wasser. Wegen des Klimawandels steigt zudem die Gefahr, dass für den Kaffeeanbau Wälder gerodet werden.

Traditionell wurden Kaffeebüsche im Schatten großer Bäume angebaut. Um den Ertrag zu steigern, werden die Bäume heute aber oft gefällt. Dadurch nimmt die Artenvielfalt ab und die Bauern müssen Schädlinge durch den vermehrten Einsatz von Pestiziden in Schach halten. Auch die Fruchtbarkeit der Böden leidet, was wiederum durch den Einsatz von Kunstdünger kompensiert wird.

Arabica und der Rest

Die Kaffeepflanze wurde zuerst in Äthiopien genutzt, wo sie schon im 9. Jahrhundert erwähnt wurde. Von dort gelangte sie nach Jemen, das den Kaffeehandel lange dominierte. Der Kaffeegenuss verbreitete sich dann über das Osmanische Reich bis nach Europa. Im Jahr 1673 wurde in Bremen das erste deutsche Kaffeehaus eröffnet.

Von den zehn Millionen Tonnen Kaffee, die letztes Jahr geerntet wurden, entfielen 60 Prozent auf die Sorte Arabica und 40 Prozent auf die Sorte Robusta. Arabica wird vor allem in Brasilien und Kolumbien angebaut und Robusta in Vietnam.

Da Robusta höhere Erträge pro Hektar liefert und maschinell geerntet werden kann, liegt der Preis deutlich unter dem von Arabica. Wer einen Koffeeinkick braucht, sollte zu Robusta greifen: Die Sorte enthält fast doppelt so viel von dem Wachmacher.

Eine dritte Sorte ist Liberica, die ursprünglich aus Westafrika stammt. Heute produzieren allerdings die Philippinen, Indonesien und Malaysia den Großteil dieser widerstandsfähigen Sorte für den lokalen Konsum. 

Hinzu kommt die Bodenerosion. Da Kaffee typischerweise an Hängen angebaut wird, wird viel mehr Erdreich weggespült, sobald große Bäume fehlen. Und schließlich steigt der Wasserverbrauch. Um den Kaffee für eine Tasse zu produzieren, sind 140 Liter Wasser erforderlich.

Der Kaffeeanbau kann außerdem zur Entwaldung beitragen. Eine Studie aus dem Jahr 2014 zeigt, dass der Kaffeekonsum Jahr für Jahr um 140.000 Tonnen steigt. Um die Produktion entsprechend zu erhöhen, müssen entweder die Erträge pro Hektar steigen oder mehr Land muss für den Kaffeeanbau genutzt werden.

Von den untersuchten Ländern ist die Ertragssteigerung allerdings nur in Brasilien gelungen, wo es besonders viele Kaffeeplantagen gibt. In Vietnam, Indonesien, Äthiopien, Indien, Peru und Honduras gibt es hingegen Anzeichen, dass Wald gerodet wurde, um die Produktion auszuweiten.

Wegen des Klimawandels könnte sich dieses Problem noch verschärfen. Insbesondere Arabica-Kaffee ist sehr temperaturempfindlich. Die Büsche wachsen am besten bei einer konstanten Durchschnittstemperatur von 15 bis 24 Grad. Mit Klimamodellen lässt sich zeigen, dass in Lateinamerika für den Kaffeeanbau geeignete Flächen bis zum Jahr 2050 um mehr als drei Viertel schrumpfen werden.

Um der Hitze auszuweichen, wird der Kaffeeanbau daher in immer höher gelegene Gebiete vordringen, die oft noch bewaldet sind. Zum Klimawandel trägt der Kaffeeanbau außer bei Entwaldung hingegen relativ wenig bei – es sei denn, der Kaffee kommt per Luftfracht, was immer häufiger geschieht.

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