"Unsere Fähigkeit, uns anzupassen", schrieb Blackrock-Chef Larry Fink in seinem Jahresbrief 2024, "hat unseren Anteilseignern seit unserem Börsengang im Jahr 1999 eine Gesamtrendite von 9.000 Prozent beschert."

Laurence Douglas "Larry" Fink hat sich eine Zeitlang in der Rolle des grünen Vordenkers der Finanzszene gefallen. Finks legendäre Jahresbriefe strotzten vor Nachhaltigkeit und profitablen grünen Ideen.

 

In dem jüngsten 30-seitigen Schrieb an die Vorstandsvorsitzenden und die Welt tauchte sustainability aber nur noch zweimal auf. Altersvorsorge und Infrastruktur waren stattdessen die Mega-Themen, die den Boss der weltgrößten Vermögensverwaltung umtrieben.

Nun ist Blackrock aus der "Net Zero Asset Managers Initiative" (NZAM) im Januar ausgetreten.

Blackrock folgt mit seinem Rückzug den großen Wall-Street-Banken. Seit Anfang Dezember haben Goldman Sachs, Wells Fargo, Citigroup, Bank of America, Morgan Stanley und J.P.Net Morgan das Klimabündnis NZAM verlassen.

Die Initiative gibt sich in einer Stellungnahme von Mitte Januar gelassen. NZAM war erst vor vier Jahren gegründet worden und hat sich dem nicht überaus ehrgeizigen Ziel der Klimaneutralität bis 2050 verschrieben.

Die über 300 internationalen Finanzdienstleister, die der Organisation angehören, verwalten laut Website Vermögenswerte über 57,5 Billionen US-Dollar, was – Äpfel-Birnen-Vergleich – etwa der Hälfte der globalen Wirtschaftsleistung eines Jahres, des Welt-BIP, entspricht. Die Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch mit Sitz in Bonn hält NZAM immerhin für "wichtig".

Die Mitgliedsinstitute, die jetzt die Klimaallianz verlassen, waren allerdings "noch nie Vorbilder für eine fossilfreie Finanzwelt", sagt Katrin Ganswindt, Finanzrecherche-Chefin der Nichtregierungsorganisation Urgewald. Ihr Abschied biete sogar eine Chance, um endlich ehergeizige und effektive Standards für eine Paris-konforme Finanzwelt zu entwickeln.

Republikaner betrachten NZAM als verbotenes Kartell

Vor der Austrittswelle hatte der Justizausschuss im US-Repräsentantenhaus in Washington, in dem die Republikanische Partei von Donald Trump schon vor der jüngsten Wahl die Mehrheit hatte, politischen Druck aufgebaut. In einem Mitte Dezember veröffentlichen Report wirft der von dem Trump-Vertrauten Jim Jordan geführte Ausschuss den Mitgliedern der NZAM-Klimaallianz vor, gegen US-Wettbewerbsrecht zu verstoßen.

Früher oder später müssen Klimarisiken eingepreist werden, wenn die Profitraten weiter stimmen sollen. (Bild: Vitaliy Shakurov/​Pixels Hunter/​Shutterstock)

Laut dem 78-seitigen Report versucht ein "linkes Klima-Kartell" von Finanzmanagern die amerikanischen Energiekonzerne zu zwingen, sich dem Netto-Null-Ziel zu beugen. In einem Schreiben des Justizausschusses, unterschrieben von Jordan und seinem Parteifreund Thomas Massie, werden die Wall-Street-Banken verpflichtet, über ihre Tätigkeit in der Klimaallianz zu berichten.

Wenn Trump am Montag seine zweite Amtszeit als Präsident antritt, hat er nicht nur eine Mehrheit im Repräsentantenhaus hinter sich, sondern auch im Senat. Trump wird sich daher auf eine Mehrheit in beiden Kongresskammern stützen können und über enorme Macht verfügen.

Der Eintritt von Blackrock und Co in die Klimaallianz mag idealistisch motiviert gewesen sein, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung vermutet: "Vor allem diente er dem Zweck, die Kritik von Politikern und Umweltorganisationen abzufedern, und um für ums Klima besorgte junge Leute ein attraktiver Arbeitgeber und Finanzdienstleister zu bleiben." Doch der Wind in den Vereinigten Staaten dreht sich.

Wall Street besiegt Trump

Mit ihrem Kurs des vorauseilenden Gehorsams folgen die Banker prominenten Industriellen wie Jeff Bezos (Amazon), Elon Musk (Tesla) oder Mark Zuckerberg (Facebook), die öffentlich auf der Trump-Welle surfen. Trumps America-First-Ideologie mag zunächst günstig fürs Geschäft der Geldgiganten sein.

Wer aber Koch und wer Kellner ist, wird sich noch zeigen. In der amerikanischen Geschichte gab es viele Versuche, die Macht der Wall Street zu brechen. Letztlich setzten sich, auch aufgrund öffentlichkeitswirksamer Zugeständnisse an den jeweiligen Zeitgeist, meist die ökonomischen Interessen durch.

"Ein Blindflug ist hier wenig klug und absehbar teuer", sagt Germanwatch-Politikchef Christoph Bals in Richtung der Aussteiger. Zudem müssten US-Banken bei absichtlicher Nichtberücksichtigung von Risiken mit Klagen von Verbraucherschutzverbänden rechnen.

Es bleibe nun abzuwarten, so Bals, ob die NZAM-Aussteiger tatsächlich ihre Risikopolitik verändern. International erhöhe ein Flickenteppich aus Regeln pro und kontra Nachhaltigkeit die Kosten letztlich für alle.

Mittelfristig könnte Trump mit der eminenten Staatsverschuldung der USA, steigenden Zinssätzen und der Konjunktur zu kämpfen haben, erwarten Ökonomen. Kein Spitzenmanager, kein Kapitalist, kein professioneller Aktionär werde daher alles auf die Karte Trump setzen. "Vor Trump" gilt für Strategen bereits als "nach Trump".

So gelten grüne Geldanlagen mittelfristig durchaus als hinreichend profitabel. Erfahrungen von Finanzdienstleistern und wissenschaftliche Studien belegen dies.

Für die ganz Großen wie Blackrock, Citibank oder Goldman Sachs – oder auch Allianz, Deutsche Bank und Münchener Rück – ist der Markt nachhaltiger Produkte zwar noch zu klein. Aber perspektivisch müssen Klimarisiken stärker beachtet werden, sollen die Profitraten nachhaltig stimmen.

Dafür braucht es nicht zwingend Finanzmarkt-getriebene Klimaallianzen. Jedenfalls nicht diese.