Wissen ist Macht. Der englische Philosoph Francis Bacon, einer der ersten Aufklärer, hat diese Erkenntnis formuliert. Genau heißt es in seinem Werk "Meditationes sacrae" von 1597: "Denn auch die Wissenschaft selbst ist Macht."

Der Anti-Aufklärer Donald Trump versucht gerade, das Gegenteil zu beweisen. Unwissen ist Macht, so kann man seine Ziele in der Forschungs- und speziell der Klimaforschungspolitik beschreiben.

 

Der US-Präsident nimmt es mit der Wahrheit nicht so genau. Das ist bekannt. Noch schlimmer, er arbeitet bewusst mit Fake-News.

Zum Beispiel: Während seiner ersten Amtszeit behauptete er, der Klimawandel sei von den Chinesen erfunden worden, um der US-Wirtschaft zu schaden.

Oder: Er und seine Leute stellten infrage, dass die steigenden CO2-Konzentrationen überhaupt eine Auswirkung hätten: Seit 1998 habe es keine signifikante Erwärmung gegeben. Als ein Team des Lawrence Livermore National Laboratory in Kalifornien das widerlegte, wurden ihm die Forschungsgelder gekürzt.

Noch radikaler

Nun gehen Trump und Konsorten noch radikaler vor. So soll das Büro geschlossen werden, von dem aus die CO2-Messstation auf dem Vulkan Mauna Loa auf Hawaii betreut wird. Dort, auf 3.400 Metern Höhe, ohne Störeinflüsse durch Industrie oder Verkehr, werden die exakte Zusammensetzung der Luft und der Anteil der Treibhausgase bestimmt.

Es handelt sich um die weltweit wichtigste Station dieser Art, denn die Messreihe geht bis in die 1950er Jahre zurück. Das gibt es sonst nirgends.

Es existieren inzwischen zwar auch andere Reihen, etwa die von Icos, einem Netzwerk von 140 CO2-Messstationen in Europa. Doch der Abbruch der Langzeit-Messreihe vom Mauna Loa wäre ein Sakrileg. Eine Basis des Wissens zum Klimawandel würde zerstört.

Joachim Wille ist Co-Chefredakteur des Online-Magazins Klimareporter°.

Die US-Klimaforschung hat in den letzten Jahrzehnten weltweit am meisten zum Verständnis der Veränderungen in der Atmosphäre beigetragen.

Dieses Wissen will Trump zerstören, nicht nur durch die Aktion am Mauna Loa, sondern auch mit Entlassungen und Mittelkürzungen etwa bei der Nationalen Ozean- und Atmosphärenbehörde NOAA oder durch die Löschung von Klima-Informationen auf der Website der US-Umweltbehörde. Schlechtere Klima- und Extremwetterprognosen werden die Folge sein.

Trump will zurück in die Zeit vor Francis Bacon, als die die Herrscher ihre Macht auch auf die Unwissenheit ihrer Untergebenen stützen konnten. Zurück ins Mittelalter.

 

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