Bioland-Milchkarton mit der Aufschrift: 'Karton und Verschluss basieren auf erneuerbaren Rohstoffen'.
... trotzdem muss dieser naturfarbene Biomilchkarton von Tetrapak in den Plastikmüll. (Foto: Stefan Stivolonski/​Open Food Facts)

Die Deutschen sind Europameister – im Müllproduzieren. Über 227 Kilo Verpackungsabfall pro Kopf und Jahr fallen hierzulande an, und die Mengen steigen von Jahr zu Jahr.

Trotzdem sind viele Verbraucher natürlich klima- und ressourcenbewusst. Tun, was man so tun kann. Bringen Einkaufstasche oder -beutel mit, kaufen Obst und Gemüse unverpackt, nutzen Mehrweg.

Auch viele Verpackungshersteller bedienen den Öko-Trend: Bio-Milch im "Pappkarton", Reinigungsmittel in der Plastikflasche mit Aufschrift "Made for Recycling", Wurst in der Verbundverpackung mit "65 Prozent weniger Kunststoff".

Sinn der Übung: Die Verpackungen sollen besonders umweltfreundlich daherkommen. Gearbeitet wird mit viel grüner Farbe, einem "natürlichen" Design und Öko-Siegeln.

Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hat sich die Sache genau angeschaut. "Steckt dahinter tatsächlich ein ökologischer Mehrwert?" Insgesamt 60 Verpackungen, 33 Drogerieartikel und 27 Lebensmittelprodukte, wurden genauer analysiert und zum Teil unter wissenschaftlicher Begleitung mit Verbraucherinnen und Verbrauchern begutachtet.

Das Ergebnis: Die Aufmachung führt oft in die Irre. Die potenzielle Kundschaft bewertetet die Mehrzahl der Produkte "grüner" als die Fachleute der Verbraucherzentrale.

Ein besonders problematischer Fall sind laut dem Verband Getränkekartons im "Altpapier-Look". Viele vermuteten, dass die Verpackung anschließend ins Altpapier gehöre. Tatsächlich muss sie in den gelben Sack, sie besteht aus einem Verbundstoff.

Joachim Wille ist Chefredakteur des Online-Magazins Klimareporter°.

Daumen runter auch bei Umverpackungen aus "Öko-Papier", etwa bei Zahnpasta. Sie suggerierten Umweltfreundlichkeit, dabei sei die zusätzliche Umhüllung der Kunststofftube schlicht Ressourcenverschwendung.

Aber es gibt auch Positives: Verpackungen von Drogerieprodukten, die tatsächlich einen sehr hohen Anteil an recyceltem Plastik aufweisen. Teils wird laut den Verbraucherschützern sogar "Social Plastic" verwendet. So nennt man Abfälle, die in der Umwelt aufgesammelt und dann wiederverwertet werden.

Also: Wir müssen beim Einkauf gewaltig aufpassen, um nicht an der Nase herumgeführt zu werden. Wir laufen nicht nur Gefahr, auf Greenwashing hereinzufallen. Wenn wir Verpackungen dann auch noch falsch entsorgen, geht die Sache sogar nach hinten los.

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