Hier ist ein großer Solarpark zu sehen.
In die Solarenergie wurden 2017 Rekordsummen investiert. Weniger gut sah es für die Onshore-Windkraft aus. (Foto: Grégory Roose/Pixabay)

"Besorgniserregend" findet Fatih Birol, wie sich die weltweiten Energieinvestitionen im vergangenen Jahr entwickelt haben. "Es wäre eigentlich nötig, dass schnellstmöglich mehr Geld in saubere Energien fließt", sagt der Chef der Internationalen Energieagentur IEA. "Nur so würden wir unsere Ziele für Klimaschutz, Luftreinhaltung und Energiesicherheit erreichen."

Doch danach sieht es nicht aus, wie der aktuelle Bericht "World Energy Investment 2018" aus Birols Haus zeigt. Der Report schlüsselt detailliert auf, wie viel Geld 2017 in fossile und erneuerbare Energieträger geflossen ist.

Während die Investitionen in Ökoenergien zurückgingen, stiegen die in fossile Energien im vergangenen Jahr an. Der Anstieg ist zwar nur gering und er betrifft auch nur den Öl- und Gassektor, während die Investitionen in Kohlekraftwerke schrumpften. Bemerkenswert ist der leichte Anstieg dennoch, da es sich um den ersten Zuwachs seit 2014 handelt.

Damals waren mit dem Verfall des Ölpreises auch die Geldflüsse in den Öl- und Gassektor stark gefallen. Nun geht es laut Report wieder nach oben. Auch für das laufende Jahr erwartet die IEA eine weitere Aufwärtsentwicklung. "Fossile Brennstoffe werden auch in den kommenden Jahren eine bedeutende Rolle spielen", lautet deshalb das Fazit der Agentur.

Das ist auch deshalb beunruhigend, weil die fossilen Energien noch immer für 59 Prozent aller weltweiten Energieinvestitionen stehen. 2030 darf dieser Anteil aber nur noch bei 40 Prozent liegen, hat die Energieagentur berechnet, wenn die Pariser Klimaziele erreichbar bleiben sollen. Die jetzige Entwicklung bedeutet deshalb: Die Zeit wird sehr knapp.

Bei den Investitionen in Ökoenergien verzeichnet der IEA-Bericht einen Rückgang von sieben Prozent. "Enttäuschend" nennt Agentur-Chef Birol das. Ohne ein kräftiges Plus bei den Investitionen sei der Ausbau der Erneuerbaren gefährdet, warnt er.

Zwar verzeichnete die Solarenergie 2017 erneut einen kräftigen Boom. Wind- und Wasserkraft wurden jedoch deutlich weniger nachgefragt und verhagelten so die Bilanz.

Einbruch bei Windkraft an Land

Vor allem Windenergie an Land schwächelte. Hier brachen die Investitionen um fast 15 Prozent ein. Ein Drittel davon ist allerdings auch einer positiven Entwicklung zuzuschreiben, nämlich den gefallenen Kosten.

Bei Offshore-Windanlagen erreichten die Kapitalflüsse hingegen ein neues Rekordhoch. Vor allem in Europa wurde kräftig in die Meereswindkraft investiert. Insgesamt sind dort laut IEA-Bericht 4.000 Megawatt neue Offshore-Kapazität ans Netz gegangen.

Die Aussichten für das laufende Jahr schätzt die Agentur nicht rosig ein. Auch 2018 sei mit ähnlich niedrigen Investitionen in Ökoenergien zu rechnen, fürchtet die IEA.

Der Grund: China war 2017 für rund 45 Prozent aller weltweiten Solar-Investitionen verantwortlich. Nun hat das Land seine Solarförderung stark zurückgefahren. Seit Juni werden gewerbliche Photovoltaik-Anlagen nicht mehr bezuschusst.

Ohne solche Förderungen, notiert die IEA, läuft im Energiesektor fast gar nichts mehr. Weder bei den Erneuerbaren noch bei den Fossilen.

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